Vom Hochzeitsbrei zur Hanklich

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Ausgabe Nr. 2438
 

„Wikingerduo" eröffnete Konzertreihe „Michelsberger Spaziergänge"

 

„Allen Edeln gebieten wir Andacht,/Hohen und Niedern von Heimdalls Geschlecht;/wir wollen Walvaters Wirken künden,/Die ältesten Sagen, deren wir uns entsinnen." Mit diesem Text aus der älteren Edda, gesungen auf eine altnordische Melodie, die möglicherweise aus der Wikingerzeit stammt, begrüßte das „Wikingerduo"  die Anwesenden beim ersten Konzert der Reihe Michelsberger Spaziergänge" am Sonntag in der Michelsberger evangelischen Dorfkirche.

Bei dem „Wikingerduo" handelte es sich um das Musikerehepaar Brita Falch-Leutert und Jürg Leutert, die nun schon seit einem halben Jahr von den Lofoten aus Norwegen nach Hermannstadt gezogen sind, wo die Norwegerin Stadtkantorin und Organistin der evangelischen Kirchengemeinde A. B. ist und der gebürtige Schweizer Musikwart der Evangelischen Kirche A. B. in Rumänien.

Die beiden spielten ihr Programm auf Instrumenten, wie sie die Wikinger in der Zeit von 800 bis 1.000 verwendeten. Wer sich speziell für das eine oder andere davon interessierte, konnte sich nach dem Konzert an die beiden Musiker wenden. Dies führte dazu, dass sie, die ja mit ihrem letzten Lied, dem Marsch, der gespielt wird, wenn in Norwegen bei Hochzeiten der Hochzeitsbrei aufgetragen wird, zum Michelsberger Hanklich eingeladen hatten, den es im Anschluss an das Konzert auf dem Pfarrhof gab, fast keine Hanklich mehr vorfanden. Viele der Konzertbesucher wollten nämlich mehr wissen über Instrumente wie das „Lur", einem Rindenhorn, dem Alphorn vergleichbar, das die Wikinger hauptsächlich aus Bronze herstellten, oder über die „Moraharpe" der ersten Form einer Schlüsselgeige, deren Namen von der gleichnamigen Stadt Mora in Schweden herrührt, wo das Original-Fundstück im Museum zu sehen ist. Brita Falch-Leutert ließ im Konzert am Sonntag eine Kopie erklingen, die ein schwedischer Instrumentebauer hergestellt hatte. In Schweden wird das Instrument „Nykkelharpa" genannt, ist aber wesentlich komplizierter gebaut. Desgleichen auch den exakten Nachbau der Trossinger Leier, die der Schweizer Geigenbauer Paul Reichlin speziell für sie gebaut hat oder das in der Honigberger Orgelwerkstatt nachgebaute Portativ, eine tragbare Orgel, wie man sie auf Bildern aus dem Mittelalter findet. Jürg Leutert spielte immer wieder auch die „Munnharpe", eine Maultrommel, die übrigens auch hier in Rumänien gespielt wird und "drâmbă" genannt wird.

Im Konzert erklang auch das älteste in Terzen überlieferte Musikstück der Musikgeschichte, das von den Orkney Inseln stammt und eine Hymne zu Ehren des Heiligen Magnus, dem Inselheiligen, ist, sowie die einzige Melodie, die in Runnezeichen überliefert ist. Dabei handelte sich um das Lied „Ich träumte einen Traum", das die beiden Musiker auf der Leier bzw. der Moraharfe vortrugen.

Morgen können ihre Fans sie in Hammersdorf erleben, bei der zweiten Veranstaltung der Reihe „Siebenbürgische Düfte und Klänge".               

Beatrice UNGAR

 

Zum Auftakt spielten Brita Falch-Leutert an der Lur" und Jürg Leutert an der Trommel.                                                                 

Foto: die Verfasserin

 

 

Veröffentlicht in Aktuelle Ausgabe, Musik.