Zwei Jahrbücher des Jahres 2024 im Überblick
Ausgabe Nr. 2846
Immer wenn die Weihnachtszeit naht, landen zwei Jahrbücher in der HZ-Redaktion. Und jedes Mal wundert man sich, welche neuen Themen sich die Journalisten und Autoren diesmal haben einfallen lassen. „Freiheit und Eigenverantwortung“ ist der Titel des Jahrbuches des Siebenbürgisch-Sächsischen Hauskalenders, der im Auftrag der Gemeinschaft Evangelischer Siebenbürger Sachsen und Banater Schwaben im Diakonischen Werk der EKD – Hilfskomitee und in Zusammenarbeit der Evangelischen Kirche A. B. in Rumänien von Berthold W. Köber herausgegeben wurde und im Schiller Verlag Hermannstadt-Bonn gedruckt wurde. Und das Deutsche Jahrbuch für Rumänien 2024, das von der Allgemeinen Deutschen Zeitung für Rumänien mit Unterstützung des Demokratischen Forums der Deutschen in Rumänien mit Mitteln des Departements für Interethnische Beziehungen der Regierung Rumäniens im Druck der Honterus-Druckerei Hermannstadt erschienen ist, ist ebenfalls einer näheren Betrachtung Wert.
„Freiheit. Wer kennt ihn nicht, den Wunsch nach Freiheit?! Er begleitet uns unser ganzes Leben, schon in unserer Kindheit, dann als Erwachsene und schließlich auch in unseren älteren Jahren. Freilich ändert sich das, was wir jeweils unter Freiheit verstehen, mit unserem Alter, mit unseren Erfahrungen und auch mit den sozialen und politischen Gegebenheiten, in denen wir leben.“ Um Freiheit geht es nicht nur im Vorwort des Siebenbürgisch-Sächsischen Hauskalenders von Prof. Dr. Berthold W. Köber, sondern das Thema „Freiheit“ zieht sich wie ein roter Faden durch die Beiträge im frischen Jahrbuch. Das Jahrbuch ist in drei große Kapitel gegliedert: „Kalendarium“, „Aktuell“ und „Aus Vergangenheit und Gegenwart“.
Der Jahreslosung und den von verschiedenen Pfarrern beschriebenen Monatssprüchen folgen die abgedruckte Predigt, die im Festgottesdienst am Pfingstsonntag beim Heimattag 2023 in der Paulskirche Dinkelsbühl von Prof. Dr. Berthold Köber gehalten wurde, sowie Grußworte, Predigten und Berichte vom 36. Siebenbürgischen Kirchentag in Ingolstadt (6. – 8. Oktober 2023).
Im dritten Kapitel „Aus Vergangenheit und Gegenwart“ geht es u.a. um die Geschichte der Siebenbürger Sachsen, das Kapitel wird durch den Bericht „800 Jahre Andreanum als Verfassungsgrundlage der Sächsischen Nation von Dr. Harald Roth eingeleitet. Es folgen Texte von der Jubiläumsfeier zur Annahme des Augsburger Bekenntnisses vor 450 Jahren in Mediasch von Dr. Hansotto Drotloff und über Josef Haltrich, „200 Jahre seit seiner Geburt und 50 Jahre, seitdem die Bergschule in Schäßburg seinen Namen trägt“ von Karola Fröhlich, sowie eine spannende Lektüre von Ilse Welther über Auswanderer aus Felmern nach Argentinien und Amerika.
Das Jahrbuch 2024 „Freiheit und Eigenverantwortung“, dessen Umschlag – ein Foto von Martin Eichler – die Großauer Kirchenburg zeigt, ist reich bebildert und absolut lesenswert und kann in der „Schiller“- Buchhandlung und im „Erasmus Büchercafé“ für 25 Lei erworben werden.
