Pilz-Zacusca, ein ,,Gaumen-Regenbogen”

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,,Schön. Keramisch. Nützlich.” war der Salzburger Keramik gewidmet

Ausgabe Nr. 2922

Mihaela (Miky) Pleșea aus Galaţi (rechts) ist nicht nur die jüngste Teilnehmerin an der Keramik-Messe „Schön. Keramisch. Nützlich.” sondern auch eine Erfolgsgeschichte des Astra-Freilichtmuseums: Sie war gerade mal sieben Jahre alt, als sie zum ersten Mal im Rahmen einer Schülerolympiade in Hermannstadt töpferte, und ist jetzt, mit 18 Jahren, eine der bekanntesten Keramikerinnen Rumäniens. Sie hat bei den Schülerolympiaden nicht nur durchgehend den 1. Preis erhalten, sondern wurde bei vielen Wettbewerben preisgekrönt – viele von ihnen im Freilichtmuseum -, und ist auch bei den Mitarbeitern des Museums für ihr Talent und auch für ihre frohe Natur sehr beliebt. Unser Bild: Miky zeigt den Besuchern, wie man an der Töpferscheibe arbeitet.                           Foto: Beatrice UNGAR

Getöpfert, gekocht, erzählt und verkauft: Nicht einmal der Sturm am Samstag Nachmittag und die vielen Unwetterwarnungen des Inspektorates für Notsituationen konnte die Keramik-Messe „Schön. Keramisch. Nützlich.” im Astra-Freilichtmuseum stören. Gewidmet war die Messe in diesem Jahr der Salzburg-Keramik (Vizakna/Ocna Sibiului, Kreis Hermannstadt).

 

Sehr bunt, interessant und lecker war die Keramik-Messe „Schön. Keramisch. Nützlich.” vom 25. bis 27. Juli auf dem Gelände des Dorfmarktes im Astra-Freilichtmuseum auch dieses Jahr. 33 Töpfer und Keramiker – so viele wie nie zuvor – verkauften hier ihre Ware, von traditionell bis modern, zeigten den Besuchern, wie man Tonsachen herstellt und kochten vor den Augen der Besuchern. Sehr interessant war auch die Konferenz „Die Keramik in der städtischen Kultur Hermannstadts“, die den ersten Messetag beendete.

Wie immer war die Messe einem wichtigen – und oft inzwischen verschwundenem – Töpferzentrum Rumäniens gewidmet. Dieses Jahr stand Salzburg/Ocna Sibiului/Vizakna in der Nähe Hermannstadts im Mittelpunkt, mit den großen, grünen Nachbarschaftsgefäßen. Mirela Creţu, Direktorin des Astra-Museums, erklärte für die Hermannstädter Zeitung: „Die Herausforderung für die Töpfer in diesem Jahr war die Keramik aus Salzburg, die sich als nicht besonders schwierig für unsere Töpfer erwies, wie wir festgestellt haben, und sogar die Glasur sehr gut reproduzieren konnten. Die Herausforderung für unsere Besucher bestand darin, die Keramik dieses Zentrums wiederzuentdecken, das einst repräsentativ für die Region um Hermannstadt war. Wie immer möchten wir die Aufmerksamkeit auf die Art und Weise lenken, wie die Keramik derzeit von den Töpfern unter Verwendung traditioneller Techniken hergestellt wird, mit Materialien und Werkzeugen, die bereits an das 21. Jahrhundert angepasst sind. Erkunden möchten wir auch, wie diese Keramik in die Küche integriert werden kann und nicht nur die Küche verschönert, sondern auch ihre Nutzbarkeit wieder herstellt. Für Salzburg typisch waren die großen Gefäße, die in den Nachbarschaften verwendet wurden, Weinkelche und Kohlrouladen-Töpfe, die den Bedürfnissen einer Gemeinschaft entsprachen. 1953 identifizierten dort Cornel Irimie und Julius Bielz bei Feldforschungen die letzten Töpferfamilien und Werkstätte in Salzburg. Ein letzter Töpfer aus diesem Zentrum zog nach Hermannstadt und arbeitete hier bis in die 90er Jahre.”

