Ausgabe Nr. 2849
Schreibwettbewerb des Konsulats 2023
Das Thema des sechsten Schreibwettbewerbs für deutschsprachige Lyzeaner, den das Deutsche Konsulat Hermannstadt und die Hermannstädter Zeitung veranstaltet haben, lautete: „Eines Tages fand ich im nahen Wald ein kleines…” Ersetze die Punkte mit der Bezeichnung eines Tieres und setze den Text fort. In dieser Ausgabe lesen Sie den Beitrag der Drittplazierten Naomi-Denisa Zaharia (Decebal-Gymnasium Deva).
Eines Tages fand ich im nahen Wald ein kleines Wölfchen, nicht weit von unserem Hof entfernt. Er besaß ein silbernes Fell und seine Augen waren auf den ersten Blick erschreckend. Aber als das Wölfchen mit Aufregung in der Stimme mit mir zu reden anfing und mich somit sprachlos machte… Ich konnte es kaum fassen! Der kleine Wolf erzählte mir die Geschichte seines Lebens. Ein WOLF SPRACH zu mir!
Der kleine Wolf erzählte mir von den Sillord und Gollords und dass er als wichtigstes Mitglied der Sillords die Macht über die silberne Quelle hatte, die den Mond kontrollierte. Zwischen den Rudeln der Sillords und Gollords herrschte jedoch Krieg. Der kleine Wolf, namens Sylver bat mich um Hilfe, um sein Rudel im Kampf gegen die Gollords zu unterstützen. Ich willigte ein.
Mit dem Einbruch der Nacht wurde ich im Vergleich zu Sylver immer unruhiger, gleichzeitig wuchs in mir auch die Abenteuerlust. Bevor wir aufbrachen, bat der kleine Wolf mich, ihm tief in die Augen zu schauen und die Worte auszusprechen: „Silbermond wachse.“ Sylver wuchs und wuchs. Schließlich hatte er etwa die Größe eines kleinen Pferdes. Er sagte mir, dass dies seine eigentliche Größe sei und dass die Wölfe die kleinere Größe als Tarnung in der Welt der Menschen nutzten. Er lud mich ein, auf seinem Rücken zu reiten. Ich sprang auf und wir entschwanden in der Nacht.
Wir hatten eine lange Strecke hinter uns gelegt, als der Wald vor uns dichter wurde. Keine einzige Lichtquelle erhellte uns den Weg, mit der Ausnahme des Mondes. Mir war nicht entgangen, wie die Augen des Wolfes leuchteten, und er erzählte mir von den Gollords, die über das Gold herrschten und die Kraft über die Sonne hatten.
Wir waren endlich da. Ich blickte auf ein grünes Tal mit vielen kleinen Höhlen. Alles schien in bester Ordnung zu sein, als plötzlich die Wölfe anfingen, schwächer zu werden, die Wölfe und der Mond schienen den Glanz zu verlieren. Als sich Sylver nach der Ursache erkundigte, fand er heraus, dass die Gollords die Silberquellen angriffen, um ihre Magiequelle zu schwächen und die Macht von Sonne und Mond in sich zu vereinen.
Die Sicht war unklar geworden. Trüber dicker Nebel lag wie auf einem Schlag um uns herum, was dazu führte, dass ich die Orientierung verlor. Sylver erklärte mir, dass der Nebel ebenfalls von Ihnen erschaffen wird. Vorsichtig griff ich nach dem Nebel und als ich meine Hand öffnete, befand sich silberner Sand in ihr. Im Laufe der Nacht wurden meine Glieder schwerer und schwerer, ich kuschelte mich in Sylvers Fell und schlief auf seinem Rücken ein.
Plötzlich schreckte ich auf und sah, wie mich mehrere silberne Wölfe intensiv mit ihren silbernen Augen anschauten. Sylver war unruhig und wirkte gereizt und lief auf und ab. Er machte sich Gedanken darüber, dass während unserer Reise hierher alles viel schlimmer geworden war. Mehrere Gollords hatten während Sylvers Abwesenheit einen Angriff gestartet, und sein Rudel hatte sie nur mit Mühe zurückgeschlagen. Sylver dachte darüber nach, was man tun könnte. Schließlich hatte er eine Idee: Die Silberquellen müssten wiederhergestellt werden, damit die Sillords wieder stark werden. Zusammen mit den anderen Wölfen des Rudels machten wir uns auf den Weg zu den Quellen. Unterwegs merkte ich, wie das Fell der Wölfe immer dunkler wurde. Ich blickte zum Himmel hinauf und sah, wie der Mond sich langsam zurückzog. Ebenso war zwischen den Bäumen ein unheimliches Summen zu hören. Ich bemerkte, dass kleine silberne Blitze wie Stromschläge von Grashalm zu Grashalm sprangen. Sie schienen sich in die Richtung zu bewegen, in die wir uns auch bewegten. Plötzlich erschallte ein Heulen voller Hass. Sylver spitzte die Ohren und stelle fest, dass die Gollords die Lichtung mit der Silberquelle erobert hatten. Unsere Chancen waren gering, das Gleichgewicht zwischen Sonne und Mond wiederherzustellen.
