25 Jahre Deutscher Wirtschaftsclub Siebenbürgen (DWS) gefeiert
Ausgabe Nr. 2833
„Vor mehr als einem Vierteljahrhundert hat einer der ersten deutschen Generalkonsuln in Hermannstadt, Herr Ralf Breth, einen Wirtschaftsstammtisch gegründet, zu dem sich deutsche Unternehmer monatlich trafen. Sein Nachfolger, Generalkonsul Gehrig, stellte dann fest: es braucht mehr als einen reinen Stammtisch zum Erfahrungsaustausch“, erinnerte Konsulin Kerstin Ursula Jahn. Vergangenen Samstag feierte nämlich der Deutsche Wirtschaftsclub Siebenbürgen (DWS) 25 Jahre seit dem Bestehen. Als Ehrengäste dabei waren u.a. Kulturministerin Raluca Turcan, Bürgermeisterin Astrid Fodor, Konsulin Kerstin Ursula Jahn, DFDR-Vorsitzender Paul-Jürgen Porr oder Reinhold Sauer von der Carl Wolff-Gesellschaft, dem siebenbürgischen Wirtschaftsclub in Deutschland. Dabei war übrigens eine ganze Delegation, bestehend aus 20 Mitgliedern der Carl Wolff-Gesellschaft.
Generalkonsul Gehrig unterstützte die Gründung eines Deutschen Wirtschaftsclubs hier in Hermannstadt maßgeblich. „Als mein Vor-vor-vor-vor-vor-Vorgänger übernahm er für ein Jahr den Vorsitz des Deutschen Wirtschaftsclubs Siebenbürgen nach dessen Gründung 1998“, sagte Jahn. „Bis heute ist der amtierende deutsche Konsul oder die amtierende deutsche Konsulin Ehrenvorsitzende(r) des Clubs“.
Es habe sich in den vergangenen 25 Jahren viel verändert. Deutschland und Rumänien begegnen sich in ihren Wirtschaftsbeziehungen auf Augenhöhe. Hiesige Produktionsstätten gehören zu den modernsten Europas. Rumänische CEOs leiten Niederlassungen deutscher Firmen. Deutsche und Rumänische Akteure wirken partnerschaftlich, Hand in Hand. „Daran hat für unsere Region der DWS einen großen Anteil“, sagte Jahn.
„Ich möchte Frau Kulturministerin Raluca Turcan danken“, sagte DWS-Vorsitzender Wolfgang Köber. Als Abgeordnete von Hermannstadt in Bukarest, als Vizepremierministerin und als Arbeitsministerin und nun als Kulturministerin habe sie sich immer für die Belange der Stadt eingesetzt und setze sich für diese auch heute ein.
Turcan unterstrich in ihrer Rede, dass der DWS ein konstanter, loyaler und starker Partner sei in Allem was die Hermannstädter und die siebenbürgische Gemeinschaft bedeute und biete zugleich Unterstützung auf nationaler Ebene. Die letzten 25 Jahre seien praktisch diejenigen Jahre, in denen sich Hermannstadt stark entwickelt habe die ausländischen Investitionen betreffend, in denen Hermannstadt den Weg Richtung Europa einschlug und wo bewährte europäische Vorgehensweisen vorgezogen bzw. Vorgehensweisen, die in anderen rumänischen Städten praktiziert wurden, beiseitegelegt wurden. Das sei in einem riesigen Anteil der Vision des ehemaligen Bürgermeisters, dem gegenwärtigen Staatspräsidenten Klaus Johannis zu verdanken, eine Richtung, die auch von Bürgermeisterin Astrid Fodor beibehalten wurde. ,,Ich würde sagen, dass Hermannstadt eine moderne, europäische Stadt ist, die offen für Investitionen ist“, sagte Turcan und unterstrich den Wert der Direktinvestitionen in Rumänien. Der Hauptmotor der Entwicklung sei die Wirtschaftskraft, die durch ausländischen Investitionen gestellt wird.
Weiterhin unterstrich Turcam auch das kulturelle Potenzial Hermannstadts. Als Kulturministerin beschäftige es sie jeden Tag, das Kulturerbe zu erhalten, Kulturveranstaltungen zu unterstützen, weil sie „die besten Botschafter Rumäniens“ seien.
„Ich glaube, Sie sind alle mit mir einverstanden, dass Hermannstadt ein starker Wirtschaftsstandort ist“, sagte Bürgermeisterin Astrid Fodor. Die ersten Unternehmen, die Vertrauen gegenüber Hermannstadt gezeigt haben, seien die deutschen Unternehmen gewesen. Noch in den 1990er Jahren seien hier die ersten deutschen Unternehmen erschienen. „Sie sind aber exponentiell gewachsen, nicht nur als Anzahl sondern auch als Finanz- und Wirtschaftskraft, nach dem Jahr 2000, nach der Erschließung des Industriegebietes West, wo der damalige Bürgermeister und der heutige Staatspräsident Klaus Johannis eine essentielle Rolle innehatte“, sagte Fodor.
Der DWS sei inzwischen inklusive für das Hermannstädter Bürgermeisteramt ein wichtiger Gesprächspartner, weil der DWS die Meinungen und die Vision des Geschäftsumfeldes, das er vertritt, vereint.
