Werke der Künstlerin Grete Csaki-Copony in der Galeria Plan B in Berlin
Ausgabe Nr. 2847
Werke der Siebenbürger Künstlerin Grete Csaki-Copony (1893-1990) sind noch bis zum 20. Januar 2024 im ersten Stock der Galeria Plan B in Berlin zu sehen. Geboren wurde die Künstlerin 1893 in Zărnești im Karpatenbogen unweit von Kronstadt. Zur Donaumonarchie gehört jener Teil der Welt bis 1918. Bäuerliche Motive der siebenbürgischen Landschaft und den Dörfern hat sie auf ihren hinreißenden Gemälden, farblich hochmodern, festgehalten.
Immer wieder gehe ich zurück und bewundere die Bäuerin mit dem Kind und den beiden Äpfeln in der rechten Hand aus dem Jahr 1938, das Portrait einer älteren Frau mit grünen Haaren und mehrfarbig coloriertem Teint von 1927. Damals exzessiv, farbig gewagt. Ihr „Selbstportrait bei Segal” stammt von 1931-32 und zeigt eine selbstbewusste, klar blickende junge Frau.
Kunstkennerinnen und Kunstkenner betiteln ihre malerische Kunst als expressiven Realismus. Inspiriert wird die Künstlerin ihr Leben lang von dieser einmaligen Landschaft, den typischen siebenbürgischen Dörfern, umgeben von den Karpaten. In der Zeit des Nationalsozialismus wird ihre Kunst als „entartet“ und „bolschewistisch“ degradiert.
Die vermögenden Eltern schicken die junge Grete auf die Kunstschule des Berliner Künstlerinnenvereins 1867 und die Kunstakademien nach München und Budapest. Die Kunstszenen von damals lernt sie kennen, ein recht ungewöhnliches Leben für eine Frau zu Beginn des 20. Jahrhunderts. Mit 16 Jahren bereits reist sie nach Paris, dem Traumziel der europäischen Malerei. Als Malerin, Zeichnerin und Dichterin wird sie später zu großen Ausstellungen in Europa eingeladen.
1917 heiratet Grete Copony den Hermannstädter Dr. Richard Csaki, Brigitte und Joachim werden geboren. Zusammen ziehen sie nach Bukarest und weiter nach Deutschland, nach Stuttgart, wo Csaki das Institut für Auslandsbeziehungen leiten wird. Auf dem Rückflug einer Dienstreise von Rom nach Deutschland, zerschellt das Militärflugzeug am Apennin. Grete Csaki wird 1943 Witwe.
Im Krieg wechselt sie ihr Heim von Stuttgart nach Wankheim, einem kleinen Dorf auf den Härten bei Tübingen. Bombenangriffe in Stuttgart nehmen zu und werden zunehmend gefährlicher. Bis zum Ende des Krieges wird sie bei der Tochter im Pfarrhaus in Wankheim untergebracht. Die Kirche des Dorfes wird 1958 renoviert und Grete Csaki-Copony entwirft die drei Kirchenfenster im Altarraum mit farbig gestalteten biblischen Darstellungen. Etwas Besonderes sind diese Kirchenfenster und sehenswert zu jeder Jahreszeit.
Tochter Brigitte wird 1918 in Temeswar geboren, zieht als Schülerin von Stuttgart alleine zurück nach Hermannstadt, kehrt Nazideutschland den Rücken, besteht in der alten Heimat das Abitur und möchte Theologie studieren. Bislang wird keine Frau zum Studium der Theologie in Siebenbürgen zugelassen. Brigitte Csaki lässt nicht locker, die Landeskirche in Hermannstadt wird sie als erste Frau zum Theologiestudium zulassen, „wir haben heute ein ‚Lex Csaki‘ gemacht“ sind die persönlichen Worte von Bischof Viktor Glondys. Später wird sie sich der Bekennenden Kirche zuwenden, geht nach Bielefeld und weiter nach Tübingen. Der 2. Weltkrieg beginnt und Brigitte findet sich in Berlin an der Kirchlichen Hochschule der Bekennenden Kirche bei Helmut Gollwitzer wieder. Mitten im Krieg wird sie zu den Eltern nach Stuttgart gehen und eine Vikarstelle in Wankheim bei Tübingen annehmen.
