Stimmen vom Klassentreffen des Jahrgangs 1988 an der Brukenthalschule
Ausgabe Nr. 2838
50 Absolventinnen und Absolventen der Brukenthalschule Jahrgang 1988 folgten der Einladung zum 35. Klassentreffen nach Hermannstadt. Gefeiert haben sie am 29. und 30. September, und zum Abschluss gab es eine Party im Spiegelsaal des Forums am 30. September, am Geburtstag ihres ehemaligen Englischlehrers Ricky Dandel, der eine der Klassen als Klassenlehrer über vier Jahre betreut hatte. Lesen Sie im Folgenden einige Statements der Teilnehmenden aus:
Ute Hellmuth-Zweyer (Hermannstadt/Innsbruck): ,,Hab‘ Sonne im Herzen ob’s stürmt oder schneit“, dieser Spruch aus dem Poesiealbum der Grundschulzeit hat mich begleitet, die ganze Schulzeit. So sonnig auch der Tag des Klassentreffens, und so herzlich und wunderschön das Wiedersehen. Am 30. September 2023 kamen wir, 48 ehemalige Schüler aus 8 Ländern (Deutschland, Österreich, Italien, Schweiz, Norwegen, Spanien, USA, und Rumänien) wieder zurück, in die Schule. Eine Schule, in der wir auf ganz vielfältige Weise viel für’s Leben gelernt haben. Unsere Schulzeit am Brukenthal (1984 – 1988) fiel ja in die schlimmste Zeit des kommunistischen Regimes in Rumänien. Dennoch, wenn man in der Schule war, auch bei den sogenannten „außerschulischen“ Tätigkeiten, war man wie in einer anderen Welt. Es war mehr als eine Schule, es war Heimat, in die man immer wieder gerne zurückkommt.
Udo Pankratius (Hermannstadt/ Nürnberg): Jede Rückkehr zum Geburtsort, an dem wir Kindheit und Jugend verbracht haben, ist ein Auftanken mit unsagbar kraftvollen Energien die nur dort erlebt und gelebt werden können. Das vertraute Licht, vertraute Gebäude und Gesichter, vertraute Geräusche und Sprache, der Duft der Landschaft, vertraute Gerüche und wahrscheinlich auch nicht wahrnehmbar wirkende Faktoren wie das einzigartige Erdmagnetfeld an einem bestimmten Ort der Erde – so auch am Geburtsort – sind einmalig und prägend. Als Teilnehmer des 35jährigen Klassentreffens haben wir Hermannstadt und die Brukenthal-Schule als sehr positiv erkunden und wieder entdecken dürfen. Höhepunkt des Klassentreffens war die Klassenstunde in der Aula mit mehreren ehemaligen Lehrern und der Rundgang durch die Schule. Es war für uns wie eine Zeitreise, die viele Erinnerungen wachrief, aber uns auch die Veränderungen verdeutlichte. Das ausgebaute Dachgeschoss mit den Computerräumen kannten die wenigsten von uns. Obwohl die meisten von uns bereits lange im Ausland leben, haben wir uns durch den herzlichen Empfang durch die heutige Schulleiterin sofort wieder dazu gehörig gefühlt. Es war eine sehr schöne Erfahrung zu erleben, dass hier in Hermannstadt, wo unsere Wurzeln sind, für uns die Türen immer noch offenstehen.
Cosmin Popovici (Hermannstadt/Torino): Zwei ,,wahnsinnge“ Tage voller Erinnerungen, nach 35 Jahren… Jetzt, da die starken Emotionen langsam weniger werden, versuche ich zusammen zu fassen. Ein gemeinsamer Nenner war, in allen Gesprächen, dass wir sehr gute Professoren hatten und sehr gute Kollegen. Das Besondere an der Brukenthalschule scheint mir die Beziehung von Lehrern zu Schülern, eine Verflechtung zwischen Respekt und Freundschaft gewesen zu sein, und man tut doch alles um einen Freund nicht zu enttäuschen? Das war raffinierte Pädagogie, was uns vielleicht erst heute, im Rückblick, auffällt. Mit den Schulkollegen hatte man enge Verbindungen, ermöglicht durch die schönen, zahlreichen Ausflüge und vielen anderen gemeinsamen Aktivitäten (Hüttenabend), die oft in der Schule stattfanden. Leistung und Wettkampf wurde gefödert, viele Prüfungen (Stufenprüfung in die 11. Klasse!), war stimulierend aber nie übertrieben. Das Alles war „The Brukenthaler-Spirit“: eine zusätzliche Dimension Freiheit, in einer Welt mit nicht wenigen Einschränkungen.
Sabine Frühn (Heltau / München): Die Brukenthalschule hat für uns eine phantastische Basis für einen lebenslangen Zusammenhalt gelegt. Deshalb bin ich gerne zu unserem Klassentreffen hierher zurück gekommen. Durch die gemeinsamen Erlebnisse und den Beitrag unserer Lehrer, entstanden Identität, Selbstvertrauen und die Fähigkeit sich in einer multikulturellen Umgebung zurechtzufinden. In den letzten 35 Jahren habe ich erkannt: Im internationalen Vergleich können wir locker mithalten! Besonders freut mich zu sehen: die alten Freundschaftsbande halten immer noch!
Hans-Walther Klusch (Großpold /Stuttgart): Unser 35-jähriges Klassentreffen am 30. September 2023: Auf den Tag genau vor 35 Jahren hatte ich meinen dritten Tag im Militärdienst. Da waren die Verhältnisse besonders klar: Der zu erwartende Feind kam aus dem Westen und hieß NATO. Wie konnten sich all die geschulten, kompetenten und überbezahlten Menschen so irren? Schön, in den Gesprächen mit Kollegen und Lehrern, festzustellen, dass der Wertekanon der uns seinerzeit vermittelt wurde noch weitgehend seine Gültigkeit hat, also besteht noch Hoffnung für die Welt. So gesehen freue ich mich schon auf das 50jährige Klassentreffen. Dann können wir uns über all die unumstößlichen Wahrheiten und alternativlosen Entscheidungen, die uns dieser Tage verkauft werden, unterhalten. Ich hoffe, wir können dann weise lächeln.