,,Wir haben alles, was wir brauchen“

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Streiflichter vom Hermannstädter Weihnachtsmarkt auf dem Großen Ring

Ausgabe Nr. 2937

Weihnachtsmarkt zur „Blauen Stunde”: Die Organisatoren in Hermannstadt sind bemüht, Jahr für Jahr neue Attraktionen zu bringen, auch wenn sie in den Jahren danach von anderen Weihnachtsmärkten übernommen werden, erklärte Event-Manager Andrei Drăgan Răduleţ seitens der Organisatoren bei der Pressekonferenz am Tag der Eröffnung. Unser Bild: Blick auf den Weihnachtsmarkt zur sogenannten „Blauen Stunde”, zwischen Abenddämmerung und Nachthimmel.                                                                          Foto: Laura MICU

Welcher ist schöner, welcher ist bekannter, welcher ist populärer? Der inzwischen schon traditionelle „Weihnachtsmarktkrieg” zwischen Hermannstadt und Craiova hat am Freitag, dem 14. November, begonnen, denn zeitgleich wurden beide eröffnet. Die Meinungen bleiben gespalten, doch für die meisten Hermannstädter ist es klar: „Unser” Markt ist schöner, eleganter und bestimmt weniger kitschig. Nicht zu vergessen: Teuer sind beide, aber das gehört eben dazu. Die Organisatoren in Hermannstadt sind bemüht, Jahr für Jahr neue Attraktionen zu bringen, auch wenn sie in den Jahren danach von anderen Weihnachtsmärkten übernommen werden, erklärte Event-Manager Andrei Drăgan Răduleţ seitens der Organisatoren bei der Pressekonferenz am Tag der Eröffnung. Der Weihnachtsmarkt auf dem Großen Ring ist bis zum 4. Januar 2026 geöffnet.

Für Andrei Drăgan Răduleţ ist der Unterschied zwischen dem Hermannstädter und den anderen Märkten klar: „Wir versuchen eine eher deutsche Richtung zu halten und eher auf Tradition zu setzen. Das ist schon die 17. Auflage und Tradition ist ein Wort, das wir ruhig benutzen dürfen. Hier in Hermannstadt stehen die Aussteller im Mittelpunkt des Weihnachtsmarktes. Deswegen starten wir die Einschreibung der Aussteller schon im Monat Mai und die Aussteller haben viel Zeit, sich vorzubereiten, so dass sie hochqualitative Ware bringen. Schöne Sachen kann man nicht schnell machen. Das ist einer der Punkte, bei dem der Markt hier sich von den anderen abhebt, denn viele andere Weihnachtsmärkte beginnen mit dieser Prozedur erst im November und für die Aussteller ist die Zeit dann ziemlich knapp.”

Was die Beteiligung betrifft, sagte Drăgan Rădulet: „Wir haben 120 Aussteller, das ist ein Limit, das wir einhalten. Wir denken, dass es besser ist, an der Qualität als an der Quantität zu arbeiten. Wir haben dieses Jahr auch ein paar interessante Neuigkeiten. Die Hüttenaufstellung ist ein bisschen anders. Letztes Jahr haben wir ein Experiment gemacht und haben die Häuschen mit Attraktionen für Kinder und eine große Holzhütte auf dem Kleinen Ring aufgebaut. Es hat sich dieses Jahr so ergeben, dass ein multimediales Pop-Up-Museum zum selben Zeitpunkt kommen konnte und wir haben am Kleinen Ring Platz dafür gefunden. Wir mussten ein paar Sachen umplanen und es ist sehr schön geworden. Wir haben alles, was wir brauchen, sowohl auf dem Großen Ring als auch auf dem Kleinen Ring.”

Andrei Drăgan Răduleţ vor dem „Christmas Chalet”.
Foto:  Ruxandra STĂNESCU

Im Mittelpunkt des Weihnachtmarktes wurde dieses Jahr ein großes Holzhaus, Christmas Chalet genannt, aufgebaut. „Das ist eine 150 Quadratmeter große Almhütte”, erklärte der Event-Manager, „die haben wir in Österreich speziell bauen lassen. Wir haben dort gutes Know-how gefunden. Auf verschiedenen Weihnachtsmärkten in Wien und sonst im deutschsprachigen Raum gibt es solche Hütten. Bei uns ist das eigentlich ein kleines Restaurant mit Bar für die Besucher, die sich vielleicht mehr Zeit nehmen wollen, um etwas am Weihnachtsmarkt zu genießen oder um sich aufzuwärmen. Da gibt es etwa 100 Sitzplätze und ein Restaurant-Menü. Man kann aber auch draußen im Foot Court stehen, wo verschiedene Hütten verschiedene Sachen verkaufen. In der Mitte gibt es eine gemeinsame Terrasse, da hat man genug Platz, in Ruhe zu essen.”

