Herr von Ribbeck auf Ribbeck…in Siebenbürgen

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Gemeindefest des Gemeindeverbands Hermannstadt in Hammersdorf

Ausgabe Nr. 2552

Blick in den Festsaal der „Grünen Kirchenburg“ beim gemeinsamen Mittagessen.                                                                   Foto: Gerhild RUDOLF

Am 15. Oktober wurde in der Gemeinde Hammersdorf ein Erntedankgottesdienst und das Gemeindefest des Hermannstädter Gemeindeverbands gefeiert. Das Fest ist neben dem Ostereiersuchen und dem Sommerfest das dritte große Fest, das jedes Jahr in der Gemeinde ausgerichtet wird. In der Kirche waren viele Gäste erschienen, unter ihnen zahlreiche Kinder, die auch den Gottesdienst mitgestalteten. Durch den Gottesdienst führten der Stadtpfarrer von Hermannstadt, Kilian Dörr, und Pfarrer Ralf Musold aus Berlin-Köpenick, der Partnergemeinde von Hammersdorf. Für das musikalische Programm sorgte Stadtkantorin Brita Falch-Leutert.

 

Der Gottesdienst, der zu Beginn als „Fest des Gedankenaustauschs“ bezeichnet wurde, stand ganz im Zeichen der Kinder. Zur Eröffnung legte eine Kindergruppe Gemüse und Obst vor dem Altar ab; ein Kinderchor sorgte für musikalische Gesangseinlagen.

Auch die Predigt, die Ralf Musold hielt, stellte die Kinder in den Mittelpunkt: Anknüpfend an das berühmte Gedicht „Herr von Ribbeck auf Ribbeck im Havelland“ von Theodor Fontane, der, wie Musold sagte, als deutsches Pendant zu Samuel von Brukenthal gesehen werden kann, zog er Parallelen zur heutigen Situation. Herr von Ribbeck, ein preussischer Gutsherr, weise viele Ähnlichkeiten mit dem siebenbürgisch-sächsischen Gutsherrn auf: Ein verschrobener alter Mann, der, vielleicht merkwürdig gekleidet, Birnen austeilt an Gerechte und Ungerechte. Dessen letzter Gedanke nicht primär seinen Gütern gelte, sondern den Segen in den Mittelpunkt stelle, den er zu geben, zu vererben habe. Dieser Segen richte sich an die Nachwachsenden, eben die nächste Generation, die Kinder.

In diesem Sinne kam Musold auch auf Gemeinschaften zu sprechen, die zerfallen. Die Situation sich leerender Kirchen in Berlin sei der in Siebenbürgen nicht unähnlich. So müsse man hoffen, dass Neues entstehen könne. Da sich niemand allein Segen bewahren könne, sondern dieser immer in Form von Gemeinschaft entstehe, komme es gerade heute darauf an, „Profit und Erfolgsdenken Mitmenschlichkeit und Zusammenhalt“ entgegenzusetzen. Ein „fröhlicher Geber“, ein „Einheimischer“, eben „ein Brukenthal“, mit dem Musold die Figur im Gedicht Fontanes verglich, könne hier als Vorbild dienen. Gegen Ende der Predigt stand die Frage im Raum, wie ein jeder zu einem Ribbeck werden könne.

Bei Bastel-Spielen für die Kinder im Garten und bei einem gemeinsamen Mittagessen im Gebäude der alten Schule, in dem derzeit das Projekt „Grüne Kirchenburg“ und die Charlotte-Dietrich-Schule untergebracht sind, klang die Veranstaltung bei selbstgemachtem „Hammersdorfer Pesto“ und anderen Köstlichkeiten aus.

Aurelia BRECHT

 

 

Veröffentlicht in Aktuelle Ausgabe, Kirche.