Drei Premieren

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Reformationsgottesdienst in der Mundart in Michelsberg

Ausgabe Nr. 2935

Elisabeth Kock schreibt: „Als Heilpraktikerin und Physiotherapeutin ist mir der gesundheitliche Aspekt des Singens und Musizierens sowie die Freude daran besonders wichtig. Aus dieser Freude an der Musik heraus entsteht dann oftmals mitten im Alltag die eine oder andere Komposition.” Eine dieser Kompositionen, „Rondo für Flöte und Orgel”, gehörte zur musikalischen Umrahmung des Gottesdienstes in der siebenbürgisch-sächsischen Mundart, der traditionell am Reformationstag, den 31. Oktober, in der Michelsberger Dorfkirche stattgefunden hat.

Zu Gehör gebracht haben das Rondo Iulia Balteș (Flöte) und Zsuzsánna Molnár (Orgel), die nach Abschluss des Gottesdienstes mit dem Andante aus der Sonate en Trio IV von Johann Sebastian Bach die zahlreichen Anwesenden zum Verweilen veranlassten.

In diesem Jahr gab es gleich drei Premieren: Erstmals predigte eine Pfarrerin, Bettina Kenst, derzeit Leiterin des Elimheims in Michelsberg, die ab Januar 2026 die Pfarrstelle in der evangelischen Kirchengemeinde in Agnetheln übernehmen wird. Und für die Pfarrerin selbst war es auch eine Premiere, in siebenbürgisch-sächsischer Mundart zu predigen. Kenst erklärte der Hermannstädter Zeitung, sie habe in keinem richtigen Idiom gepredigt, das gäbe es in Freck nicht. Die Siebenbürger Sachsen in Freck hätten Städterisch Sächsisch gesprochen, da dort kein eigener Dialekt entstanden sei.

Sie umrahmten den Gottesdienst musikalisch: Iulia Balteș (Flöte) und Zsuzsánna Molnár (Orgel).                                                   Fotos: Beatrice UNGAR

Der Predigtext aus Römer 3,21-28 dient gewöhnlich als Vorlage für die Auslegung des Evangeliums am Reformationstag in Michelsberg. Zum Schluss heißt es dort: So halten wir nun dafür, dass der Mensch gerecht wird ohne des Gesetzes Werke, allein durch den Glauben. Pfarrerin Bettina Kenst ging denn auch auf die vier Pfeiler der Reformation, wie sie Martin Luther benannte ein: sola scriptura, sola gratia, sola fide, solus Jesus Christus („allein die Bibel“, „allein die Gnade“, „allein der Glaube“ und „allein Jesus Christus“).

Pfarrerin Bettina Kenst auf der Kanzel der Michelsberger evangelischen Dorfkirche.

Nach dem Gottesdienst wurden die Anwesenden in das von dem Ehepaar Claudiu und Laura Menhart sanierte frühere Feuerwehrhaus unterhalb der Dorfkirche eingeladen, wo es bei dem evangelischer Speck genannten Brotaufstrich, der in Michelsberg gehokselt Boflisch (gehacktes Bauchfleisch/Speck) heißt, bei Krapfen, Kaffee und Tee gesellig zuging. Das war die dritte Premiere, denn bisher hatte der gesellige Teil auf dem Pfarrhof stattgefunden.

Beatrice UNGAR

In dem Saal im ersten Stock des neuen Lokals „Kamin” wurde der Reformationstag in geselliger Runde abgeschlossen.

Veröffentlicht in Aktuelle Ausgabe, Kirche.