Ausgabe Nr. 2849
Erstes Treffen des Deutschen Wirtschaftsclubs Siebenbürgen (DWS) in diesem Jahr
Das erste Treffen des Deutschen Wirtschaftsclubs Siebenbürgen (DWS) des Jahres hat am 10. Januar stattgefunden. Als Gast dabei war dieses Mal Cosmin Costea vom Sportverein Sibiu Sport Project, der das Hermannstädter Radrennen vorstellte. Er ist nämlich auf der Suche nach Sponsoren. Desgleichen ging es um das Thema duale Ausbildung. Werner Braun, Vorsitzender des Deutschen Wirtschaftsclubs Kronstadt (DWK) stellte den Club und die Bemühungen um die duale Ausbildung hier vor das in Kronstadt erfolgreich läuft. Ein Vorhaben seitens des DWS ist, im Frühjahr Kronstadt und die duale Schule dort zu besuchen.
„Der Sportverein Sibiu Sport Project hatte 2011 einen einzigen Wunsch: ein Rennsportereignis auf hohem Niveau für Hermannstadt zu bringen“, sagte Costea. Gegenwärtig sei man bei der 14. Auflage angekommen. „Glück im Unglück: Wir sind eines der ersten Rennen, das nach der Pause wegen der Pandemie wieder stattgefunden hat und das hat uns zum ersten Mal in der Geschichte des rumänischen Radsports World Teams nach Rumänien gebracht.“ Auf diesem Niveau dürfe der Veranstalter keine Teilnahmegebühr von den Teams verlangen. Zweitens müsse der Veranstalter Unterkunft und Essen für alle bereitstellen. Es gehe dabei um etwa 300 Menschen. Außerdem müsse der Veranstalter für World Tour Teams, oder ProContinentale Teams etwa 2.000-2.500 Euro pro Team als Teilnehmergeld bezahlen. Dazu kämen noch die verpflichtenden Prämien. „Und so kommen wir auf ein Budget von über 350.000 Euro“, sagte Costea. „Deswegen schaffen wir das nicht alleine.“
Die Veranstaltung, die in diesem Jahr vom 6. bis 9. Juli stattfindet, kann auch live über das Internet verfolgt werden, im letzten Jahr sahen sich Menschen aus 74 Ländern die Veranstaltung in Echtzeit an.
Weiterhin werden viele Nebenveranstaltungen für Amateure organisiert. Im Rahmen der zwei traditionellen Werbeetappen, Hohe Rinne und Buleasee gibt es am Morgen je ein Amateurrennen. Beim „Transfăgărăşan Challenge” zählte man inzwischen über 500 Teilnehmer. Weiterhin gibt es zwei Wochen vor dem eigentlichen Rennen ein Sponsorenrennen, organisiert speziell für die Mitarbeiter der Sponsoren. Daran nehmen inzwischen 500-550 Teilnehmer teil.
2023 nahmen an der Sibiu Cycling Tour 26 Teams teil. „Das ist die beste Teilnehmerzahl für ein Rennsportereignis in Rumänien“, meinte Costea. An der Organisierung beteiligen sich 250-300 Leute, inklusive Freiwillige. Das Ergebnis sei ein Rennsportereignis auf hohem Niveau.
Seine Präsentation eröffnete der DWK-Vorsitzende Werner Braun mit den Worten: „Vor Weihnachten war ich zwei Wochen lang auf Erkundungstour in China und bin eigentlich sehr deprimiert zurückgekommen. Ich habe gesehen, was auf uns wartet in Zukunft, wie gut die Leute da gerüstet sind. Sie haben eine Strategie, sie haben Geld, subventionieren alles. Sie haben Bildung ohne Ende und sie haben Disziplin.“ Das, was man hier machen könne, sei, ,,dass man zumindest als Wirtschaftsclubs ein bisschen näher rückt und versucht, sich gegenseitig zu helfen und gegenseitig zu stärken.“
In Kronstadt sei man ein „gut eingespieltes“ Team, das schon seit 14 Jahren an dem Projekt der dualen Ausbildung arbeitet. Anfangs habe man sich in viele Projekte eingebracht, darunter Kinderheime, Altenheime. Dann wurde entschieden, neben anderen Projekten sich vor allem auf ein zentrales Thema zu konzentrieren und zwar auf Bildung. Dabei wird bereits in der ersten Klasse mit dem Projekt „Mini-Technikus“ angefangen, da der DWK ein Partner ist, angefangen vom Kindergarten bis zur Doktorarbeit, so dass junge Leute nicht ständig an das Auswandern denken, sondern merken, dass sie auch hier ihre Karierre weiterführen können.
