Ausgabe Nr. 2868
Mit dem Evangelischen Gesangbuch durchs Jahr 2024
Das Pfingstfest liegt nicht so weit hinter uns und die Lieder, die zum Fest der Ausgießung des Heiligen Geistes gesungen werden, klingen noch in uns nach. Alle Pfingstlieder sind geeignet, die singende Gemeinde zu beseelen und zu begeistern.
Die meisten Pfingstlieder enthalten die Bitte um den Heiligen Geist, er möge kommen! Komm, kehre bei uns ein, erneure uns! Komm, o komm, du Geist des Lebens!
Eines der ältesten Pfingstlieder ist der lateinische Gesang „Veni Creator Spiritus“ des Hrabanus Maurus aus dem 9. Jahrhundert. Unser Gesangbuch enthält dieses Lied in der Form, die der Schweizer Pfarrer Markus Jenny 1971 geschaffen hat (Nr. 87).
Wenn wir bedenken, dass unser Gesangbuch im Jahr 1974 bewilligt wurde, so ist dieses Lied eines der allerneuesten darin. Über die Melodie erfahren wir: Kempten um 1000/Wittenberg 1524/Mainz 1947. So alt! Und so neu!
Auf den Reim verzichtet Markus Jenny. In sechs Strophen spürt er dem alten lateinischen Text nach, besinnt sich auf die wesentlichen Worte. Die Melodie ist schwebend, hat viele aufsteigende Linien, keine großen Intervalle. So folgen die Verse aufeinander wie in einer Endlosschleife. Ein Gruß aus der Ewigkeit.
Zu Beginn steht der Ruf: „Komm, allgewaltig heilger Hauch, der alle Kreatur belebt; o komm, erfüll uns bis zum Grund und bleib in uns, o Heiliger Geist.“
Der Geist teilt Gaben aus, er erneuert uns. In der 4. Strophe heißt es: „Erleuchte unser blind Gesicht / und leeren Herzen Liebe gib.“ Durchwegs ist mit dem DU im Text der Heilige Geist angesprochen, nicht Gott-Vater, nicht der Sohn.
In der letzten Strophe kommt der Trinitätsgedanke zum Ausdruck, der nur durch den Geist begreifbar ist. „Dass Gott dem Vater wir vertraun / und lieben seinen Sohn, den Herrn, / und dich erfahren, Gott in uns: / dazu hilf uns, o Heilger Geist.“ – Ein Lied nicht nur für Pfingsten, sondern für jeden Tag, für jeden Morgen.
Gerhild RUDOLF