,,Von Anfang an ein Fest des Dialogs“

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20 Jahre HÍD Verein und Ars Hungarica-Festival in Hermannstadt gefeiert

Ausgabe Nr. 2937

Unter dem Motto „Tanzend wird weitervererbt” zeigte das Bekecs Tanztheater aus Nyárádszereda/Miercurea Nirajului ungarische Volkstänze. Unser Bild: Sathmarer Volkstänze.                                       Foto: Werner FINK

„Vor zwanzig Jahren war es der Traum einiger begeisterter Menschen, eine Brücke zwischen Kulturen, Generationen und Menschen zu bauen – und diese Brücke steht bis heute.“, sagte Levente Serfőző, Vorsitzender des HÍD Vereins und Hauptveranstalter, im Rahmen der Festveranstaltung „20 Jahre Ars Hungarica“. Zwischen dem 7. und 16. November wurde die 20. Auflage des Ars Hungarica-Festivals gefeiert.

 

Es war auch in diesem Jahr ein gelungenes Festival mit niveauvollen Veranstaltungen für jeden Geschmack und jedes Alter, die sowohl ungarische als auch nicht-ungarische Personen ansprachen. Zum Auftakt fand die Eröffnung der Ausstellung „Ungarische Grafiker aus der Sammlung des Museums für zeitgenössische Kunst des Brukenthalmuseums” statt.

„Diese Ausstellung stellt einen Moment der Reflexion über gemeinsame Werte dar, die die kulturelle Identität Siebenbürgens definieren, ein Raum der Diversität und des künstlerischen Dialogs, in dem die Beiträge der ungarischen Gemeinschaft eine essentielle Rolle in der Gestaltung der Kulturlandschaft hatten und haben”, betonte Raluca Teodorescu, Interim-Managerin des Brukenthalmuseums. Mit dieser Ausstellung wolle man nicht nur die Werke von bemerkenswerten Künstlern dem Publikum präsentieren, sondern bekräftige das Engagement des Brukenthalmuseums gegenüber der Förderung des plurikulturellen Erbes und der Zusammenarbeit zwischen Gemeinschaften. Das Ars Hungarica-Festival sei u. a. eine Gelegenheit, nicht nur die Kunst zu feiern, sondern zugleich den gegenseitigen Respekt, die Offenheit und die Einheit durch Vielfalt, Werte, die das Europäische Individuum definieren.

Hauptorganisator Serfőző Levente (links) bei der Besichtigung der Ausstellung mit Werken ungarischer Grafiker im Museum für zeitgenössische Kunst des Brukenthalmuseums.

„In diesen zwei Jahrzehnten wurde Ars Hungarica nicht nur zu einer Reihe von Programmen und Aufführungen, sondern zum Herzschlag einer Gemeinschaft, eine Veranstaltung, die eine Brücke zwischen Menschen, Institutionen und Nationen schlägt”, meinte Levente Serfőző. „Für uns ist das Ars Hungarica ein Fest der Verbundenheit, des Dialogs und der Akzeptanz, ein Raum, in dem die Kunst nicht trennt, sondern verbindet – in dem wir alle ein Stück von uns selbst in der Kultur des anderen wiederfinden.“

Magdolna Závogyán, Staatssekretärin für Kultur im Ministerium für Kultur und Innovation in Ungarn begann ihr Grußwort mit einem Zitat aus einem Werk des siebenbürgischen Dichters Sándor Kányádi: Ich bin kein Ungar außerhalb der Grenzen, sondern grenzenlos Ungar”. Dieses Festival beweist seit zwei Jahrzehnten, dass die ungarischen Gemeinschaften Siebenbürgens nicht nur die Flamme am Leben halten, sondern im Kontext des 21. Jahrhunderts unser Erbe neu interpretieren und es mit neuen innovativen Ideen in zahlreichen Kunstrichtungen bereichern”, sagte Staatssekretärin Závogyán.

Den Opernabend auf der Bühne des Thaliasaals bestritten am ersten Festivalstag der Pianist Sándor Szabolcs, die Sopranistin Benedekffy Katalin und der Bariton Molnár Levente
(v. l. n. r.).
Fotos: Werner FINK

Laut Ötvös Koppány Bulcsú, Staatssekretär im rumänischen Kulturministerium, sei das Festival im Laufe der Zeit ein wahres Symbol für die rumänisch-ungarische Zusammenarbeit und den gegenseitigen Respekt zwischen den Gemeinschaften geworden. Er überbrachte die Grüße des Kulturministers András István Demeter, der übrigens die Ausstellung am Freitag auch persönlich besuchte, und sich in Hermannstadt auch mit den Vertretern der lokalen Verwaltung und Einrichtungen traf, darunter mit Bürgermeisterin Astrid Fodor.

