Streiflichter von der 34. Auflage der Deutschen Literaturtage in Reschitza
Ausgabe Nr. 2864
Die Deutschen Literaturtage in Reschitza „versuchen eine Literatenfamilie wieder zu vereinen, bestehend aus den Autoren mit deutscher Staatsbürgerschaft und jenen, die die rumänische behalten haben”, stellte Nora Iuga einmal fest. Der Journalist Werner Kremm, seit der ersten Auflage ein treuer Gast, Teilnehmer sowie Berichterstatter stellte in seinem kurzen Bericht über die 34. Auflage dieser Veranstaltung fest: „Die zu Beginn der 1990er Jahre in Deutschland mittels Veranstaltung totgesagte rumäniendeutsche Literatur lebt immer noch!” Beide haben wohl recht, aber diese Veranstaltung hat schon längst den Rahmen der deutschen Literatur aus oder in Rumänien gesprengt. Dies konnte man auch bei der 34. Auflage beobachten, die vom 25. bis 28. April stattgefunden hat.
Dazu beigetragen haben die jeweils aus Ungarn oder Slowenien, Österreich oder der Schweiz und natürlich aus Deutschland anwesenden Gäste, aber auch der nun zum fünften Mal verliehene „Rolf Bossert”-Gedächtnispreis, der dieser Veranstaltung dank dessen Initiator Hellmut Seiler eine noch größere internationale Dimension verliehen hat. So konnte der diesjährige Preisträger, Dietrich Machmer aus Seevetal/Deutschland feststellen, welch lebendiges literarisches Leben in Reschitza und nicht nur dort gepflegt wird. Angereist waren die Teilnehmenden aus Deutschland (Höhenkirchen-Siegbertsbrunn, Darmstadt, Berlin, Braunschweig, Backnang, Ludwigsburg, Mainz, Frankfurt am Main, Dresden, Fürth, Obrigheim), Ungarn (Werischvar/Pilisvörösvar, Schomberg, Budapest, Surgetin/Szederkény, Nadasch/Mecseknádasd), Slowenien (Marburg an der Drau/Maribor, Stehanja vas) und aus Rumänien (Temeswar, Reschitza, Hermannstadt).
Das dichte Programm erlaubte allerdings wie gewohnt allen, auch einen regen Austausch untereinander zu pflegen. Dafür sorgten umsichtig und wie immer freundlich der Initiator und Hauptorganisator Erwin Josef Țigla und sein Team.
Vorgestellt wurden auch bei dieser Auflage neue Publikationen von Kulturvereinen wie z. B. des „Freundeskreises Murgebiet” aus Ungarn oder jenes „Deutschsprachiger Frauen BRÜCKEN” aus Slowenien. Desgleichen hatten die Anwesenden die Möglichkeit, einiges aus der Tätigkeit des Temeswarer Literaturkreises „Stafette” zu erfahren, der 2022 sein 30. Jubiläum gefeiert hat. Dazu gab die Leiterin Henrike Brădiceanu-Persem einen Sammelband heraus, den ihr Kollege Arnold Schlachter vorstellte. Die Festveranstaltung Ende November 2022 hatten auch Mitglieder des Verbands Ungarndeutscher Autoren und Künstler (VUDAK) mitgestaltet. Den Verein und seine Veröffentlichungen 2022-2023 stellte in Reschitza dessen erster Vorsitzender Chefredakteur der Neuen Zeitung aus Budapest, Johann Schuth vor.
Erstmals dabei war der sorbische Autor aus Dresden, Benedikt Dyrlich, der im bewährten Pop-Verlag Ludwigsburg einen sorbisch-deutschen Gedichtband herausgegeben hat. So kamen die Anwesenden erstmals in den Genuss einer Lesung in sorbischer Sprache. Dyrlich lobte übrigens den Verleger Traian Pop Traian als „herausragende Persönlichkeit der mitteleuropäischen Literatur” und sagte, er übertreibe damit keineswegs, sei doch Pop ein Verleger, wie er im Buche steht. Der Pop-Verlag Ludwigsburg war auch mit einem reichen Büchertisch vertreten und nicht zuletzt sei auch erwähnt, dass der Verleger ebenfalls dafür gesorgt hat, dass die Deutschen Literaturtage in Reschitza an internationaler Bedeutung gewonnen haben.
Aus Temeswar dabei war die Journalistin Ștefana Ciortea-Neamțiu, die einen Sammelband mit ihren im Rahmen des Kulturhauptstadtjahres 2023 in Temeswar in der Banater Zeitung veröffentlichten Artikel vorstellte, der unter dem Titel „Kulturerlebnis Temeswar. Theater, Bücher” im Temeswarer Cosmopolitan Art-Verlag erschienen ist.
In Sachen Jubiläen sei noch erwähnt, dass der Hermannstädter Schriftsteller Joachim Wittstock in diesem Jahr zum 25. Mal in Reschitza dabei gewesen ist. Dafür überreichte ihm Țigla im Namen des Veranstalters, des Kultur- und Erwachsenenbildungsverein „Deutsche Vortragsreihe Reschitza” ein Ehrendiplom.
Wittstock gehörte neben dem DFDR-Geschäftsführer Benjamin Józsa zu den aus Hermannstadt angereisten Teilnehmenden. Józsa war nur am ersten Tag dabei, auch als Direktor des Honterus-Verlags, in dem eine Neuausgabe des Buches „Johann Michael Acker. 1782-1864. Leben und Werk” des Historikers Dr. Volker Wollmann erschienen ist.
Am Eröffnungstag würdigten Erwin Josef Țigla und Balthasar Waitz die in diesem Jahr verstorbene Pädagogin und Autorin Edith Guip-Cobilanschi.
Wie gewohnt gab es neben den Lesungen und Buchpräsentationen auch Ausstellungen. In einer davon zeigte Eva Seiler-Iszlai Schnappschüsse.
Vorgestellt wurden auch zwei der dem Autor Eginald Schlattner zum 90. Geburtstag gewidmeten Bände.
Mit Geschichten aus ihrer Lehrerinnenzeit in Wolfsberg stimmte Katharina Kilzer die Anwesenden auf den krönenden Abschluss der 34. Deutschen Literaturtage in Reschitza ein: Ein Ausflug nach Wolfsberg.
Beatrice UNGAR