„Wartet hier”, befahl Sylver, während er das Versteck verließ, um mit dem Alpha der Gollords zu reden. Ich sah mir das Szenario von Weitem an. Die beiden Alphas umkreisten sich knurrend. Silberne Blitze flogen an uns vorbei und krachten in den Turm der Gollords auf der anderen Seite der Lichtung. Ich war vor Schreck überwältigt, sodass ich nicht merkte, wie Sylver und der Alpha der Gollords kämpften. Sie jagten sich gegenseitig. Der Alphawolf der Gollords war gnadenlos. Weiße Zähne blitzten auf und bohrten sich in Sylvers Fleisch. Sylver heulte vor Schmerz auf, kämpfte aber weiter und packte den Gollord an der Kehle, um ihn zum Aufgeben zu zwingen. Doch dann stürmten die Gollords auf Sylver los. Um sie abzufangen, griffen die Sillords die Gollords an. Der Boden begann zu beben, der Himmel wurde immer dunkler und tauchte abwechselnd in tiefes Schwarz, Blau, tiefes Silber und Gold. Ein furchtbarer Krieg hatte begonnen. Ohne etwas zu ahnen, zerstörten sie immer mehr von der Lichtung. Die Silberquellen waren fast ausgetrocknet. Ich musste etwas unternehmen. Ich wusste aber nicht, was. Für mich war es unmöglich, gegen die Wölfe zu kämpfen, auch besaß ich keine Zauberkraft, die ich hätte einsetzen können. Am Himmel näherten sich Sonne und Mond, und drohten sich gegenseitig zu verschlingen. Einer der Sillords sagte mir, dass der Kampf beendet werden muss. Dazu soll ich den Stab in der Mitte der Silberquelle, der nun zerbrochen auf dem Boden lag, in die Quelle stecken. Dazu brauchte ich Silberstaub.
Eine Wölfin wollte mir ihre letzten Kräfte überlassen, damit ich genügend Kraft haben würde, den Stab in der Mitte der Silberquellen zu reparieren. Sie sah mich intensiv an. Eine unerträgliche Hitze erfüllte mich. Mein Kopf hatte angefangen, weh zu tun und zu jucken. Es war unbeschreiblich schmerzhaft. Meine Haare verfärbten sich schlagartig von blond zu einem leuchtenden Silber. Ich war zu einem Sillord in der Postur eines Menschen geworden.
Ein letztes Mal sah ich auf die kämpfenden Wölfe zurück und rannte zu den Quellen. Die Sonne setzte sich vor den Mond und nahm mir die Sicht. Ich versuchte mit aller Kraft, das Silber in mir hervorzurufen. Ohne Erfolg. Der Stab in meinen Händen war schwer. So langsam überkam mich Panik. Die Wölfin, die mir ihre Kräfte gegeben hatte, ermunterte mich, es weiter zu versuchen. Ich versuchte all das, was um mich herum geschah, in die hintersten Ecken meiner Sinne zu schieben. Ruhig fing ich an, einige silberne Steine einzusammeln, um die Ränder der silbernen Quelle zu reparieren. Die Wölfin half mir, so ging es schneller.
Als der Moment kam, den Stab wieder zu richten, hörte ich das Heulen mehrerer Wölfe. Zeit, um mich umzudrehen, hatte ich nicht, denn der Golalpha sprang auf mich zu und riss mich zu Boden. Er schnappte nach mir, doch mein Instinkt war schneller, ich wich sein Maul mit scharfen Zähnen aus und schob ihn mit aller Kraft von mir runter. Ich fürchtete mich vor der Aggressivität, die sich in den Augen des Alpha widerspiegelte.Sylver rannte auf mich zu, um mir zu helfen, wurde jedoch von einem Gollord gestoppt.
Ich bemerkte etwas Silberglänzendes auf meiner Brust, griff danach und zog Silberstaub aus mir heraus. Mit Schnelligkeit griff ich den Stab und ließ dann meine Kraft fließen. Der Alpha der Gollords sprang auf mich zu und entriss mir den Stab. Ich setzte dem Alpha nach, um den Stab zurückzuholen. Eine unbeschreibliche Welle der Kraft entfaltete sich in mir, und ich entriss dem Gollord den Stab. Diese Welle hüllte den Alpha in eine silberne Hülle, sodass er sich nicht mehr bewegen konnte.
Ich rannte zur Stelle zurück und rammte den Stab mit meiner Macht in den Boden. Mit zittrigen Fingern schloss ich meine Augen, um mich zu beruhigen, dann ließ ich mein Silber fließen. Der Wind begann zu wehen, der Donner wurde lauter, aber nicht zum schlechteren, so als wolle die Natur selber wieder Frieden finden. Die silberne Quelle hatte angefangen, wieder Silberstaub fließen zu lassen, wobei das Gold sich zurückzog.
Harmonie kehrte ein. Als meine Kraft die Lichtung wieder hergestellt hatte. Schmolz das Silber von dem Alpha der Gollords. Der Himmel war wieder klar. Der Alpha der Gollords kam auf mich zu und ergab sich mir. Er bestand darauf, dass ich seine Magie annehmen sollte und ab da über Gold und Sonne herrschen sollte. Ich drehe mich zu Sylver um und sagte mir, dass dies meine Bestimmung sei. So habe ich nicht nur an mir das Silber in mir entfalltet, sondern auch das Gold zu meiner Kraft gemacht. Zusammen mit den Sillords und Gollords wurde ich zu einer Si-Lordin. Die mächtigste Anführerin beider Stämme. Frieden kehrte ein, die Wölfe lebten von da an zusammen in meinem Reich – Silold.