Ausgabe Nr. 2856
Mit dem Evangelischen Gesangbuch durchs Jahr 2024
Von insgesamt 378 Melodie- und Textverfassern (darin enthalten auch zahlreiche anonyme Quellen) finden wir in unserem Evangelischen Gesangbuch 14 Textdichterinnen und eine einzige Komponistin, nämlich Wilhelmina (Mina) Amalie Koch (1845-1924).
Die aus Pommern stammende Komponistin schuf weltliche und geistliche Liedmelodien, biblische Motetten sowie Chor- und Instrumentalmusik. Als 15-Jährige kam sie nach Wittenberg. Richtungsweisend für ihre musikalische Entwicklung war dort Musikdirektor und Stadtkirchenorganist Carl Stein (1824–1902), von dem sie Musikunterricht und Harmonielehre erhielt.
„Stern auf den ich schaue“, das Lied Nr. 477 (1897) in unserem Gesangbuch, wurde bald ein „Hit“ und ist darin das einzige von einer Frau komponierte Lied. Die schöne, eingängige Melodie fand schnell den Weg in zahlreiche protestantische Kirchengesangbücher. Die Worte stammen von ihrem Schwiegersohn Adolf Krummacher. Im Alter von 50 Jahren erblindete Mina Koch, was das Komponieren verkomplizierte.
Am 12. März 1924, also vor genau 100 Jahren, starb Mina und wurde beerdigt auf dem gleichen Friedhof in Wernigerode (Harz) wie ihr Mann und wie der Dichter und Schwiegersohn Adolf Krummacher, der den Text des Liedes Nr. 477 verfasst hat.
Übrigens: Im aktuellen Gesangbuch der deutschsprachigen Evangelischen Gemeinden in Deutschland, Elsass-Lothringen, Österreich und Luxemburg (1994) finden wir neben Mina Koch noch drei Komponistinnen, im Schweizerischen (1998) zehn, im norwegischen (2013) sogar 31, allerdings bei beiden ohne Beitrag von Mina; dies ist das Resultat einer raschen Durchsicht und Zählung in den Gesangbüchern – ohne Gewähr – in einer zufälligen, statistisch nicht relevanten Auswahl, doch: Die Tendenz scheint steigend zu sein, was durchaus erfreulich ist!
Brita FALCH LEUTERT