Der Kulturminister besuchte im Rahmen des ASTRA-Museums auch das Schatzkästlein am Kleinen Ring, wo das Zentrum für regionale Aktivitäten und Ressourcen (C.A.R.R.) untergebracht ist, das vor Kurzem mit dem Europa Nostra-Preis in der Kategorie Bildung, Ausbildung und Qualifikationen ausgezeichnet worden ist.

Der Literaturabend mit (v. l. n. r.) Radu Vancu, Andrei Dósa, János Szántai, Árpád H. Dimény, Vince Fekete fand im Spiegelsaal des DFDH statt.

Am Abend besuchte Minister Demeter auch die Stand-up Comedy-Vorstellung Hatalmi Arcok” (Machtgesichter) von Szomszédnéni Produkciós Iroda im Rahmen des Festivals. Er besuchte aber auch das Radu Stanca-Nationaltheater, wo die Proben für die neueste Premiere stattfanden. Es handelt sich um eine Adaption in der Regie von Silviu Purcărete nach Tausenundeiner Nacht, die unter dem Titel „Neasemuita poveste a lui Abul Hossein Yemenitul și a fugii lui în pustie (după 1001 de nopți)“ steht.

Zurück zum 7. November: Unterstaatssekretär Thomas Șindilariu vom Departement für interethnische Beziehungen im Generalsekretariat der Rumänischen Regierung, sagte einige einleitenden Sätze in seinem Grußwort auf Ungarisch im Rahmen der Vernissage. Während seiner Studienzeit in München hatte er nämlich einen kleinen Job am Ungarischen Institut daselbst. Seitens des Hermannstädter Kreisrats begrüßte Paul Kuttesch, stellvertretender Kreisratsvorsitzender, ebenfalls die Anwesenden.

Fachlich vorgestellt wurde die Ausstellung von Alexandra Runcan, Leiterin für Kulturprojekte, Ausstellungen und zeitgenössische Kunst im Rahmen des Brukenthalmuseums.

Zu sehen sind in der Ausstellung noch bis Ende November Werke von Béla Szabó, Csaba Zemlényi, László Feszt, Zoltán Andrásy, Miklós Borsos, János Bencsik, Sándor Plugor, Imre Drócsay, György Aranyossy, István Orth, Árpád Bartha, Ferenc Deák, Zoltán Szilágyi, Antal Vásárhelyi, Katalin Sylvester, Mihail György.

Im Thaliasaal gab es auch ein Konzert mit Instrumenten die als Hungarika gelten: Das „tárogató“ (Taragott) spielte Zoltán Erdő und das „cimbalom” (Zymbal) Jenő Lisztes.

Im Rahmen der Veranstaltung stellte der Lehrer und Übersetzer László Varga auch das Buch Álom” (Traum) des siebenbürgischen Malers Ferenc Incze (1910-1988), geboren in Niklasmarkt (Gyergyószentmiklós/Gheorgheni) vor, der einen Teil seiner Jugend in Hermannstadt verbrachte.

Im kommunistischen Rumänien wurde Incze marginalisiert, da er sich nicht an die Linie der Partei hielt. Allerdings erhielt er 1973 die Silbermedaille des Pariser Salons, und im selben Jahr wurde er zum Ehrenmitglied der Gesellschaft der französischen Bildenden Künstler gewählt. Der zweite Teil des Buches besteht aus einem Nachwort von Kunst- und Literaturhistoriker Valentin Trifescu, dem Leiter des Museums für zeitgenössiche Kunst des Brukenthalmuseum und Kurator der Ausstellung, dessen Verdienst das Erscheinen des Buches ist. Trifescu sei ein Spezialist” geworden, was das Leben und Werk von Ferenc Incze angeht.

Varga schloss seine Vorstellung mit dem Motto des Katalogs, das von Trifescu und seinen Partnern vor zwei Jahren erstellt wurde, und das aus einem Roman des ungarischen Autors László Krasznahorkai stammt, der in diesem Jahr mit dem Literaturnobelpreis ausgezeichnet worden ist.

