Eindrücke von Barbara Zeizingers Roman ,,Bevor das Herz schlägt“
Ausgabe Nr. 2885

Barbara Zeizinger (rechts) ist eine treue Teilnehmerin an den Deutschen Literaturtagen in Reschitza, hier mit Katharina Kilzer im Jahr 2023.
Foto: Beatrice UNGAR
Barbara Zeizinger entführt uns in ihrem Roman „Bevor das Herz schlägt“ in das Leben dreier Menschen, die durch das mysteriöse Verschwinden eines Kindes aus der Bahn geworfen werden. Barbara Zeizinger wurde 1949 in Weinheim geboren und studierte Germanistik, Geschichte und Italienisch in Mannheim und Frankfurt. Heute lebt sie in Darmstadt als Schriftstellerin und Lyrikerin und ist zudem journalistisch tätig. Der Roman, der im Jahr 2021 im Pop Verlag Ludwigsburg erschien und zur Epik-Reihe von Traian Pop gehört, erzählt von Liebe, Verlust und der Macht der Erinnerung.
Im Mittelpunkt stehen Eva, Erzieherin und alleinerziehende Mutter von der fünfjährigen Toni, ihr Freund Julian, der Architekt ist, sowie der Herzchirurg und Tonis Vater Konrad. Anfangs scheint das Leben der drei Erwachsenen in geordneten Bahnen zu verlaufen. Doch als Toni spurlos verschwindet, reißt dieses Ereignis alte Wunden auf und bringt lang verdrängte Erinnerungen zurück. Die Polizei sucht fieberhaft nach dem Kind, während die Protagonisten sich nicht nur mit dem Verschwinden des Kindes, sondern auch mit ihrer eigenen Vergangenheit auseinandersetzen müssen.

Barbara Zeizinger: Bevor das Herz schlägt, Roman. Reihe Epik B. 120, Hrsg. Traian Pop, Pop Verlag Ludwigsburg 2021, 280 Seiten, ISBN: 978-3-86356-329-5, 19,90 Euro. Die Arbeit an diesem Roman wurde durch ein Arbeitsstipendium des Hessischen Ministeriums für Wissenschaft und Kunst unterstützt.
In Hermannstadt liegt das Buch in der Schiller-Buchhandlung und im Erasmus-Büchercafé auf.
Zeizinger gelingt es, die inneren Vorgänge ihrer Figuren eindrucksvoll und bildhaft zu schildern. Die Sprache, die sie verwendet, ist malerisch und von einer Intensität, die von der ersten Seite an Spannung aufbaut. Schon nach wenigen Seiten spürt man die Emotionalität der Geschichte, die nicht nur unter die Haut geht, sondern auch zu Tränen rührt.
Mit ihrer authentischen und feinfühligen Erzählweise lässt Zeizinger uns tief in die Gedankenwelt der Charaktere eintauchen – ob aus der Perspektive der kleinen Toni, die die Welt mit den Augen eines Kindes sieht oder aus der Sicht der Erwachsenen, die mit den Schatten ihrer Vergangenheit kämpfen.
Die Erzählung springt zwischen den Ereignissen des Jahres 2018 in Darmstadt und den Jahrzehnten zuvor, die in Weinheim, Mannheim, Köln und Italien spielen. Zeizinger gibt uns Stück für Stück Einblicke in das frühere Leben der Figuren, wodurch die Handlung immer mehr an Tiefe gewinnt. Die kurzen Kapitel und der flüssige Stil lassen das Buch kurzweilig erscheinen und sorgen dafür, dass man es kaum aus der Hand legen kann. Trotz der Schwere des Themas liest sich der Roman leicht und schnell, was auch an der geschickten Struktur und den wechselnden Perspektiven liegt.
Die Krimi-Elemente des Romans sorgen für zusätzliche Spannung. Während man sich fragt, was mit Toni geschehen ist, schwebt ständig der Verdacht über andere Charaktere und nach jedem Hinweis gibt es eine neue Theorie. Die Autorin, übrigens auch Redaktionsmitglied bei den Zeitschriften Bawülon und Matrix des Pop-Verlags, lässt die Leserinnen und Leser bis zum Ende mitfiebern und sorgt für einen ergreifenden Schluss.
„Bevor das Herz schlägt“ ist ein Roman über das Leben, das Leiden und die Liebe. Es ist eine Geschichte über Verluste, die nie verarbeitet wurden, und über Familien, die durch das Verschwinden eines Kindes wieder zueinander finden. Barbara Zeizinger hat ein Werk geschaffen, das nicht nur Herzen berührt, sondern auch zum Nachdenken anregt – ein Buch, das man so schnell nicht vergisst.
Finya LUSTINA