,,Mit außergewöhnlichem Engagement“

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Ausgabe Nr. 2832
Dr. Klaus Fabritius wurde mit dem Bundesverdienstkreuz geehrt

Botschafter Dr. Peer Gebauer (links) und Dr. Klaus Fabritius bei der Ordensverleihung. Foto: Deutsche Botschaft Bukarest

Das Verdienstkreuz am Bande des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland übergab Botschafter Dr. Peer Gebauer am 31. August 2023 an den 1942 in Hermannstadt geborenen Biologen Dr. Klaus Fabritius, Vorsitzender des Regionalforums Altreich. Die Verleihungszeremonie fand in der Residenz des Botschafters statt. 

Diese Auszeichnung ist ein sichtbares Zeichen der Wertschätzung für das erfolgreiche und unermüdliche Engagement von Herrn Dr. Fabritius für die deutsche Minderheit und ihre Verankerung in der rumänischen Mehrheitsgesellschaft. Die Verdienste von Herrn Dr. Fabritius tragen unter anderem durch die Gründung des Regionalforums Altreich und sein Wirken als Vorstandsmitglied des Landesforums des Demokratischen Forums der Deutschen in Rumänien (DFDR) maßgeblich zur Bewahrung des sprachlichen und kulturellen Erbes der deutschen Minderheit bei. Durch die zahlreichen kulturellen Aktivitäten des Forums wird der Zusammenhalt innerhalb der deutschen Minderheit gestärkt, die eine wichtige Brückenfunktion für die Beziehungen zwischen Deutschland und Rumänien spielt.

Botschafter Dr. Peer Gebauer dankte Herrn Dr. Klaus Fabritius mit den Worten: „Mit außergewöhnlichem Einsatz und Engagement setzen Sie sich bereits seit Jahrzehnten für die Anliegen der deutschen Minderheit ein. Hierfür möchte ich Ihnen ganz persönlich danken. Mit der Gründung des DFDR 1989 haben Sie sich in bewegten Zeiten nicht nur für die Rechte und Kultur der deutschen Minderheit sowie den Erhalt der deutschen Sprache stark gemacht, sondern auch auf politischer Ebene als Staatssekretär das DFDR im Departement für den Schutz der nationalen Minderheiten vertreten.

In dieser Funktion haben Sie später unter anderem die Rückgabe von enteigneten Immobilien an die jüdische Gemeinde und die Gemeinden der nationalen Minderheiten in Rumänien vorangetrieben. Ihr Lebenswerk ist ein inspirierendes Beispiel für das Potenzial des Einzelnen, positive Veränderungen zu bewirken, sich für den Fortbestand kultureller Werte einzusetzen und eine bessere Gesellschaft zu gestalten.

Ihre Forschungs- und Bildungsarbeit ist beeindruckend und spiegelt Ihren Einsatz für das Gemeinwohl wider.“

Deutsche Botschaft Bukarest

 

,,Ein einmaliger Tag in meinem Leben“

Dankesrede von Dr. Klaus Fabritius

 

Heute ist in meinem Leben ein einmaliger Tag. Nicht alle Tage in meinem Leben waren Schön-Wettertage, es gab, so ist es im Leben, auch Schlecht-Wettertage, aber die schönen Tage waren dominant, so war ich, und bin ich auch heute noch, ein Optimist.

Noch vor der Einschulung hatten wir Kinder einen Rucksack am Rücken und waren oft in der Natur, in den Bergen um Hermannstadt, meiner Heimatstadt. Schon als Schüler sammelte ich Schmetterlinge und Käfer, immer war ein Fotoapparat dabei, und Alexander von Humboldt war mein Vorbild.

Nach dem Abitur an der Brukenthalschule musste ich Hermannstadt verlassen, es gab noch keine Universität in der Stadt, meine Wahl war Jassy, jenseits der Karpaten. Dort musste ich Schmettterlinge und Käfer vergessen, denn Hauptbeschäftigung am Lehrstuhl waren die Hautflügler (also Wespen, Ameisen und Wildbienen), ich wählte die Zehrwespen, eine Gruppe, über die sehr wenig in Rumänien geschrieben wurde. In den 60er und 70er Jahren war der Zugang zur Fachliteratur schwierig und kompliziert, denn es gab noch keinen Kopierer und kein Internet, nur zwischenmenschliche Beziehungen und viele Stunden in der Bibliothek konnten da helfen.

So sind die fünf Studienjahre schnell vergangen, es kam die Zuteilung, sie führte mich an die Schwarzmeerküste, zuerst an die Forschungsstation Agigea, dann an die Hochschule in Konstanza. Neben Lehre waren Biodiversitätsstudien, biologische Schädlingsbekämpfung, Umwelt- und Naturschutz Schwerpunkte meiner Untersuchungen. Nach 12 Jahren wurde ein Riegel in meiner Laufbahn vorgeschoben. Ich war viel zu jung, um das hinzunehmen und wechselte in die Forschung nach Bukarest. An der Richtung meiner Tätigkeit hat sich wenig geändert, hinzu kam die Umwelttoxikologie. Humboldt– und DAAD-Stipendien in Deutschland, und später auch ein Cochram-Stipendium in den Vereinigten Staaten von Nordamerika (USA), waren ausschlaggebend in meiner Weiterbildung und meinem Leben.

Das Leben in der Diktatur war nicht einfach, aber die Geschichte zeigt zum Glück, dass Diktaturen nicht ewig dauern und mit dem Mauerfall in Berlin eröffnete sich auch für uns in Rumänien eine Hoffnung. Die Wende kam dann im Dezember 1989. In den letzten Tagen des Monats, am 28. Dezember 1989, versammelten wir uns im Gemeindesaal der evangelischen Kirchengemeinde A. B. in Bukarest, vertreten waren Hermannstadt, Mediasch, Schäßburg, und legten den Grundstein des Demokratischen Forums der Deutschen in Rumänien (DFDR).

Für die Hauptstadt wurde eine „Initiativ-Gruppe“ gewählt, ich gehörte dazu, und neue große Hoffnungen kamen auf uns zu. Demokratie, Meinungs- und Reisefreiheit, sowie eine gute Beziehung zu unserem Mutterland Deutschland waren damals erste Anliegen. In den folgenden zwei Jahren wurden fast überall im Lande die Ortsforen gegründet, nur ein starker Verein konnte unsere Anliegen durchsetzen.

1993 gründeten wir auch den Minderheitenrat, ein Kommunikationsgremium zu der Regierung. Nach den Wahlen im Jahre 1996 wurde auch das Departement für den Schutz der nationalen Minderheiten – heute Departement für interethnische Beziehungen im Generalsekretariat der rumänischen Regierung – ins Leben gerufen, an der Spitze mit einem Minister, unterstützt von einem Staatssekretär. Den Minister stellte der Ungarnverband, der Staatssekretär wurde dem DFDR zugesagt, so kamen für mich, für die nächsten vier Jahre neue wichtige Tätigkeiten hinzu.

In all diesen Jahren war und ist es mir ein Herzensanliegen, mich für die Belange der deutschen Minderheit in Rumänien einzusetzen, in meinen verschiedenen Funktionen – dem bin ich bis heute treu geblieben.

Heute ist ein einmaliger Tag in meinem Leben! Ich möchte daher dem Bundespräsidenten Dr. Frank-Walter Steinmeier, dem Deutschen Botschafter Dr. Peer Gebauer, den anwesenden Gästen, meinen Freunden sowie all unseren Forumsmitgliedern danken.

Veröffentlicht in Aktuelle Ausgabe, Bildung, Geschichte, Gesellschaft, Persönlichkeiten.