Gold bei James Beard Awards für Kochbuch „Tava” mit rumänischen Desserts
Ausgabe Nr. 2833
Lohnt es sich heutzutage, wo eh alles im Internet zu finden ist, Geld für ein Kochbuch auszugeben? Definitiv ja, zumindest für „Tava” von Irina Georgescu, dessen deutsche Fassung dieses Jahr im Gerstenberg-Verlag erschienen ist. In diesem zweiten Kochbuch der Autorin sind „Süße Köstlichkeiten aus Rumänien und anderen europäischen Ländern” zu finden. „Tava” ist Rumänisch für „Backblech”.
Die Originalausgabe (in englischer Sprache) ist unter dem gleichen Titel „Tava” 2022 bei Hardie Grant Books (London) erschienen und hat 2023 die Goldmedaille der James Beard Foundation in der Kategorie „Kochbücher, Backen und Desserts” erhalten.
Ins Deutsche wurde das Kochbuch von Linde Wiesner übersetzt, die Fotos hat Matt Russel gemacht.
Das Kochbuch ist nicht nur sehr umfassend, sondern einfach auch sehr schön zu besitzen, mit dem roten Umschlag und den „gestickten” rumänischen Motiven drauf. Und die Rezepte sind so vielfältig, dass man auch als Rumäne viele Neuigkeiten finden kann, denn gesammelt hat Irina Georgescu Rezepte aus allen Gegenden Rumäniens. Die Autorin erklärt gleich in der Einleitung, dass die Rezepte „die Geschichte all jener erzählen, die unsere Landesküche mitsamt ihrer typischen Gerichte geprägt haben. Diese Rezepte gehören zum festen Kulturgut der unterschiedlichen Bevölkerungsgruppen und Regionen des Landes.” Eine Auswahl zu treffen war sicherlich nicht leicht, wie die Autorin selber erklärt: „In Anbetracht der Tatsache, dass Rumänien so viele verschiedene kulturelle Einflüsse in sich vereint, war es eine ganz besondere Herausforderung, die jeweiligen kulinarischen Traditionen gebührend zu würdigen.”
Begleitet werden die Rezepte nicht nur von sehr schönen Fotos, sondern auch kapitelweise von Erklärungen über die Regionen und Bevölkerungsgruppen, aus denen diese stammten. So findet man Informationen zu den Siebenbürger Sachsen, zu den Banater Schwaben, zu den Szeklern und den Juden, aber auch Rezepte der rumänischen Aristokratie und nostalgisches Konditoreigebäck.
Auch Baron Samuel von Brukenthal wird im Buch erwähnt, mit einem der vielen „suffléartigen Brotpuddings mit Mandeln” aus den handgeschriebenen Rezepten aus seiner Küche. Der Baron selber hatte eine Vorliebe für Marmeladen und Konfitüren – so die Autorin – orientierte sich in sein privates Leben allgemein nach den Traditionen der Siebenbürger Sachsen und legte Wert auf Bescheidenheit und Genügsamkeit. Die Autorin hat dafür eine Kopie des Manuskriptes erhalten und im Buch einen Brotpudding mit Mandeln und Stachelbeermarmelade vorgestellt.
Die Auswahl der Rezepte ist sehr groß, vom bescheidenen Maismehlkuchen („Mălai dulce”), bis zum Schokomousse mit Orangenmarmelade der ,,Casa Capşa“, einem 1852 gegründeten Bukarester Lokal mit Konditorei und Restaurant. Zu finden sind auch Rezepte, die im Jahreslauf in Rumänien vorbereitet werden, zum Beispiel die „mucenici”, die zur Feier der 40 Märtyrer von Sabaste vorbereitet werden. Schön ist, dass hier beide Arten vorgestellt werden, sowohl die moldauischen („moldoveneşti”) aus Hefeteig, als auch die südrumänischen Nudeln („munteneşti”).
Zum Testen ist auch diese Variante der elegant genannten „Schneeeier mit Walnusskrokant”, bekannt eigentlich als „Vogelmilch”/„Lapte de pasăre”, denn hier wird der Baiser gebacken – bekannter ist die Variante, in der die Eiweißknödel in der Milch gekocht werden.
Ein ganz kleiner Minuspunkt für diese Auflage sind die rumänischen Namen der Desserts, die zum Teil falsch geschrieben sind oder wo hie und da eine Verwechslung zu finden ist („pogăcea” anstatt „turtă dulce” für „Lebkuchen”) – nichts was man bei der 2. Auflage nicht verbessern könnte und auch weiter kein Störfaktor für die Käufer.
Die englische Fassung (173 Lei) kann in den Cărtureşti-Buchhandlungen bestellt werden (https://carturesti.ro/carte/tava-eastern-european-baking-and-desserts-from-romania-beyond-1740588201). Die 2023 James Beard-Preisverleihung ist unter www.youtube.com/watch?v=yc45tlwCslY&t=1956s zu finden. Die Köchin und Autorin hat eine eigene Webseite (irinageorgescu.com), wo ihre Bücher vorgestellt und ihre Kurse angekündigt werden. Das erste Kochbuch der Autorin, „Carpatia”, wurde ebenfalls in der HZ vorgestellt (www.hermannstaedter.ro/2021/09/ein-stueck-rumaenien-fuer-zuhause/).
Ruxandra STĂNESCU