Die dunkelgrünen Nachbarschaftsgefäße, die im Stil des seit rund 75 Jahren verschwundenen Salzburger Zentrums hergestellt sind, bleiben im Bestand des Astra-Freilichtmuseums.                              Foto: Beatrice UNGAR

Csaba und Márta Csibi aus Borla, Kreis Sălaj, waren nicht nur seit der 1. Auflage 2013 dabei, sondern haben dieses Jahr auch den 1. Preis erhalten, für einen Weinkelch mit dem k.-u-.k.-Wappen mit dem Doppeladler. „Ich nehme an, es ist ein Zunft-Gefäß, in dem Wein zu Veranstaltungen gebracht wurde, in einer dunkelgrünen Farbe, die auch ich für meine Töpfe benutze. Seit den Anfängen dieser Messe habe ich sehr viel gelernt und mit gefällt es sehr, dass jedes Jahr ein neues Zentrum zum Thema wird, bei dem wir uns dokumentieren müssen und wir uns als Töpfer weiterentwickeln können.”

Wie der Titel auch sagt, ist „nützlich” für Tonsachen sehr wichtig. Im täglichen Leben sind diese sehr beliebt – von den feinen Porzellantassen bis zu den Fliesen im Bad, doch immer wieder für Staunen sorgen die großen Kochtöpfe aus Ton, mit denen man auf offenem Feuer kochen kann. Immer weniger Töpfer kontrollieren allerdings noch die Kunst, solche feuerfeste Töpfe herzustellen und einige waren auf der Messe dabei.

Die Töpfer kochten um die Wette, auch wenn dieses Jahr für diesen Teil der Messe nur Teilnahme-Diplome ausgehändigt wurden. Die Preise an sich waren die leckeren Gerichte, die die Töpfer miteinander im Laufe der drei Tage teilten. Zwei Gerichte stachen dieses Jahr hervor, traditionell und doch sehr besonders: Lucskos und Zacusca. Das Ehepaar Sályi entschied sich dieses Jahr für einen Lucskos mit Kraut, Kartoffeln und geräuchertem Fleisch und bewies, dass die Zusammenarbeit nicht nur in der Werkstatt, sondern auch in der Küche perfekt funktioniert: Während Annamaria für Zutaten und Geschmack zuständig war, kümmerte sich Erik-Robert um das Feuer, da die Tontöpfe müssen behutsam behandelt werden, vom Erhitzen bis zum Putzen. Szejke Judit Lörincs und Viola Szabó erfreuten die Teilnehmer mit einer unvergesslichen Pilz-Zacusca, die durch das lange Kochen im Tontopf am offenen Feuer regelrecht zu einem Erlebniss wurde, ein unvergesslicher „Gaumen-Regenbogen”.

Alle diese Rezepte gehen nicht verloren, sondern können bald nachgekocht werden, natürlich am besten im Tontopf. Karla Roșca, die Organisatorin der Messe, erklärte: „Spätestens Anfang nächsten Jahres sollen die Rezepte in digitaler Form verfügbar sein. 2016 haben wir das Buch „Geschichten aus der Küche des Töpfers” veröffentlicht, in dem wir die Rezepte von den damals drei Auflagen der Messe gesammelt haben. Jetzt erscheint ein zweiter Band, mit Rezepten von 2016 bis 2025.”

Die Organisatorin war auch sehr zufrieden mit der diesjährigen Auflage der Messe: „Sie war sehr interessant und viel kompakter. Ich hatte das Gefühl, dass die Töpfer auf dem richtigen Weg sind, dass sie gerne herausgefordert werden, und ich glaube, dass die interaktiven Workshops beim Publikum Anklang gefunden haben.”

Das Organisationteam hat bei der Preisverleihung am Sonntag auch das Thema für das nächste Jahr bekanntgegeben: „2026 ist die Messe der Keramik aus Hermannstadt aus dem 18. bis Mitte des 19. Jahrhunderts gewidmet, mit den auffälligen Formen, mit den Bierkrügen, aber auch den birnenförmigen Krügen, mit kobaltblauen und gelben Motiven wie Granatäpfel und Baum des Lebens auf weißem Hintergrund.”

Ruxandra STĂNESCU

 

Preisträger

„Les Gábor”-Preis: Sárkány und Melinda Szobolcs (Marghita, Kreis Bihor); 1. Preis: Csaba und Márta Csibi (Borla, Kreis Zalău); 2. Preis: Sályi Kerámia (Sathmar); 3. Preis: Vitalie und Victoria Parlui (Republik Moldova).

Jury

Dr. Karla Roșca, Dr. Mirela Crețu (beide Astra-Museum, Hermannstadt),           Dr. Mara Lobonț-Pușcaș    (Kreismuseum Sathmar), Norbert Les (Bodony/Ungarn), Waldemar Megerle (Verein für traditionelle Künste, Lugosch).

Veröffentlicht in Aktuelle Ausgabe, Kunst.