,,Es sind die Menschen, die zählen”

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Rede von Botschafterin Ulla Krauss-Nussbaumer zum Österreichischen Nationalfeiertag

Ausgabe Nr. 2935

Österreichischer Nationalfeiertag: Der traditionelle Empfang zum Österreichischen Nationalfeiertag hat in Hermannstadt am Mittwoch, dem 29. Oktober, im Hilton-Hotel stattgefunden. Der Einladung von I. E. Botschafterin Ulla Krauss-Nussbaumer (am Rednerpult), Honorarkonsul Andreas Huber (1. v.l.) und Vizehonorarkonsulin Cristina Huber gefolgt waren rund 200 Vertreterinnen und Vertreter unterschiedlicher Einrichtungen, darunter Hermannstadts Bürgermeisterin Astrid Fodor, die Deutsche Konsulin Wiebke Oeser, u. v. a. m.                                         
Foto: Werner FINK

Beim traditionellen Empfang zum Österreichischen Nationalfeiertag in Hermannstadt betonte I. E. Botschafterin Ulla Krauss-Nussbaumer die Bedeutung guter bilateraler Beziehungen zwischen Österreich und Rumänien, sowohl auf wirtschaftlicher als auch auf politischer, kultureller und sozialer Ebene. Lesen Sie im Folgenden die Rede der Österreichischen Botschafterin im Wortlaut:

Der heutige Nationalfeiertagsempfang ist etwas ganz Besonderes. Die rumänisch-österreichische Freundschaft hat zu ihrer alten Stärke und Intensivität zurückgefunden. Wir können wieder ungetrübt und fröhlich diesen Tag gemeinsam begehen und zusammen für eine erfolgreiche Zukunft arbeiten. Es zeichnet eine gute Freundschaft aus, dass sie auch stürmische Zeiten übersteht und man Fehler verzeiht. Daher erlauben Sie mir mich heute für diese Freundschaft und das Vertrauen zu bedanken.

Die letzten Monate haben einen regen Besuchsaustausch auf höchster Ebene erlebt. An erster Stelle darf ich erwähnen, wie sehr wir uns alle darüber gefreut haben, dass Präsident Dan die Einladung von Bundespräsidenten van der Bellen nach Salzburg angenommen hat. Es wurden nicht nur exzellente Gespräche geführt. Präsident Dan und seine Familie eroberten auch die Herzen der Bevölkerung im Sturm. Diesem Besuch war im April ein Besuch des damaligen Außenministers Emil Hurezeanu in Wien vorangegangen. Außenministerin Țoiu und Außenministerin Meinl-Reisinger konnten sich nicht nur in Salzburg aus Anlass des Staatsbesuchs und in Alpbach austauschen. Außenministerin Meinl-Reisinger war auch vor zwei Wochen auf Besuch in Bukarest.

Passend zum 200. Geburtstag von Johann Strauß (Sohn) gab es beim Empfang auch eine Tanzeinlage. Drei mehrfach bei nationalen und internationalen Tanzsport-Wettkämpfen preisgekrönte Paare präsentierten einen Walzer. Diese Tanzeinlage fand unter der Ägide des einschlägigen Rumänischen Verbands und mit Unterstützung des Hermannstädter Tanzsport-Klubs ACS Fantasy Dance statt.                                              
Foto: Werner FINK

Gemeinsam besuchten beide Außenministerinnen das WM-Qualifikationsspiel Rumänien – Österreich – welch spannender Ausgang: das entscheidende Tor in der letzten Sekunde der letzten Minute! Ein guter Auftakt zu den intensiven politischen Gesprächen und der Unterzeichnung einer Absichtserklärung über die weitere Vertiefung unserer bilateralen Zusammenarbeit. Ein zentrales Element der Gespräche war auch Österreichs Unterstützung für den Beitritt Rumäniens zur OECD, den Österreich von Anfang an voll unterstützt.

In den letzten Monaten gab es aber auch auf anderer Ebene viele bilaterale Kontakte: Unsere Innenministerien unterhalten einen ständigen Austausch auf höchster Ebene politisch, sicherheitspolitisch und humanitär. Der österreichische Gouverneur der Nationalbank konnte sich in Bukarest mit Gouverneur Mugur Isărescu austauschen; nur um ein paar Besuche zu nennen. Wir freuen uns schon auf die Vorbereitung weiterer gegenseitiger Besuche in der nahen Zukunft.

Ein ganz wichtiges Element unserer engen und hervorragenden Beziehungen sind, wie Sie alle wissen, unsere Wirtschaftsbeziehungen. Und gerade hier in Hermannstadt, ist das sehr gut sichtbar. Viele österreichische Firmen feiern heuer ihr 30- oder sogar 35-jähriges Investment in Rumänien. Österreichische Firmen haben damit nach 1989 zu den First Movern gehört.

