50 Lieder für 50 Jahre

Teile diesen Artikel

Mit dem Evangelischen Gesangbuch durchs Jahr 2024 / Von Angelika BEER

Ausgabe Nr. 2862

Es war Anfang Oktober 2023 an einem sommerlich warmen Tag in Bukarest, beim Spazierengehen im König Michael-Park, als sich die Melodie von „Verzage nicht, du Häuflein klein“ (Nr. 241 in unserem Gesangbuch) ganz unvermittelt in mir ausbreitete und mich an jenem Tag begleitete. Einige Tage vorher hatten wir bei der Pfarrklausur – dem Treffen aller Pfarrerinnen und Pfarrer unserer Kirche – gemeinsam mit den Kantoren und Kantorinnen dieses Lied gesungen.

Angeleitet von Beat Schäfer, einem renommierten Kirchenmusiker aus der Schweiz, haben mich damals schon Melodie und Text erreicht, berührt und getröstet. Wie sachte Wogen und sanfte Wellen eines Meeres verläuft die Melodie und diese Melodie stieg beim Spazierengehen wieder in mir auf. An einem freien Tag, an dem mir ein Spaziergang im Park zum Gottesdienst wurde, einen Tag nachdem die Situation in Israel/Palästina eskaliert war und niemand wusste, was noch alles kommen wird. Die nachfolgenden Kämpfe dauern bis heute an.

„Verzage nicht, du Häuflein klein“ ist vom Text her eher ein Kampflied, aber auch ein Lied, in dem viel Trost liegt und dass in den eigenen Kämpfen und Anfechtungen stärken kann. Besonders die langen Noten im Melodieverlauf machen dieses Lied so eindrücklich. Der Text ist 1632 geschrieben worden, mitten im Dreißigjährigen Krieg. Von Jakob Fabricius, der damals Feldprediger war und vermutlich den kämpfenden Truppen Mut zusprechen wollte. Die Melodie hat sich Fabricius von einem älteren Lied geliehen, von „Kommt her zu mir, spricht Gottes Sohn“ aus dem Jahr 1530, eine Vertonung von Jesu Worten „Kommt her zu mir, alle, die ihr mühselig und beladen seid“ (Matthäus 11, 28–30): „Kommt her zu mir, spricht Gottes Sohn, / all die ihr seid beschweret nun, / mit Sünden hart beladen, / ihr Jungen, Alten, Frau und Mann, ich will euch geben, was ich han, will heilen euren Schaden.“ Genau dies scheint auch durch „Verzage nicht, du Häuflein klein“ hindurch.

Veröffentlicht in Aktuelle Ausgabe, Kirche.