Im vergangenen Jahr wurden 30 Jahre seit dem deutsch-rumänischen Freundschaftsabkommen gefeiert. „Ich bin überzeugt, dass Hermannstadt ein wichtiger Vektor im guten Funktionieren dieser Beziehung ist, nicht nur wegen den geschichtlichen Bindungen zu Deutschland, aber vor allem wegen diesem Geschäftsumfeld, aber auch wegen der Zusammenarbeit mit Hermannstadt. Wenn ich von Zusammenarbeit spreche, beziehe ich mich auf die Zusammenarbeit mit allen öffentlichen Institutionen, also von öffentlichen Institutionen bis zur gesamten Gemeinschaft“, sagte Fodor. Die Hermannstädter wüssten dies zu schätzen. „Besonders die deutschen Unternehmer und Investoren schätzen sie“, meinte Fodor. „Es ist ihnen bewusst, dass ohne sie wir nicht da wären, wo wir sind. Diese Unternehmen haben tausende von Arbeitsplätze geschaffen, auf westeuropäischem Niveau. Sie tragen zum städtischen Haushalt erheblich bei, direkt und indirekt, und aus diesem Grund verdienen Sie unseren Respekt und unsere Wertschätzung“.
Was die duale Berufsausbildung betrifft, wurde von Anfang an mit der Deutschen Wirtschaft und dem DWS zusammengearbeitet. „Wir haben sogar einen noch wichtigeren Schritt getan“, meinte Fodor. „Wir haben ein Grundstück mitten im Herzen der Stadt gekauft, wo ein Zentrum für duale Ausbildung gebaut werden kann“. Das Projekt wurde bereits eingereicht und nun wird auf die Finanzierung, die aus Mitteln des Nationalen Plans für Aufbau und Resilienz PNRR kommen soll, gewartet. Hier habe man tatsächlich die Unterstützung der Regierung nötig.
Streichungen von Geldern für Kultur findet Fodor schlimm. „Es ist inakzeptabel, dass von den Ausgaben für Kultur gestrichen werden“, unterstrich Fodor. Über Streichungen von Ausgaben für Kultur entstünden nicht nur in diesem Bereich Verluste, sondern es werde eine Kettenreaktion ausgelöst und Verluste auch anderswo geben, weil die Kultur ein Motor der Entwicklung nicht nur an und für sich ist, sondern für alles, was Tourismus bedeutet, aber auch für Hermannstadts Attraktivität.
Die Carl Wolff-Gesellschaft und der DWS hatten übrigens bereits vor 12 Jahren eine Partnerschaft geschlossen. Das Ziel des Besuches der Mitglieder der Carl Wolff-Gesellschaft sei die Firmen hier vor Ort kennenzulernen, Möglichkeiten zur Zusammenarbeiten, zur Gründung von Niederlassung zu erfassen, Partner finden und nicht zuletzt den Kontakt mit den Landsleuten in Siebenbürgen zu pflegen, meinte Reinhold Sauer. Besucht wurden dabei Unternehmen und Veranstaltungen in Kronstadt, Mediasch und Hermannstadt. Die Deutsch-Rumänische Juristenvereinigung, in Partnerschaft mit der Carl Wolff-Gesellschaft und dem Deutschen Wirtschaftsclub Siebenbürgen, hatten übrigens bereits am vergangenen Donnerstag, zu einer Sonderveranstaltung eingeladen. Hier referierte zum Thema rechtliche Besonderheiten Rechtsanwältin Dr. Ute R. Gotha von ZinnBöcker Rechtsanwälte Partnerschaftsgesellschaft mbB aus Mannheim. Den steuerrechtlichen Rahmen beleuchteten die Steuerberater Alice Erincz von Rol Cont Expert SRL in Hermannstadt und Uwe Engelmann sowie Lothar Tröbs von Engelmann & Partner (Mitglied im DWS), Steuerberatungsgesellschaft, Jena.
Im Rahmen der Feier am Samstag führten Thomas Emmerling vom Kunsthaus 7B, in Zusammenarbeit mit der Klausenburger Malerin Anne Nebert die Gäste in die Welt der Kunst ein, wobei jeder aufgefordert wurde, ein Bild mitzugestalten, das später in der Geschäftsstelle des DWS aufgehängt werden soll.
Wolfgang Köber lud im Anschluss Mathias Krauss und Michael Kothen ein, ihre Erinnerungen an die Anfänge des Wirtschaftsclubs preiszugeben. Kothen, der aus Deutschland herübergesiedelt war, erinnerte sich noch an die ersten Treffen etwa 1993-1994 in Räumlichkeiten an der Sagstiege. „Wie ich hier runtergekommen bin, war das Erste, was ich gelernt habe, dass man entweder seinen zehnten Cousin hat, oder man muss sich seinen zehnten Cousin schaffen. Das hatte nichts mit Geldzahlungen oder Korruption zu tun. Seinen zehnten Cousin bekam man nur dann, wenn man parat stand, wenn auch der andere einmal Hilfe brauchte. Und das haben wir dann auch mit dem Wirtschaftsclub umgesetzt, dass wir sozusagen, für jedes neue Mitglied versucht haben, ein zehnter Cousin zu sein, den man, wenn es Probleme gab, anrufen konnte.
„Ein Kompliment der GTZ (Deutsche Gesellschaft für technische Zusammenarbeit), was die uns erklärt haben. Die haben uns gesagt, wir brauchen einen Industriepark“, meinte Krauss. Zu der Zeit, wusste man hier nichts vom Zweck eines Industrieparks.
Im Rahmen der Feier hatten die Mitglieder die Möglichkeit handgebrautes Bier von Bere Sadu zu verkosten, aber auch Weine von verschiedenen Produzenten und Spezialitäten vom Grill.
Werner FINK