Jahrestreffen des Medienvereins ,,FunkForum“ in der Europäischen Kulturhauptstadt
Ausgabe Nr. 2837

Gruppenfoto einiger Journalisten des „FunkForum“ Vereins auf dem Opernplatz in Temeswar (v. l. n. r.): Astrid Weisz, Thomas Wagner, Alois Kommer, Cynthia Pinter und Krisztina Molnár.
Foto: Claudiu CĂLIN
Das Jahrestreffen des Medienvereins „FunkForum“, ein Zusammenschluss von Redakteurinnen und Redakteuren deutschsprachiger Medien aus Mittel- und Südosteuropa, zu dem Alois Kommer, der Leiter des „FunkForums“ eingeladen hatte, fand am vergangenen Wochenende (5.- 8. Oktober) in Temeswar/Timișoara statt. Mitfinanziert wurde das Treffen vom Institut für Auslandsbeziehungen Stuttgart (ifa).
Da Temeswar heuer Europäische Kulturhauptstadt Europas ist, lag die Auswahl des Veranstaltungsortes des jährlichen FunkForum-Treffens auf der Hand. Als erstes nahmen die von nah und fern angereisten Journalistinnen und Journalisten am Donnerstagabend, dem 5. Oktober, an dem Herbstfest des Deutschen Wirtschaftsclubs Banat und des Deutschen Konsulats Temeswar teil, bei dem man zu bayerischen Brezeln, Bratwurst und zur Musik der Band „D’Wadenbeißer“ Kontakte zur deutschen Gemeinschaft in Temeswar knüpfen konnte.
Am Freitag, dem 6. Oktober, erwartete die Journalisten aus Temeswar, Sathmar, Neumarkt und Hermannstadt ein volles Programm, beginnend mit einer Führung durch Temeswar, bei der Dr. Claudiu Călin, Archivar des römisch-katholischen Bistums Temeswar, Einsichten in die Geschichte der Stadt und ihrer bunten Gebäude bot. Vom Domplatz mit seinen beiden Kirchen und der Pestsäule schlenderte man zur Lenauschule, dann zum Freiheitsplatz mit dem Alten Rathaus und der Nepomuk- und Mariensäule. Weiter ging es zum imposanten mittelalterlichen Hunyadi Schloss, zum Opernplatz mit der Oper, der Loydzeile, dem Palais Löffler und der griechisch-orthodoxen Kathedrale mit ihren 7 Glocken.
Nach dem Mittagessen hatten einige Journalisten die Gelegenheit, sich die am meisten erwartete Kunstausstellung des Jahres anzusehen.

Oft fotografiert wurde das Werk „Madame Pogány I“ in der Brâncuși-Ausstellung
in Temeswar. Foto: Cynthia PINTER
„Brâncuși: Rumänische Quellen und universelle Perspektiven“, die vom 30. September 2023 bis zum 28. Januar 2024 im Nationalen Kunstmuseum in Temeswar stattfindet, wird vom Temeswarer Kreisrat finanziert und vom Nationalen Kunstmuseum Temeswar, der „Art Encounters“-Stiftung und dem Französischen Institut in Rumänien organisiert. Für rumänische und ausländische Besucher ist diese Ausstellung in Temeswar eine einzigartige Gelegenheit, die Werke des wohl bekanntesten rumänischen Bildhauers zu entdecken und zu bewundern. 22 Skulpturen, aber auch Fotografien und Zeichnungen von Constantin Brâncuși wurden aus dem Pompidou-Zentrum in Paris, dem Londoner Tate-Museum, der Guggenheim Stiftung, dem Kunstmuseum aus Craiova, dem Nationalen Kunstmuseum Bukarest und aus privaten Sammlungen nach Temeswar gebracht. „L’Oiseau dans l’espace“ (Der Vogel im Raum), „Le Baiser“ (Der Kuss), „Mademoiselle Pogány I“ und „Maïastra“ sind nur einige der in Temeswar ausgestellten Kunstwerke, die absolut sehenswert sind. Eine Ecke der Ausstellung ist dem Skandal um die Skulptur „Der Vogel im Raum“ gewidmet. Der amerikanische Unternehmer Eugene Meyer wollte das Kunstwerk für 4.000 Dollar erwerben, Brâncuși brachte die Bronze-Skulptur selber von Paris nach New York, wurde an der amerikanischen Zollkontrolle mit dem Hinweis aufgehalten, dass es sich um ein Stück Metall handele, das steuerpflichtig sei. Brâncuși konterte, dass es ein Kunstwerk sei und als solches nicht versteuert werden müsse. In der Folge fand ein langwieriger Prozess um die Skulptur statt, bei dem es um ebendiese Frage ging, ob die Skulptur im Sinne einer Manufakturware zollpflichtig oder ein Kunstwerk sei. Das Gericht entschied sich 1928 für Letzteres. Die Zeitungsartikel aus der Zeit sind auch in der Ausstellung zu sehen, manche tragen so witzige Titel wie „If It’s a Bird, Shoot It“ oder „Whatever This May Be – It’s Not Art“. Ein kurzer Dokumentarfilm über das Târgu Jiu-Ensemble runden die Ausstellung ab, die noch bis zum 28. Januar 2024 geöffnet ist.

Bei der Podiumsdiskussion in der Temeswarer West-Universität sprach Siegfried Geilhausen, Vizekonsul am Deutschen Konsulat Temeswar (links am Mikrofon) ein Grußwort. Foto: Cynthia PINTER
Am Freitag Nachmittag fand eine Podiumsdiskussion zum Thema „Herausforderungen & Chancen deutschsprachiger Minderheitenmedien“, in Kooperation mit der Temeswarer West-Universität statt. Daran nahmen FunkForum-Mitglieder aus Temeswar, Hermannstadt, Neumarkt, Sathmar und Deutschland teil. Am Podium saßen Alois Kommer, Leiter des FunkForums, Astrid Weisz, Redakteurin der deutschen Sendung bei Radio Temeswar, Kathrin Lischko, Chefredakteurin des in der Slowakei erscheinenden „Karpatenblattes“ und Hajnalka Buda, Leiterin der Radiosendung „Deutsche Minuten“, die in der serbischen Vojvodina ausgestrahlt werden. Ein Grußwort sprach Siegfried Geilhausen, Vizekonsul am Deutschen Konsulat Temeswar. Aus der Sicht der rumänischen Presse schaltete sich Ion Surdu von der Tageszeitung „Turnul Sfatului“ aus Hermannstadt ein. Dann ging es um heikle und spannende Themen, wie Pressefreiheit oder Zukunft der deutschen Medien.
Ein Arbeitsgespräch sowie eine Mitgliederversammlung, bei der sich online auch andere FunkForum-Mitglieder einschalteten, die nicht in Temeswar dabei sein konnten, standen am Samstag und Sonntag auf dem Programm.
Wie bei jedem Treffen unter Journalisten fand auch diesmal ein reger Austausch statt, neue Beziehungen entstanden und man freute sich über das Wiedersehen und auf künftige Treffen im Rahmen des „FunkForum“ Vereins, den es nun schon seit 22 Jahren gibt.
Cynthia PINTER