Mit dem Evangelischen Gesangbuch durchs Jahr 2024
Ausgabe Nr. 2848
„Herr Christ, der einig Gotts Sohn”, Nr. 42 in unserem Kirchengesangbuch, gehört zu den Kernliedern der reformatorischen Kirche. Im Gesangbuch steht es unter der Überschrift „Epiphanias“. Der Text wurde von der Nonne Elisabeth Kreuzinger verfasst, die sich der jungen evangelischen Kirche anschloss. Sie gilt als die erste evangelische Dichterin. Zusammen mit ihrem Mann gehörte sie zu Martin Luthers und Katharina von Boras engstem Kreis.
Wie viele der frühen protestantischen Kirchengesänge hat auch diese Melodie ihren Ursprung in einer weltlichen Weise. Das Lied wurde 1524 im zweitältesten Gesangbuch der neuentstehenden Kirche gedruckt, dem „Enchiridion oder Handbüchlein“ mit 25 Liedern und 15 Melodien.
Das allererste, sogenannte „Achtliederbuch“ war nur wenige Monate zuvor gedruckt worden.
Elisabeth Kreuzinger wurde unter Gleichgesinnten akzeptiert und geschätzt. Pfarrer und Dichter Cyriakus von Sparenberg schrieb zu diesem Lied: „Hier haben wir einen sehr schönen, geistreichen Betpsalm, den ihr billich eure Kindlein und Gesinde sollet lernen/und offt singen lassen…Es hat diesen Psalm ein recht fromb Gottfürchtiges Weib gemacht/Elisabeth Creutzigerin geheissen…und hat dem doctor Martino so wohl gefallen/dass er ihn selbst hat in sein Gesangbüchlein zu setzen befohlen”.
Die Dichterin träumte davon, ein Mal zu predigen auf der Kanzel der Wittenberger Kirche. Es sollten fast 500 Jahre vergehen, bis dieser Traum erfüllt wurde.
Brita FALCH LEUTERT
Elisabeth Kreuzinger (1505–1535).