Nach Kriegsende kehrt Brigitte zurück nach Stuttgart, heiratet 1953 den Pfarrer Gerhard Möckel, der ebenfalls aus Hermannstadt stammt. Die Hochzeitsreise beginnt in Venedig und endet in Athen, wo sie einige Jahre bleiben werden. Der Theologe Gerhard Möckel übernimmt die Auslandspfarrstelle der Evangelischen Kirchengemeinde in Athen und wird zuständig für Gesamtgriechenland. Brigitte Möckel ist Pfarrfrau und kümmert sich um die Gemeinde, vor allem um deutsche junge Frauen, die griechische Männer geheiratet haben, die Zwangsarbeiter unter den Nazis in Deutschland waren. Auch andere soziale Dienste übernimmt sie und die Erziehung der drei Kinder ist ihre Aufgabe.
Die drei Kinder werden in Athen geboren und 1962 bricht die Familie schweren Herzens die Zelte in dem sonnigen Land ab und verlässt Athen. Der Neuanfang in Berlin-Wannsee beginnt für Familie Möckel, später in Dahlem bis zur Trennung des Ehepaares.
Im Haus in Berlin-Wilmersdorf versorgt der Enkel Konrad Möckel den Nachlass, die vielen Gemälde, Skizzen und Zeichnungen und plastischen Arbeiten der Großmutter. An den Wänden seiner Etage hängen die Csaki-Copony-Gemälde, wie in einer Galerie. Eine schöne Umgebung für ihn, der ein besonderes und sehr gutes Verhältnis zu seiner Großmutter hatte.
Während eines Schulausflugs von Berlin nach Athen besucht er sie für einige Stunden auf Ägina. Ihr erstes Gedicht liest sie ihm vor, eine anhaltende Erinnerung für ihn, den Enkel zu Beginn der 1970er Jahre:
Halb und halb
Laß das blanke Heut uns teilen
halb und halb.
Laß das schmale Lager
halb und halb genügen.
Laß mich geteilt umfangen
Ganz deine Kraft.
Laß mich vergehn
an deinem Werden,
laß werden mich zu deinem Teil.
Und laß den Glanz der Liebe
Doppelt sein im Teilen
Grete Csaki-Copony lebt und malt in Griechenland auf der Insel Ägina, unweit von Athen. Bis 1962 ist ihr Zuhause in Stuttgart. Danach zieht sie zur Tochter nach Berlin. Das Atelier auf Ägina ist weiterhin ihre künstlerische Heimat. In dem bereits erwähnten Haus in Berlin-Wilmersdorf wohnen sie viele Jahrzehnte von Etage zu Etage zusammen. Grete Csaki-Copony, Tochter Brigitte Möckel-Csaki und Enkel Konrad Möckel mit Kommilitonen.
Mit 97 Jahren stirbt Grete Csaki-Copony, die Siebenbürgerin in Berlin und ist auf dem Evangelischen St. Annen-Kirchhof neben der Dahlemer Dorfkirche beerdigt.
Professor Helmut Gollwitzers (1908-1993) Grab ist unweit zu finden und auch Gollwitzers Freund Rudi Dutschke (1940-1979) wird 1979 auf diesem Kirchhof beerdigt. Ein Ausflug nach dort ist lohnend und interessant.
Christel WOLLMANN-FIEDLER
Zur Galeria Plan B
Der Architekt Hermann Henselmann entwirft 1960 den Strausberger Platz in Berlin Mitte, ein städtebaulicher Höhepunkt im sozialistischen Klassizismus wird der Platz. Geräumig gebaut, nahe der Karl Marx Allee. In die Nordecke des Platzes Nr. 1 hält im Frühjahr 2023 die Galeria Plan B Einzug. Zweistöckig und großzügig gestaltet, weiße hohe Wände, ein interessanter weiter Blick nach oben. Denkmalgeschütze Berliner Motive von damals, aus der Zeit der DDR, sind am Eingang an der Wand erhalten geblieben.
Im Parterre der Galerie sind Gemälde der zeitgenössischen Bukarester Künstlerin Diana Cepleanu ausgestellt.
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