100 Werke von Brâncuşi

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Bis Ende Januar ist die Ausstellung in Temeswar offen

Ausgabe Nr. 2848

Brâncuși-Ausstellung in Temeswar: Obwohl das Kulturhauptstadtprogramm Temeswar im Dezember 2023 offiziell zu Ende gegangen ist, kann man die Brâncuși-Ausstellung im Kunstmuseum bis zum 28. Januar besuchen.                       
Foto: Mugur FRĂȚILĂ

Die Ausstellung Brâncuși: surse românești și perspective universale” („Brâncuși: rumänische Quellen und universelle Perspektiven”) ist ein Höhepunkt der Kulturhauptstadt 2023 Temeswar und ist noch bis zum 28. Januar im Temeswarer Kunstmuseum zu sehen.

121.000 Karten hat das Museum seit der Eröffnung am 30. September 2023 verkauft, für die Ausstellung, in der Werke, Korrespondenz und kurze Filme des rumänisch-französischen Bildhauers Constantin Brâncuși (geboren 19. Februar 1876 in Hobița; gestorben 16. März 1957 in Paris) zu sehen sind.

Gebracht wurden die Werke hauptsächlich aus Rumänien (die meisten davon aus dem Bukarester Museum „Muzeul Naţional de Artă al României” bzw. aus dem „Muzeul Naţional de Artă Craiova”), aus privaten Sammlungen, aus dem Londoner Tate-Museum und viele natürlich aus Frankreich, aus dem Centre Pompidou in Paris, das die Brâncuși-Werkstatt verwaltet. Laut https://infotimi soara.ro sind übrigens dort die Werke des Künstlers kostenlos zu sehen. Für die Ausstellung in Temeswar kann man bequem die Karten online kaufen. Eine Karte nur für die Brâncuși-Ausstellung kostet 88 Lei (knapp 18 Euro), für alle Ausstellungen im Kunstmuseum 100 Lei (20 Euro). Studenten zahlen 22 Lei/Karte, Rentner 55 Lei, Schüler- (20-30 Personen), Studenten- (10-20 Personen) bzw. Erwachsenengruppen (10-15 Personen) 500 Lei/Gruppe.

Die einzige Marmorskulptur der Ausstellung „Der Schlaf” (Somnul, 1908) ist eines der schönsten Werke des Bildhauers, das in dieser Ausstellung zu sehen ist, und kann im Kunstmuseum Rumäniens in Bukarest gesehen werden.

Die von Doina Lemny – die promovierte Kunsthistorikerin ist eine renommierte Spezialistin für die Kunst von Constantin Brâncuși – kuratierte Ausstellung will dem Publikum „die verschiedenen Etappen von Brâncuși‘ künstlerischem Weg vor Augen führen: von den Werken, die unter dem Einfluss seiner Ausbildung an der Hochschule für Bildende Künste in Bukarest entstanden sind, bis hin zu seiner Konfrontation mit Rodins Skulptur und seiner radikalen Entscheidung, das Modellieren aufzugeben und die Methode des direkten Schleifens anzuwenden – was seine symbolische Rückkehr zu den primitiven Künsten markiert und gleichzeitig den Weg in die Moderne eröffnet.”, so die Organisatoren.

Die Ausstellung ist im 2. Stock des Museums zu sehen, wo die Räumlichkeiten mit schwarzem Stoff drapiert sind. Auch die Sockel sind schwarz und die Werke sind einzeln beleuchtet. Die Besucher dürfen fotografieren, allerdings ohne Blitzlicht. Zum Teil sind die Exponate unter Glas gestellt, doch viele Werke sind ohne Glasschutz und besonders gut zu betrachten. Da kann man den kleinen Fisch betrachten, der perfekt vom Künstler poliert wurde. Die „Măiastra” dominiert den Raum – sie steht auf dem höchsten Sockel, wie es sich für einen verzauberten Vogel gehört -, und auf dem „Vogel im Weltall” sind sogar Fingerabdrücke der Personen, die das Werk aufgestellt haben, zu sehen. Ausgestellt sind auch persönliche Briefe des Künstlers, einige Zeichnungen und Fotos mit Constantin Brâncuși – auch eines in Begleitung seiner Hündin, Polaire. Zu sehen sind auch Teile einiger von Brâncuși gedrehten Filme.

„Mlle Pogány I”, in Bronze gegossen nach dem Werk aus dem Jahr 1912, ist eine Leihgabe vom Kunstmuseum in Craiova.
Fotos: Mugur FRĂŢILĂ

Nicht nur Erwachsene, sondern auch viele Schülergruppen besuchen die Ausstellungsräume, oft in Begleitung der Museografinnen, die sie kindsgerecht begleiten. Nicht nur von den Lehrern gedrillt, sondern womöglich auch wegen der dunklen Atmosphäre gehen die meisten still durch den Raum und betrachten die Werke.

Weniger still sind manche Angestellte der Überwachungsfirma – keine Museumsangestellte – die eher in Bars in dubiöser Nachbarschaft angestellt werden sollten, nicht in einer der wichtigsten Ausstellungen des Jahres in einem Museum. Peinlich ist ihr Benehmen nicht nur für die Besucher sondern auch für die Mitarbeiter des Museums. Wenn man die Wachmänner ignorieren kann, kann man die Brâncuși-Werke sogar genießen.

Wenn man bereits im Temeswarer Kunstmuseum ist, sollte man auch die weiteren Ausstellungen nicht verpassen. Wegen Personalmangel ist zur Zeit die Ausstellung mit Banater und rumänischer Kunst nur am Nachmittag zu sehen, die Museografen empfehlen sie allerdings herzlichst. Permanent zu sehen ist hier die Ausstellung für europäische Kunst (Sammlung Ormós Zsigmond, 15.–18. Jh.). Besonders schön ist die Ausstellung des Malers Corneliu Baba (1906-1997). Die dramatischen Porträts des „verrückten Königs”, die Gruppenbilder und auch seine Selbstportraits sind nur einige der Werke, die hier zu sehen sind. Dazu sind im Museum auch weitere Sonderausstellungen im Angebot, die den Besucher für einen ganzen Tag beschäftigen können.

Die Europäischen Kulturhauptstädte 2024 sind Bad Ischl-Salzkammergut in Österreich, Tartu in Estland und Bodø in Norwegen.

Ruxandra STĂNESCU

Veröffentlicht in Aktuelle Ausgabe, Kunst.