Samstagmusik in der evangelischen Stadtpfarrkirche
Ausgabe Nr. 2873

Ein beeindruckender Klangkörper: Der ConSpirito-Chor auf der Orgelempore der evangelischen Stadtpfarrkirche. Fotos: Beatrice UNGAR
Keine Sommerpause gibt es für die Reihe der Samstagmusik in der evangelischen Stadtpfarrkirche in Hermannstadt. Jeden Samstag um 19 Uhr steht ein musikalisches Erlebnis im Programm, auch während des 31. Internationalen Hermannstädter Theaterfestivals wurde die Reihe nicht abgebrochen, sondern die geplanten Konzerte wurden in das Gesamtprogramm aufgenommen.
Nachdem am ersten Samstag im Theaterfestival das Organistenduo Karl Schmidt und Thomas Greif vierhändig die inzwischen fast komplett restaurierte Sauer-Orgel erklingen ließen, konzertieren am letzten Samstag im Theaterfestival zwei Ausnahmemusikerinnen: Noemi Miklos und Melinda Samson. Ihre Darbietung stand unter dem Motto „Engel & Dämonen” und umfasste Werke von Georg Friedrich Händel, Richard Wagner, Franz Liszt, Marcel Dupré, Hans Zimmer, Francis Poulenc und Louis Vierne. Die Auswahl war abwechslungsreich und führte durch mehrere Jahrhunderte der Musikgeschichte, mal himmlisch zart, mal dämonisch hart, mal dramatisch, mal meditativ, auf jeden Fall passend zu dem Rahmen eines Theaterfestivals.

Zwei Ausnahmemusikerinnen: die Organistin Noemi Miklos (links) und die Sopranistin Melinda Samson.
Besonders theatralisch weil lautmalerisch ausgefeilt war das Werk „Chevaliers de Sangreal” (Die Ritter des Heiligen Gral, aus dem Soundtrack des Spielfilms „The Da Vinci Code”) von Hans Zimmer, ein vor allem für seine Filmmusik bekannt gewordener Komponist. Mehr als 150 Filme sind es inzwischen, darunter „Der König der Löwen”, „Gladiator”, „Der letzte Samurai”.
Nahtlos eingereiht hat sich am Samstag, dem 6. Juli, der Projektchor ConSpirito mit einem Programm, in dem den Psalmen-Vertonungen ein wichtiger Platz eingeräumt wurde. Der Initiator des ConSpirito-Chors ist der 1992 mit der Familie aus den USA nach Rumänien eingewanderte Musiker Kenneth Tucker, der seit mehr als 20 Jahren in Klausenburg lebt. Der Absolvent des Conservatoire Royale de Musique in Brüssel (Klavier und Kammermusik), hat zunächst an der Emanuel-Universität in Großwardein unterrichtet und den dortigen Chor geleitet. Desgleichen war er Dirigent des Chores der Staatsphilharmonie Arad. Er tritt gelegentlich als Solist am Klavier oder an der Orgel auf, komponiert Chorwerke.
In Hermannstadt dirigierten abwechselnd Tucker, Maria Rusu und George Stamate den beeindruckenden Klausenburger Klangkörper, in dem auch Sängerinnen und Sänger aus Deva und Hunedoara mitmachen. Der Musikwart der Evangelischen Kirche A. B. in Rumänien gab nicht nur bei den Liedern an der Sauer-Orgel den Kammerton an sondern begleitete einige dieser Lieder und brachte auch zwei Orgelwerke zu Gehör, die er passend zum Programm des Abends ausgewählt hatte. Die meditative Volksweise („Folk tune”) von Percy Whitlock und das „Allegro con spirito” von Frank Bridge. Der Chor selbst sang u. a. Werke von Wolfgang Amadeus Mozart, Tudor Jarda, Charles V. Stanford, Thomas Tallis, A. Brumley und John Rutter und am Abend darauf bot er in der Bartholomäer Kirche in Kronstadt das Eröffnungskonzert der Musica Barcensis-Reihe.
Beatrice UNGAR