Seit Beginn des Monats liegt auch das Deutsche Jahrbuch der ADZ im Forumshaus kostenlos auf, kann aber auch für 85 Lei in der „Schiller“- Buchhandlung und im „Erasmus Büchercafé“ gekauft werden. Es bietet kurzweilige Lektüre zur deutschen Minderheit in Rumänien und Vieles mehr. Gegliedert ist das Buch in sechs größere Kapitel „Im Dienst der Gemeinschaft“, „Aus Stadt und Land“, „Kultur, Kulturerbe, Kulturhauptstadt“, „Lesen, Literatur und Literaten“, „Heimat, Brauchtum und Mundart“, „Reisen und Wandern“ und beginnt mit den Grußworten von Paul-Jürgen Porr, dem Vorsitzenden des DFDR und Dr. Peer Gebauer, dem Botschafter der Bundesrepublik Deutschland in Bukarest. Es folgen zwei Beiträge von Hannelore Baier, der erste ist ein Interview mit dem DFDR-Abgeordneten Ovidiu Ganț unter dem Titel „Im Interesse der deutschen Minderheit und der bilateralen Beziehungen“. Darin lässt Ganț das erste Halbjahr 2023 Revue passieren mit den Besuchen von Bundeskanzler Olaf Scholz Anfang April in Bukarest und von Bundespräsident Frank Walter Steinmeier im Juni, beantwortet Fragen über die politische Lage im Jahr vor dem Wahljahr 2024, in dem es Kommunal-, Parlaments- aber auch Europa- und Präsidentschaftswahlen geben wird, sowie u. a. über das neue Unterrichtsgesetz zu dem Ganț sagt: „Die Fraktion der nationalen Minderheiten konnte erreichen, dass die positiven Verfügungen für den Unterricht in den Sprachen der nationalen Minderheiten aus dem ‚alten‘ Unterrichtsgesetz nicht vergessen wurde und im neuen Text enthalten sind. Das war nicht einfach, wir mussten zahlreiche politische Verhandlungen führen, aber sie sind alle drin. Für den deutschsprachigen Unterricht wird es kaum Änderungen geben , es wird zumindest nicht schlechter.“ In dem zweiten Bericht stellt Hannelore Baier die Leiterin und Seele des Alten- und Pflegeheimes sowie der beiden Hospize des Dr. Carl-Wolff-Vereins in Hermannstadt, Ortrun Rhein vor und schreibt über deren nächstes Vorhaben: einer Anlaufstelle für Patienten vor der Aufnahme ins Hospiz.
Weitere interessante und lesenswerte Interviews gibt es im ADZ-Jahrbuch zu lesen u. a. mit den drei Pfarrerinnen Angelika Beer, Elfriede Dörr und Hildegard Servatius-Depner (geführt von Aurelia Brecht), Dr. Alexandru Szepesi, dem Leiter der Direktion für Minderheitenschulwesen im Bildungsministerium (geführt von Gabriela Rist), Andreea Goța, der stellvertretenden Schulleiterin der „Nikolaus Lenau“-Schule Temeswar (geführt von Andreea Oance), Radu Chivărean, dem Direktor des „Johannes Honterus“-Nationalkollegs Kronstadt (geführt von Laura Căpățână Juller), Thomas Perle, dem Stadtschreiber von Temeswar (geführt von Elise Wilk), Prof. Dr. Roxana Nubert, der Leiterin der Österreichbibliothek Temeswar (geführt von Raluca Nelepcu) und Filmemacherin Armanca Brândușa (geführt von Ștefana Ciortea-Neamțiu).
Sehr unterhaltsam zu lesen ist der Beitrag über den Besuch der Kulturhauptstadt Temeswar von Ursula Philippi und ihrer Freundin Katja Kamp und einige Seiten weiter im Buch ruft ADZ-Redakteurin Raluca Nelepcu die Ereignisse in der Kulturhauptstadt in Erinnerung und beschreibt in einem weiteren Text die römisch-katholische Sankt-Georgs-Kathedrale mithilfe einer Domführung des Diözesanarchivars Dr. Claudiu Călin.
Der „Deutschlandfunk”-Journalist Thomas Wagner sprach mit Schriftsteller und Seelsorger Eginald Schlattner zu seinem 90-jährigen Geburtstag über „Geheimdienst-Knast, leere Kirchen und viel Schriftstellerei neben der Theologie“. Daraus kann man entnehmen, dass Schlattner weiter sehr aktiv „schriftstellert“ und an einen Ruhestand überhaupt nicht zu denken ist: „Den Ruhestand gibt es für einen Pfarrer sowieso nicht. Emeritierter Pfarrer – das ist unser Titel. Das klingt anders als Pfarrer in Ruhestand. Einen Pfarrer in Ruhestand, sowas gibt es nicht.“ Passend zum Kapitel „Lesen, Literatur und Literaten“ gibt es im ADZ-Jahrbuch Texte von bekannten rumänien-deutschen Autoren wie Joachim Wittstock, Anton Sterbling, Balthasar Waitz und Dietfried Zink zu lesen.
Im Kapitel „Heimat, Brauchtum und Mundart“ geht es u.a. um den schwäbischen Dialekt aus Beschened im Sathmarland (Autor: Arthur Glaser) und den Fasching bzw. der Fastnacht im Hochdeutschen und im Siebenbürgisch-Sächsischen (Autorin: Dr. Sigrid Haldenwang). Am Ende des Buches stehen wie gewohnt die Anschriften aller Ortsforen. Das Jahrbuch der ADZ, auf dessen Umschlag ein Detail von dem Aufmarsch der „Banater Rosmarein“ bei den Heimattagen der Banater Deutschen in der Temeswarer Innenstadt zu sehen ist, wird kostenlos vertrieben und kann im Forumshaus abgeholt werden.
Cynthia PINTER