Premiere mit Shakespeares ,,Sommernachtstraum“ in Hermannstadt
Ausgabe Nr. 2853
Eine königliche Hochzeit eines Paares aus Athen belebt den Wald und lädt zum Fest ein. So beginnt Shakespeares Stück. Die „Sommernachtstraum”-Inszenierung von Florian von Hoermann an der deutschen Abteilung des Hermannstädter Radu Stanca-Nationaltheaters, die am vergangenen Wochenende Premiere hatte, beginnt anders: Durch die Einwirkung von Naturkatastrophen und menschlichem Handeln schrumpft der Wald immer weiter und droht, ins Chaos zu stürzen. Ist es möglich, diesen „Sommernachtstraum” noch zu retten, bevor er zum Albtraum wird?
Florian von Hoermann leitet das Stück mit Kettensägen und Gasmasken ein. Dies soll wohl die Naturkatastrophen und den Akt des menschlichen Handelns darstellen. Dennoch wirken Gasmasken und Kettensägen eher befremdlich und deplatziert.
Statt mit der klassischen Szene der Hochzeitsvorbereitungen im Palast des Herzogs Theseus zu beginnen, bekommt man zunächst eine Laientheatergruppe aus Holzfällern, einem Streber und überspitzt dargestellten Kaugummi kauenden Jugendlichen, die zur Probe von „Pyramus und Thisbe” in den Wald aufbrechen wollen, zu sehen. Im Original hatte Shakespeare geplant, die Handwerkertheatergruppe mit „Pyramus und Thisbe” bei der Hochzeit von Theseus und Hypolita auftreten zu lassen. In der Neuinszenierung hätte man auf die überzogen agierende Laientheatergruppe gut und gerne verzichten können.
Erst in der Szene, als Lysander und Hermia in den Wald fliehen, kommt das Bühnenbild aus Holzkisten zur Geltung und das Stück nimmt an Fahrt auf. Die Waldgeister, die sich perfekt im Bühnenbild selbst verstecken konnten, verstärkten zusammen mit dem Licht und den Geräuschen das Ambiente des gefährdeten Waldes.
Der Hofnarr Puck betritt kurz vor dem Elfenkönig Oberon die Bühne. Nachdem Oberon sich mit seiner Frau Titania über ein indisches Kind gestritten hat, bilden Puck und Oberon ein unschlagbares Gespann, welches scheinbar die ganze Bühne übernimmt und dominiert und im Laufe des Stücks das Publikum immer wieder zum Lachen bringt. So arbeiten die beiden ganz selbstverständlich einen Racheplan für Titania aus, da Titania das indische Kind Oberon nicht überlassen wollte. Ganz nebenbei beschließen sie dabei auch das Liebeschaos von Helena und Demetrius aufzulösen, als wäre es die natürlichste Sache der Welt. Da Oberon allerdings anordnet, nach irgendeinem Athener zu suchen, bringt Puck etwas durcheinander und findet Lysander und Hermia schlafend im Wald vor. Er verzaubert anstelle von Demetrius stattdessen Lysander, der als Erstes, als er erwacht, Helena sieht und sich dadurch in sie verliebt. So beginnt der Spaß des Liebeschaos des Stücks.
Im zweiten Akt taucht wieder die Laientheatergruppe auf, Puck verwandelt einen der Holzfäller in einen Esel, in den sich Titania mithilfe des Zaubers verliebt. So verschmilzt die Vergangenheit mit der Zukunft.
Der Zeitenwechsel störte die Harmonie und die Dynamik des Stückes. Auch hier hätte man auf die Mitglieder Laientheatergruppe verzichten und sie durch die klassischen Handwerker ersetzen können. Als Puck zu Oberon zurückkehrt, stellt Oberon erzürnt fest, dass Puck bei der Ausführung des Plans einen Fehler gemacht hat. Auch hat Oberon mittlerweile von Titania bekommen, was er wollte: das Kind. Seiner Meinung nach hat seine Frau genug gelitten. Daher schickt er Puck wieder los, um Pucks Fehler zu korrigieren und Titania wieder zu entzaubern.
Nachdem Pucks Fehler korrigiert wurde, bekommt die Laientheatergruppe den letzten Teil des Stücks. Deren Mitglieder führten einige kurze Szenen vor Theseus und Hypolita auf. Die man aber auch hätte weglassen können. Viel besser wäre es gewesen, wenn das Stück mit den vereinten glücklichen Paaren geendet hätte und nicht weiter sexualisiert worden wäre.
Vielleicht war es Absicht der Inszenierung, durch dieses „Überspielen” offen zu lassen, ob es möglich sei, den „Sommernachtstraum” noch zu retten, bevor er zum Albtraum wird?
Rebecca HOFFMAN
Besetzung
Darsteller: Marc Illich, Fabiola Petri, Johanna Adam, Daniel Plier, Emőke Boldizsár, Daniel Bucher, Olga Török, Patrick Imbrescu, Yannick Becker, Ana Tiepac, Viorel Rață, Roberta Schlucker, Eva Frățilă
Regie:
Florian von Hoermann
Dramaturgie:
Arno Kleinofen
Bühnenbild: Előd Golicza
Kostüme: Zsofiá Gábor
Video Design: Dan Basu
Audiogestaltung: Vlad Robaș
Choreographische Betreuung: Matilde J. Ciria
Regieassistenz: Lorenz Dauber