Einige wichtige Meilensteine konnten heuer erreicht werden: der Durchstich des ersten gebohrten Tunnels der Autobahn A1 Piteşti-Hermannstadt durch die Firma Porr, die Eröffnung der längsten Schrägseilbrücke Rumäniens über den Fluss Someș durch Strabag, die neue Seilbahn von Doppelmayr auf die Zinne, den Hausberg von Kronstadt, und last but not least die Hilfe von OMV/Petrom bei der Lösung der Energiekrise in der Republik Moldau und bei der Erschließung neuer Gasvorkommen im Schwarzen Meer.

Die Investitionen dieser und anderer Unternehmen in Rumänien haben Österreich zum zweitgrößten Investor nach Deutschland gemacht. Mit rund 14 Milliarden Euro sind diese Investitionen fast so hoch wie die österreichischen Investitionen in Italien, Frankreich und Spanien zusammen. Österreichs Unternehmen sind ein wichtiger Arbeitgeber in Rumänien, rund 100.000 Personen arbeiten in den Niederlassungen österreichischer Firmen, und zwar in allen, auch in den höchsten Funktionen. Die allermeisten Tätigkeiten auf Führungsebene werden von Rumäninnen und Rumänen ausgeübt, und rumänische Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter „übersiedeln“ zunehmend auch in Führungsfunktionen in den österreichischen Firmenzentralen.

Damit sind sie Teil der zweitgrößten ausländischen Bevölkerungsgruppe in Österreich, rund 140.000 Rumäninnen und Rumänen leben und arbeiten in Österreich und helfen der Wirtschaft und auch dem kulturellen Leben mit ihrem Fleiß und ihren Kompetenzen. Viele kommen als Studenten oder hochqualifizierte Arbeitskräfte, viele arbeiten im Gesundheitssektor und sind eine unentbehrliche Stütze. Eine Verantwortung, die man nicht hoch genug schätzen kann.

Als Österreichische Botschafterin bin ich stolz und glücklich über die enge Verbindung zwischen unseren Volkswirtschaften, aber besonders für diese engen menschlichen Verbindungen. Denn letztendlich sind es die Menschen, die zählen. Und die Rumänen vertrauen den österreichischen Unternehmen, aber auch die Unternehmen vertrauen den Rumänen und dem Potenzial Rumäniens.

Aber was wäre Österreich ohne Kunst, Kultur und Wissenschaft. Wir haben in diesem Jahr den 200. Geburtstag von Johann Strauß (Sohn) mit mehreren Konzerten gefeiert, zuletzt mit einem wunderbaren Konzert im Athenäum in Bukarest. Unser Kulturforum hat im letzten Jahr über 170 kulturelle und wissenschaftliche Projekte in ganz Rumänien organisiert, viele auch hier in der Region und in Hermannstadt selbst. Natürlich waren wir bei den großen Festivals, wie dem Internationalen Theaterfestival in Hermannstadt, dem Nationalen Theaterfestival in Bukarest oder dem George Enescu-Festival in Bukarest dabei und haben viele Konzerte, Filmabende und Lesungen organisiert. Dafür möchte ich mich bei allen Partnern bedanken.

Als besondere Highlights wären zu erwähnen: Zunächst die Performing Installation Democracy is Fun!”, die alle Kunstrichtungen zusammenbringt und in Sfântu Gheorghe sowie im Rahmen des Nationalen Theaterfestivals zu sehen war. Dann kreierten wir mit dem Museum im Schloss Peleș eine neue Ausstellung, Gustav Klimt und die Künstler-Compagnie in Peleș“, die hoffentlich bald durch Rumänien, Österreich und in Kooperation zwischen den Rumänischen Kulturinstituten und den Österreichischen Kulturforen durch Europa touren wird. Nicht zuletzt gab und gibt es eine wunderbare Zusammenarbeit hier in Hermannstadt mit dem großartigen Internationalen Theaterfestival. Ich kann Ihnen schon jetzt verraten, dass für 2026 Tolles geplant ist.

All diese vielen gemeinsamen Kooperationen auf so vielen Feldern, von Politik, über Wirtschaft, Zivilgesellschaft, Kunst und Wissenschaft stärken unsere freundschaftlichen Bande immer weiter.

Meine sehr geehrten Gäste, Sie sind das Herzstück unserer bilateralen Beziehungen. Durch Ihr Engagement und Ihre Verbundenheit mit Österreich tragen Sie maßgeblich dazu bei, die Verbindungen zwischen unseren beiden Ländern zu festigen und weiter auszubauen. Dafür möchte ich Ihnen herzlich danken.

Veröffentlicht in Aktuelle Ausgabe, Politik.