Trifescu wurde übrigens seinerseits im Oktober von dem Verein der Schriftsteller aus dem Kreis Mureș mit einem Sonderpreis ausgezeichnet, wobei der Preis persönlich von Béla Markó, siebenbürgisch-ungarischer Schriftstellter, Politiker, ehemaliger Vorsitzender des Ungarnverbandes, überreicht wurde.

Am Abend ging es weiter mit der offiziellen Eröffnung des Festivals im Thaliasaal wo abermals Ehrengäste die Anwesenden begrüßten, darunter Hermannstadts Vizebürgermeister Helmut Lerner, Sándor Tibor László von der Ungarischen Botschaft in Bukarest, Karácsonyi Zsolt, der für Kultur zuständige stellvertretende geschäftsführender Vorsitzender des Ungarnverbandes (UDMR/RMDSZ), Konsul Simon István Előd von dem Ungarischen Generalkonsulat aus Klausenburg. Danach ging es zum künstlerischen Teil über, wo Jávorka Ildikó, Molnár Levente und Sándor Szabolcs das Publikum mit bekannten Opernarien überraschten.

Es gab übrigens im Laufe des Festivals auch eine separate Veranstaltung zum Thema 20 Jahre HÍD-Verein und Ars Hungarica. Zu den Ehrengästen, die das Projekt von Anfang an unterstützt haben, waren Gyula Szép, ehemaliger Koordinator der Kulturabteilung der Stiftung Communitas des Ungarnverbandes und Direktor der Ungarischen Oper in Klausenburg, der das Festival als eine Brücke zwischen der rumänischen, deutschen und ungarischen Kultur bezeichnete, sowie Szabolcs Guttmann, Hermannstadts ehemaliger Stadtarchitekt, dabei. Guttmann erinnerte sich an die Zeit, als man sich auf das Jahr 2007 vorbereitete, als Hermannstadt in Partnerschaft mit Luxemburg und der Großregion Europäische Kulturhauptstadt war, und sprach auch über den Architekten und Schriftsteller Kós Károly, der in seinen Erinnerungen u. a. auch seine Kindheit in der Reispergasse in Hermannstadt erwähnt, wobei ihn die Baukultur Hermannstadts inspiriert hatte.

Zum Tag der ungarischen Sprache gab es einen Literaturabend, bei dem Szonda Szabolcs mit den Schriftstellern Vince Fekete und Árpád H. Dimény sprach und dann folgte die Vorstellung des Projektes der Liga der ungarischen Schriftsteller Siebenbürgens und zwar die Anthologie „Concert de gală“ (Galakonzert), ein Band mit Werken zeitgenössischer ungarischer Dichter in rumänischer Sprache, herausgegeben von den Verlagen Erdélyi Híradó und OMG. Dabei war auch der Übersetzer Andrei Dósa, sowie Dimény H. Árpád, Fekete Vince und Szántai János. Ich bin Andrei Dósa sehr dankbar”, betonte Schriftsteller Radu Vancu, der die Veranstaltung moderiert hat. Es gibt sehr wenige Personen in der rumänischen Kultur, die diese außerordentliche Arbeit machen und sich Zeit nehmen – er ist einer der erstklassigen Schriftsteller sowohl der rumänischen als auch der ungarischen Literatur von heute -, und diese Brücken bauen.

Insgesamt wurden fünf Ausstellungen eröffnet, darunter der 25. Internationale Ungarische Fotosalon, Barock… természetesen” von Demeter János im Ratturm, Liebe im Spiegel der Jahre in der Reformierten Kirche. Vier klassische Konzerte fanden statt, darunter die Klavierabende von Krisztina Fejes und Henrik Szőcs sowie das Konzert “A rózsafa éneke”, mit Zoltán Erdő, ein mit dem Siebenbürgisch-Ungarischen Erbe-Preis ausgezeichneter Taragott-Künstler und Jenő Lisztes, Zymbal-Künstler. Weiterhin gab es es vier Theater-, Tanztheater- oder Puppentheateraufführungen, fünf literarische Abende und Buchvorstellungen, einen Tanzabend mit einem eingeladenen DJ und ein Tanzhaus mit Live-Musik. Außerdem gab es Gemeinschaftsveranstaltungen, geführte Stadtrundgänge, fachliche Gespräche und Vorträge von zivilgesellschaftlichen Akteuren. Vorstellungen gab es übrigens auch in Salzburg.

Alles in Allem kann man sagen: Die 20. Auflage der Ars Hungarica ist wieder gut gelungen.

Werner FINK

Veröffentlicht in Aktuelle Ausgabe, Gesellschaft.