Ein weiteres Projekt ist der technische Campus Kronstadt, also die duale Berufsschule. Gegenwärtig gibt es hier über 900 Schüler, wobei die Ausbildung auf zwei Schulgeländen geschieht. Ein weiteres Projekt sind duale Masterstudiengänge an der Universität. Seit fünf Jahren werden zwei duale Masterstudiengänge angeboten. Weiterhin versucht man, den Jugendlichen Praktika, Ferienjobs, Betreuung für Diplomarbeiten anzubieten und so nah wie möglich an den Jugendlichen der Stadt zu sein.
„Wo dieser Trend auszuwandern stark ausgeprägt war, haben wir gesagt, wir müssen den Jugendlichen zeigen, was in Rumänien alles gemacht wird. So entstand das Projekt ‚Made in Brașov‘”, sagte Braun. Das Projekt besteht in einem Auto, ein Prototyp, gebaut nur aus Teilen, die in Kronstadt entwickelt oder produziert worden sind. Inzwischen gibt es nun den Vorschlag, ein Transylvania- Auto zu machen.
Alles läuft im Rahmen der Initiative „Fit for Future“: die Berufskarawane, der Technische Campus Brașov, Made in Brașov oder soziale Projekte.
„Wir haben gemerkt, es ist ganz wichtig, dass wir aus dieser dualen Schule einen Brand machen, wo alles sehr zentral ist“, sagte Braun. „Wenn wir drei-vier unterschiedliche Stellen und Schulen mit unterschiedlichen Namen haben, ist es sehr schwer, einen starken Namen zu etablieren. Deswegen haben wir sehr viel investiert in Namen und in Marketing.“
Veranstaltet werden u. a. auch das Weihnachtsfest, Sommerfest, Radtouren, Wanderungen und Sportwettkämpfe. Das Oktoberfest steht immer noch unter der Schirmherrschaft des DWK auch wenn es nicht mehr direkt vom DWK organisiert wird. Vor der Pandemie wurde eine erfolgreiche Konferenz zum Thema Industrie 4.0 veranstaltet. Die nächste Konferenz zu diesem Thema in Hermannstadt musste dann leider wegen Covid abgesagt werden.
Ein Projekt im Aufbau ist das moderne Studentenwohnheim, das zusammen mit dem Bürgermeisteramt in privat-öffentlicher Partnerschaft gebaut wird.
Ein anderes wichtiges Projekt des DWK ist die Honterusschule, wobei das Gebäude Eigentum der evangelischen Kirche ist. Die Stadt hatte keine Miete für die Schule bezahlt und wo es keine Einnahmen gab, konnte das Gebäude auch nicht regelmäßig renoviert werden. Die Räumlichkeiten wurden für 49 Jahre an die Stadt verpachtet, unter der Bedingung, dass hier nur Schulbetrieb sein darf. Das Bürgermeisteramt soll zur Renovierung beitragen. Als Kirche wolle man das Projekt allerdings selber durchführen, damit es einer gewissen Qualität entspricht. Nun versucht man auch über Sponsoring, über den DWK die Schule zu erhalten.
Nicht zuletzt kam Felix Szabó, der Vorsitzende des rumänisch-deutschen Vereins für duale Ausbildung in Hermannstadt, zu Wort. Im Rahmen der dualen Ausbildung hier gibt es gegenwärtig insgesamt 500 Schüler in den drei Ausbildungsjahrgängen und 8 Fachbildungsbereichen. Man sei auf der Suche nach neuen Interessenten. Gerne nehme man auch neue Mitglieder in den Verein auf.
Der Vertreter einer Firma unterstrich bei der anschließenden Diskussion, dass es nicht einfach sei, an Facharbeiter heranzukommen, vor allem wo es keine Berufsschulen mehr gibt, wie früher. Es sei gut, dass man den Stein ins Rollen bringt, auch in Hermannstadt. Der DWS-Vorsitzende Wolfgang Köber wies zum Schluss darauf hin, dass in Rumänien vor allem seitens der Familie auf die Jugendlichen Druck ausgeübt werde, die akademische Laufbahn einzuschlagen, obwohl etwas anderes womöglich oft geeigneter wäre.
Werner FINK