„Eine absolute Weltpremiere”

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Ausgabe Nr. 2383
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Erstes Planspiel zur Zukunft der deutschen Minderheit in Rumänien gespielt

 

Vergangenen Freitag wurde im Spiegelsaal des Deutschen Forums in Hermannstadt das Planspiel der deutschen Minderheit in Rumänien eröffnet. Dann ging es nach Michelsberg, wo die insgesamt 36 Teilnehmer die Möglichkeit hatten, in der fiktiven  Stadt „Achtberg” in verschiedene Rollen zu schlüpfen.  Hauptsache war, dass niemand sich selbst spielte.

 

 

Initiiert wurde das Planspiel vom Institut für Auslandsbeziehungen ifa, das fiktive Ausgangsszenario, dann von Holger Michael Arndt und  Alexander Burka von dem Bildungsinstitut CIVIC erstellt. „Es handelt sich um eine absolute Weltpremiere, wir haben Gedanken gebündelt, die in den letzten sechs Wochen zusammmengetragen worden sind, und Sie sind quasi die Zeugen und Zeuginnen, die Akteure und Akteurinnen, einer Uraufführung", sagte Holger Michael Arndt.

Etwa im Dezember wurde damit angefangen, das Planspiel zu entwickeln. In einer ersten Ideenwerkstatt wurden Informationen gesammelt. Diese Informationen wurden in einer zweiten Ideenwerkstatt im März weiter ausgebaut und verfeinert. Charaktere wurden geschaffen. Finanzielle Unterstützung gewährte zunächst  das ifa aber dann auch das DFDR, wodurch das eigentliche Spiel am vergangenen Wochenende ermöglicht wurde. 

Anfangs soll es eine gewisse Skepsis dem Projekt gegenüber gegeben haben, die dann aber verschwand, wie der DFDR-Landesvorsitzende Dr. Paul-Jürgen Porr und der DFDH-Vorsitzende Hans Klein in ihrem Grußwort einsahen.

Porr dankte den ifa-Mitarbeitern in Stuttgart für die Initiative, inbesondere aber ifa-Kulturmanagerin Martina Friedsmann, Alexander Nutz, ifa-Regionalkoordonatorin Monica Kovats und den beiden CIVIC-Vertretern, die Regie geführt haben. Zu den Teilnehmern am Planspiel gehörten übrigens auch andere Forumsvertreter wie der DFDR-Geschäftsführer des Forums Benjamin Józsa, der DFDR-Ehrenvorsitzende  Paul Philippi oder der Vorsitzende des Siebenbürgenforums, Martin Bottesch. Teilnehmer waren aus dem Buchenland, aus Großwardein und Temeswar angereist.

„Wir wollen mit dem Planspiel ermöglichen, dass Akteure hier aus der deutschen Minderheit eine Situation nachspielen, die fiktiv ist, die ausgedacht ist, die aber sehr realen Situationen ähnelt, um über die jetzige Situation nachzudenken”, sagte Arndt und fügte hinzu: „Sie machen das nicht in ihrer eigentlichen, jetzigen Person, sondern sie bekommen Rollen, wo sie auch etwas anderes vertreten müssen, als sie das in der Realität tun würden, wo sie eine andere Person darstellen als in der Realität. Aus dieser neuen Person heraus sollen sie durch Taktiken und Geschichten, die wir ihnen liefern,  miteinander Sachverhalte diskutieren und Entscheidungen finden zu Fragen, die doch der Realität sehr ähnlich sind.” In der Realität seien alle Argumente ausgetauscht. Jeder wisse, welche Meinung der andere hat und man gebe sich nicht mehr die Mühe, neu zu sprechen. Mit einem Planspiel wolle man durch den Perspektivenwechsel die Diskussion anstoßen, über den Tellerrand blicken und neue Ideen entwickeln, so Arndt.

Die Teilnehmer des Planspiels konnten sich in der Stadt „Achtberg“ den Problemen hier widmen. Hier gab es ebenfalls eine alteingesessene deutsche Minderheit, aber auch neu hinzugewanderte Deutsche, mit ganz neuen, für die Achtberger ungewohnten Ideen, eine Sankt Petrus Kirche, deren Schicksal ungewiss war, aber auch einen aus Achtberg stammenden Schlagersänger namens André Schall-May, der gewisse Absichten hat.

Im Planspiel kam auch eine Satzungsänderung im „Konvent”, der eigentlich das Deutsche Forum verkörpert, zur Sprache.  Beschlossen wurde im Planspiel, die Satzung so zu gestalten, dass sich der Konvent auch für die „neuen Deutschen" in Rumänien öffnet. Da die Forumsvertreter, die am Planspiel teilgenommen haben, tatsächlich vor einer Satzungsänderung im Forum stehen, konnten sie nun durch das Planspiel neue Impulse mitnehmen, vor allem in Bezug auf die Öffnung des Forums für Bundesdeutsche, die nach Rumänien gezogen sind bzw. für deutschsprachige Expats allgemein.

Ein weiteres Ziel ist nun, laut den Veranstaltern, das Planspiel noch zu verfeinern, wobei gewisse Dinge deutlicher gemacht werden sollen.

Werner FINK

 

 

Holger Michael Arndt (Bildmitte) und  Alexander Burka von dem Bildungsinstitut CIVIC bei der Aktion im Spiegelsaal.      Foto: der Verfasser

Veröffentlicht in Aktuelle Ausgabe, Gesellschaft, Politik.