Musik für den guten Zweck mit ,,Kommuna Lux“ in der Hermannstädter Synagoge
Ausgabe Nr. 2830
Die Menschen, die an einem Mittwoch den Weg in die Hermannstädter Synagoge fanden, hätten mit Vielem rechnen können, aber wahrscheinlich nicht damit, dass sie sich 90 Minuten lang klatschend, tanzend und singend zu Liedern über gefüllte Fische verausgaben. Denn am 9. August versammelten sich die Leute, um das Benefizkonzert von ,,Kommuna Lux“ zu begutachten – für einen guten Zweck.
Die jüdische Band aus der ukrainischen Stadt Odessa reiste durch den ganzen Osten Europas, um Spendengelder für verschiedene Organisationen in ihrer Heimatstadt zu sammeln und zu unterstützen. Und dies mit geballter Lebensfreude und guter Laune.
Ihr ,,Odessa Gangsta Folk” im Musikgenre des Chansons steht für packende Klezmermusik und Ganoven-Lieder aus ihrer Heimat, die sich durch einen ungezwungenen Lebensstil und verschmitzten Humor auszeichnet. Die Synergie aus Akkordeon, Klarinette, Trompete, Posaune und Schlagzeug im Zusammenspiel mit dem Gesang des Frontmanns Bagrat Tsurkan lässt eine lebhaft-mitreißende Musik sowie Performance entstehen, die das Publikum euphorisiert und in Ekstase versetzt. Auch die durchgehende Skurrilität der Band sorgte für viel Charme. Eingestreute Gags, überladene Instrumentale, die im ersten Moment lediglich nach Krach klingen, aber im Verlaufe des Songs allmählich genau diese wilde ,,nach Lust und Laune”-Mentalität verkörpern und somit für jede Menge Authentizität sorgen oder die Performance von Tsurkan, der mit seiner geringen Körpergröße rumspringt, schreit, rennt, klatscht, tanzt oder auch auf die Schultern des Posaunen-Spielers Yaroslav Besh steigt, sind nicht nur sehr unterhaltsam, sondern passen auch perfekt zu ihrer Musik. Die talentierte Gruppe, die schon fast seit 10 Jahren zusammen musiziert, hat neben ihren beiden Alben ,,Das Gold der alten Odessiten” aus dem Jahr 2016 und ,,Schalom Bonjour” aus 2020 in diesem Jahr ihren neuen Tonträger ,,Odessa FM” veröffentlicht, welcher nach den Auftritten zu erwerben war.
Die Songtexte stellen thematisch ein Abbild von ,,Kommuna Luxs“ Heimat, der Hafenstadt Odessa und ihrer Religion in Form von jüdischen Traditionen und Leitmotiven dar. Vom jiddischen Traditionsgericht ,,Gefilte Fisch” bis hin zu dem Traditionslied ,,Hevenu shalom alechem“ (Wir wollen Frieden für alle) wird ein großer Facettenreichtum aufgefahren. Dies sorgt, trotz des sehr stringenten und kohärenten Klangbildes, für Abwechslung und Dynamik, ohne an Identität zu verlieren. Diese Einzigartigkeit sorgt nicht nur für frischen Wind, sondern auch für einen riesigen Wiedererkennungswert.
Denn eines ist sicher: ,,Kommuna Lux“ ist besonders und bleibt nachhaltig im Gedächtnis.
Robert MILITZ