Wenn es ums Essen geht, bieten die Organisatoren auch eine Neuigkeit – einen Grillbereich wo die Besucher ihre selbst mitgebrachten Speisen grillen können – natürlich unter Aufsicht. Der Grill wird allerdings nur an den Tagen mit weniger Gedränge aufgebaut – fehlte also am ersten Wochenende. „Das ist auch ein Experiment, wir wollten nur ein Zeichen geben, dass auf diesem Markt alle willkommen sind und man nicht Geld ausgeben muss, um hier eine gute Zeit zu verbringen”, erklärte der Event-Manager.

Der diesjährige Weihnachtsmarkt bereitet eine weitere Überraschung vor, diesmal für die Singfreudigen: Auf der Bühne dürfen im Dezember jeder Singfreudige und jede Gruppe für das Publikum auftreten. Dazu führte Andrei Drăgan Răduleţ aus: „Wir haben viele Anfragen bekommen und starten deswegen ein neues System, ab dem 2. Dezember, weil die meisten eher in der Nähe der Weihnachtstage auftreten wollten. Auf unserer Webseite www.targuldecraciun.ro muss man ein Formular ausfüllen und da kann sich jede Gruppe das Datum und die Uhrzeit auswählen, wann sie auftreten will und das wird reserviert.” Vor Ort wird auch ein DJ sein, der für eine gute Stimmung sorgen wird.

Nicht nur essen, trinken und kaufen kann man auf dem Weihnachtsmarkt, sondern auch ein bisschen basteln oder einen Elf bemalen. Als Überraschung: Die Werkstätten sind zum Teil auch für die Erwachsenen geöffnet. „Wir wünschen uns, dass die Gemeinschaft impliziert wird, erklärt der Event-Manager.

In der Tat wäre am Freitagabend um 19 Uhr, also bei der offiziellen Eröffnung des Weihnachtsmarktes, kein Platz für einen Grillstand im hiesigen Chalet gewesen. Kein einziges Kopfsteinpflaster des Großen Rings ist von herausgeputzten Winterstiefeln verschont worden. Um sich herum hörte man verschiedene Sprachen und Dialekte, Trinksprüche von mit Glühwein Angeheiterten und Töne der Schnappschussfunktion einiger Mobiltelefone.

Man kann von einem zauberhaften Spektakel oder einer leichten Reizüberflutung sprechen, wenn man über die lang erwartete Inbetriebnahme des Lichternetzes zu diesem festgelegten Zeitpunkt sprechen möchte. Es verschwamm das Bild der funkelnden Glühbirnchen über den Köpfen der Menschen mit dem der Handyblitze, die dieses Ereignis unbedingt festhalten wollten. Es folgte die Musik der DreamCatchers Band, die Kinder wie Erwachsene nun den letzten Anstoß gab, zu vergessen, dass immer noch Mitte November ist. Man ertappte sich selber dabei, wie man begann Let it Snow nach einiger Zeit mitzusummen, während man von einem Menschenfluss durch die Gässchen des Weihnachtsmarkts mitgezogen wurde.

Gebrannte Mandeln, Zuckerruten und Zuckerwatte, Maroni und Rahat konkurrierten mit Wollsocken, bemalten Kerzen, weihnachtlicher Holzware und Schmuck. Der süße Zimtgeruch wurde noch von einem Aromastand weiter assistiert, bei dem viele Menschen stehen blieben um an den Zimtstangen und getrockneten Orangenschalen zu riechen.

Viele gingen auch auf die aufgestellte Kunsteisfläche, die um den historischen Brunnen herum führt, um das Weihnachtsambiente in höheren Geschwindigkeiten zu genießen. Wenn man also diese Atmosphäre so zusammenfasst, ist Hermannstadt tatsächlich die einzige Stadt, die so früh dazu einlädt, sich aus einem grauen Frühwinter in eine bunte Weihnachtswelt zu begeben.

Ruxandra STĂNESCU

Max GALTER

Veröffentlicht in Aktuelle Ausgabe, Im Jahreslauf.