Ein Brief vom Kinderhospiz des „Dr. Carl Wolff”-Vereins
Ausgabe Nr. 2845
An manchen Tagen ist das Kinderhospiz laut und bunt. So war das am Samstag, als Andrei seinen zweiten Geburtstag feierte und Artur seinen vierten. Die Lebensgeschichte beider Kinder begann mit Todesahnung. Die Eltern von Artur verzweifelten schier nach seiner Geburt. Sie konnten den Kleinen nicht einmal in die Arme schließen, denn Schläuche und Apparate bestimten sein Dasein. Tagelang standen sie vor dem Brutkasten und mussten erst einmal die Information verdauen: Das Beste für ihr Kind sei das Kinderhospiz. Ihm bleibe nur wenig Lebenszeit. Zwei Jahre hindurch kamen sie anfangs zögerlich, dann immer öfter zu Artur.
Sie wohnten mit im Kinderhospiz, bereiteten immer wieder die Kerze für den Abschied vor… Artur ist ein zarter kleiner Kämpfer. Irgendwann entschied er sich für das Leben und die Eltern holten ihn heim. Ab und zu braucht er neue Therapien. Dann kommt er zu uns zurück.
Am Samstag saßen wir alle zusammen und feierten zwischen bunten Luftballons und Absauggeräten seinen vierten Geburtstag. Es war gleichzeitig auch der Geburtstag von Andrei. Er ist zwei Jahre alt geworden. In diesen zwei Lebensjahren hatte Andrei schon alles: Momente, wo wir meinten, das Leben ziehe sich zurück, ein schwächelndes krankes Herz in einem lebensfreudigen Körper, drei große OP’s am Herzen, die Sehnsucht nach zwei Armen nur für ihn alleine. Artur entdeckte seine große Liebe für eine Krankenschwester, die ihn auch zu den OP’s begleitete… Er kennt Schmerzen, Rückschläge, lange Tage am Sauerstoffgerät und viele Infusionen. Seine Tränen machten uns manchmal schwach, aber nie, wie schlecht es auch zeitweilig um ihn stand, hatten wir das Gefühl, dass der Tod größer ist als er. Unter unseren Augen wurde er ein Jahr alt, dann ein Jahr und sechs Monate, dann kam die große Herz-OP. Er hat Leben dazugewonnen und fast wie im Märchen auch gleich eine Adoptivfamilie. Andreea, die Krankenschwester aus dem Kinderhospiz, ist jetzt auch zu Hause seine Schwester. Da kann man im Kinderhospiz schon einmal feiern!
Die stillen Tage sind aber zahlreicher im Haus. Es sind Tage, an denen die Sauerstoffkonzentratoren, die Beatmungs- und Absauggeräte den Rhythmus bestimmen. Wenn Matei, Patris, Traian und Niculae mit jedem Atemzug um Leben ringen, klingen auch Crinas Lieder nur noch sehr verhallt. Und ab und an wird eine Kerze angezündet. Wenn eine Seele sich befreit.
Manchmal halten auch wir den Atem an, dann nämlich, wenn Briefe ins Haus flattern, wo uns mit nüchternen Worten mitgeteilt wird: Für September werden erst einmal 50 Prozent der vertraglich festgelegten Summe von der Krankenkasse überwiesen. Wenn wieder Geld da ist, folgt auch die Restsumme.
Auch aus diesem Grund sind wir Ihnen, liebe Spenderinnen und Spender, unendlich dankbar. Es sind Spenden, die auch diesmal wieder über die trockenen, kalten Worte einer Behörde hinweghelfen und die es uns ermöglichen, weiterzumachen.
Herzlichen Dank und liebe Grüße,
Ortrun RHEIN
Geburtstagsfeier im Kinderhospiz in Hermannstadt.
Alltag im Kinderhospiz
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Kinderhospiz
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