Johannes Löffler lebt mit seiner Familie nun in Rumänien
Ausgabe Nr. 2851
Seit August 2020 lebt Johannes Löffler (35) zusammen mit seiner Familie in Hermannstadt. Seine Frau Ioana-Cristina Löffler, eine gebürtige Rumänin aus Heltau, ging 2017 nach Deutschland, um Geld für eine Weiterbildung zu verdienen. Die beiden lernten sich dann in einer Firma in Tettau, in Oberfranken kennen, wo Löffler in einem MDAX-Unternehmen als Produktionsleiter arbeitete. Beide entschieden sich, nach Rumänien zu ziehen. „Bislang bin ich sehr froh, diesen Schritt auch getan zu haben, es hat sich viel entwickelt. Wir selbst sind viel ruhiger, entspannter. Die Leute sind hier herzlich, also man wird sehr schnell aufgenommen”, meint Löffler.
Standesamtlich heirateten sie aber vorher schon in Deutschland und dann kirchlich „groß” in Rumänien, wo deutsche und rumänische Familien bei der Trauung zugegen waren.
Im Januar 2020 wollte seine Frau ihren Beruf als Buchhalterin weiterführen und hatte damals Schwierigkeiten, in Deutschland in diesem Bereich Fuß zu fassen. Er selbst war auch mental ziemlich niedergeschlagen, weil er viel Arbeit hatte. Die Aufträge in der Firma waren exponentiell angewachsen und er hatte dann drei Jahre lang für nichts anderes mehr Zeit. Geburtstagsfeiern, Freunde und Familie blieben aus, die Wochenenden waren gelegentlich auch der Arbeit gewidmet und das Telefon klingelte rund um die Uhr. „Wir beide wussten, wir haben kein Haus, wir haben kein Kind, es gibt ein bisschen mehr im Leben als nur Stress und Arbeit, Arbeit, Arbeit”, sagte Löffler. „Und so haben wir uns dann entschieden, über Weihnachten 2019, dass wir Deutschland verlassen werden und dann haben wir im Januar 2020 beide den Job gekündigt”. Sie ist dann bereits im Februar nach Rumänien zurück. Wegen der ausgebrochenen Corona-Pandemie, konnte er erst im August nachkommen. Rumänien hatte er durch Urlaube bereits vorher schon kennengelernt, aber es war trotzdem „ein neuer großer Schritt”.
Inzwischen ist Nachwuchs Jonas auch schon da, wobei Johannes Löffler es wichtig findet, dass dieser zweisprachig aufwächst. Weiterhin möchte er selbst sich hier integrieren. „Also es ist hier eine ganz andere Kultur, die mir sehr liegt. Und dementsprechend gibt es momentan auch keine Gründe, sich Gedanken zu machen, den Weg zurückzugehen”, schlussfolgerte Löffler.
Wie zum ersten Mal seine Familienmitglieder aus Deutschland zu Besuch in Rumänien waren, waren sie „sehr begeistert”. „Sie hatten es gar nicht so bewusst wahrgenommen, was Rumänien eigentlich bietet, was für eine Kultur es hier gibt, was für ein schönes Land es tatsächlich ist”, erinnerte er sich.
Neben dem alten Arbeitsplatz in Deutschland hatte er übrigens eine neue Leidenschaft entdeckt: den Börsenhandel. In Rumänien entschied er sich, damit weiterzumachen. „Ich selbst bin Börsenhändler, also Trader”, sagte Löffler. „Das mache ich seit 2018. Ich habe das erst einmal nebenberuflich gemacht, um ein passives Einkommen zu generieren, was auch sehr gut funktioniert hat und für mich war dann diese Leidenschaft, die ich dafür entwickelt habe, Grund genug, das dann auch hauptberuflich zu machen.”
„Seit Dezember 2023 habe ich hier in Hermannstadt eine Firma. Ich biete Ausbildungen an, um an der Börse einen Nebenverdienst zu ermöglichen. Dies kann online durchgeführt werden oder in Präsenzunterricht. Es wird folgendes Wissen vermittelt: Wie funktionieren die Märkte, was ist entscheidend, um dann zu kaufen und für den späteren Zeitpunkt zu verkaufen”, sagte Löffler.
Wie viel Zeit er täglich mit dem Börsenhandel beschäftigt ist? „Der Börsenhandel, den ich betreibe, dauert pro Tag lediglich 90 Minuten (maximal) und das am späten Nachmittag, ideal nach der Arbeit den Börsenhandel umzusetzen”, sagte er. „Es erfordert einen recht kleinen Zeitaufwand, so dass eben viel Zeit für andere Sachen vorhanden ist, um eben auch Leute auszubilden, die auch dieses Wissen erwerben möchten.” Ob es Herausforderungen gebe? Vor allem anfangs sei ein Trader Emotionen ausgesetzt, die man mit der Zeit in den Griff bekommt.
„Ich bin der Meinung, das Leben bietet viele Türen und Möglichkeiten, die sollte man wahrnehmen und nutzen, um eben nicht stupide nach einem Plan hart zu arbeiten, der dann auch mehr mit Enttäuschungen verbunden sein kann”, meinte Löffler. „Das habe ich eigentlich aus der Vergangenheit gelernt, dass man nicht nur Schule, Studium, Arbeit und Karriere vor sich hertreiben sollte. Das Wichtigste ist meiner Meinung nach das Leben, die Gesundheit und die Familie. Und das weiß ich sehr zu schätzen”. Er habe den Eindruck, dass das in Rumänien wesentlich besser umgesetzt werde, als vielleicht in Deutschland, wo „die Mentalität sehr nach Arbeit ausgerichtet” sei. „Hier habe ich das Gefühl, dass mehr Familie und andere Sachen im Vordergrund stehen, was meiner Meinung entspricht, deshalb fühle ich mich hier so wohl”, sagte Löffler.
Werner FINK