Jugendlicher musikalischer Schwung

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Ausgabe Nr. 2441
 

Erste Dirigenten-Meisterklasse in Hermannstadt erfolgreich durchgeführt

 

Mit festem Schritt kommt der Dirigent auf die Bühne und hält den Dirigentenstab selbstbewusst fest in der Hand. Das Orchester geht mit ihm mit, für das Publikum ein Hochgenuss. Ein anderer Dirigent bringt das Orchester mit knapp skizzierten Gesten ebenfalls zur Hochleistung, ein anderer wiederum verzichtet auf den Dirigentenstab, der nächste schraubt das Dirigentenpult herunter, damit er beim Dirigieren nicht daran stößt und schließlich muss der letzte im Bunde das Pult wieder hochschrauben, da er hochgewachsen ist…

 

Wie unterschiedlich Dirigenten agieren, konnten die Musikliebhaber am vergangenen Samstag beim Galakonzert  der ersten Dirigenten-Meisterklasse, die der ELITE ART Club UNESCO in Hermannstadt veranstaltet hat. Die „Jeunesses Musicales Conducting Masterclass" fand vom 22. bis 25. Juli in den Räumen der Hermannstädter Staatsphilharmonie im Thaliasaal statt und wurde von zwei international renommierten Dirigenten geleitet, Nicolás Pasquet und  Mark Stringer.

Auf der Homepage des 1964 in Alexandria im US-Bundesstaat Virginia geborenen Mark Stringer ist u. a. zu lesen: „Seine Studien absolvierte er an der Juillard School of Music, am Tanglewood Music Center sowie am Los Angeles Philharmonic Institute. Zu seinen Lehrern zählen Bernstein, Ozawa, Rattle und Tilson Thomas (…) 1989 haben Mark Stringer und Leonard Bernstein auf zwei Tourneen mit dem Schleswig-Holstein Festival Orchester und dem Orchestra dell'Accademia Nazionale di Santa Cecilia gemeinsam Konzerte aufgeführt. (…) 1996 kam Mark Stringer zu internationalem Ruhm als er zum ersten Mal am Théâtre de la Monnaie Brüssel Opern von Weill und Uhlmann dirigierte.

2004 wurde Mark Stringer als Nachfolger von Leopold Hager als Professor im Fach 'Orchesterdirigieren' an die berühmte Universität für Musik und darstellende Kunst Wien berufen. Er übernahm eine Klasse, die in der Vergangenheit solche legendäre Dirigenten wie Herbert von Karajan, Zubin Mehta und Claudio Abbado hervorgebracht hat. Zu den Vorgängern in seiner Position zählen die berühmten Professoren Clemens Krauss und Hans Swarowsky."

Sein Kollege Nicolás Pasquet wurde 1958 in Montevideo/Uruguay geboren, wo er Violine und Orchesterleitung an der Hochschule für Musik studierte. Später führte er seine Studien in Stuttgart (Violine und Dirigieren) und Nürnberg (Dirigieren) fort. Bereits seit 1981 wurde der Musiker regelmäßig als Gastdirigent der Orchester seiner Heimat verpflichtet. 1984 und 1986 gewann er die Bundesauswahl des Deutschen Musikrates für Dirigenten; 1987 erhielt er den 1. Preis beim Internationalen Dirigentenwettbewerb in Besancon/Frankreich. Seither arbeitet Nicolás Pasquet regelmäßig mit  namhaften in- und ausländischen Orchestern zusammen. Tourneen führten ihn mehrmals in die Schweiz, nach Italien, Spanien, Portugal, Südamerika, in die USA, nach Australien und nach Namibia.

Von 1993 bis 1996 war Pasquet Chefdirigent des Sinfonieorchesters der Stadt Pécs in Ungarn. 1998 wurden ihm aufgrund seines Einsatzes für die ungarische Musik der Béla Bartók/Ditta Pásztory-Preis und der Preis der Lászlo-Lajtha-Stiftung verliehen. Nachdem der Dirigent bereits einige Jahre Dozent am Meistersinger-Konservatorium in Nürnberg war, folgte er 1994 einem Ruf als Professor für Orchesterleitung an die Hochschule für Musik Franz Liszt Weimar, wo er eine Dirigierklasse betreut und das Hochschul-Symphonieorchester dirigiert.

Diese beiden namhaften Dirigenten nahmen sich der insgesamt zwölf ausgewählten Jungdirigenten aus aller Welt an und schließlich kamen neun von ihnen in die engere Auswahl und bestritten gemeinsam mit dem Orchester der Hermannstädter Staatsphilharmonie ein Galakonzert der Meisterklasse. Allen voran Farrell Killian (Irland) mit der „Fledermaus"-Ouvertüre von Johann Strauss Sohn. Der Brite Jonathan Bloxham dirigierte bedacht und bestimmt zugleich die „Oberon"-Ouvertüre von Carl Maria von Weber und Stefano Torboli (Italien) fast nur aus den Augenwinkeln Mozarts Ouvertüre zur „Zauberflöte". Das sinfonische Poem „Die Mittagshexe" von Antonin Dvorak dirigierte Joonas Pitkanen (Finnland) und der Franzose Orlando Soccavo souverän die „Tragische Ouvertüre" von Johannes Brahms. Nachdem Garschi Hamed (Iran/Deutschland) temperamentvoll Beethovens Ouvertüre zu „Leonore" dirigiert hatte, wechselten sich bei der Aufführung der 9. Sinfonie von Dimitri Schostakowitsch drei verschiedene Jungdirigenten ab: Zunächst kam die einzige Frau zum Zuge: Faidra Gianellou (Griechenland) vermittelte dem Orchester mit ihren klaren Gesten die Gestaltung des ersten Satzes, Jakub Rompczyk (Polen) einfühlsam die des zweiten Satzes. Zur Krönung des Abends schwebte der hochgewachsene David Horzinger (Österreich) regelrecht über dem Orchester bei der Aufführung des dritten, vierten und fünften Satzes und erntete sogar Stehapplaus. Alles in allem war das Konzert bestimmt von jungem musikalischem Schwung.

Beatrice UNGAR

 

Foto 1: Gruppenbild nach dem Galakonzert auf der Bühne des Thaliasaals: Mark Stringer, David Horzinger, Faidra  Giannelou, Orlando Soccavo,   Joonas Pitkanen, Kulturattacheé Marjorie Stern US-Botschaft, Jonathan Bloxham, Jakub Rompczyk,  Farrell Killian, Garschi Hamed, Stefano Torboli, Nicolás Pasquet.

 

Foto 2: Die einzige Frau im Bunde war Faidra Giannelou.            

Fotos: Fred NUSS

Veröffentlicht in Aktuelle Ausgabe, Musik.