Ausgabe Nr. 2825
Im 14. Jahrhundert starb im mittelalterlichen Königreich Ungarn die Dynastie der Arpaden aus, was zu einem Bürgerkrieg zwischen den Thronprätendenten Karl von Anjou (1301-1342), Wenzel von Böhmen und Otto von Bayern führte. Obwohl er nur mit einem kleinen Gefolge nach Ungarn kam, wurde Karl in Esztergom von Erzbischof Gergely Bicskei gekrönt, allerdings nicht mit der heiligen Krone, sondern mit einer zeremoniellen. So ging der Kampf um die Legitimität seiner Herrschaft weiter. Wenzel hatte keine starke Unterstützung von außen und musste sich zurückziehen, Karl verbündete sich mit dem deutschen König Albert von Habsburg und zog den Großteil der Barone auf seine Seite.
Otto hingegen hatte nur zwei starke Verbündete, den Klan der Kőszegis und die Siebenbürger Sachsen. Doch bevor er seine Position festigen konnte, wurde er vom Woiwoden Ladislaus Kán in Siebenbürgen verhaftet. Letzterer holte die Krone von Otto und nachdem sich die meisten Barone Karl angeschlossen hatten, wurde er nach dem geltenden Gewohnheitsrecht gekrönt. Es folgte ein langer Kampf gegen die Oligarchen, der bis 1321 andauerte, wobei einige von ihnen von Karl mit Waffengewalt beseitigt wurden, andere hat er einfach überlebt. Sobald die innere Sicherheit des Königreichs nicht mehr gefährdet war, wandte Karl seine Aufmerksamkeit der Unterwerfung der Nachbarländer zu, zunächst Serbien, wodurch er aber Dalmatien und Kroatien an Venedig verlor. Das ,,kumanische“ Abenteuer des Königs von 1330 beendete seine Ambitionen auf dem Balkan in Bezug auf die Walachei und Bulgarien.
Sein Sohn Ludwig I. – genannt ,,der Große“ (1342-1382) – erbte ein stabiles und wohlhabendes Königreich, das frei von äußeren Bedrohungen war, und konnte sich ganz dem ritterlichen Ideal widmen. Er eroberte Dalmatien zurück und festigte seine Herrschaft über Kroatien. Als Ergebnis seiner bewaffneten Einfälle in die Walachei wurden die Törzburg und die Talmescher Burg zur Sicherung der Grenze errichtet. Unter seiner Herrschaft wurden die adligen Heere, Banderien genannt, aufgestellt und die Vererbung adliger Besitztümer geregelt (Avitizität). Nach seinem Tod zerfiel das einheitliche Königreich, die Kämpfe um den Thron kehrten zurück und wurden 1403 von Sigismund von Luxemburg gewonnen.
In Siebenbürgen hatte Karl es nicht leicht, denn die Nachkommen von Kán und die Sachsen revoltierten. 1324-1335 besiegte der König mit Hilfe kumanischer Elitetruppen die aufständischen Sachsen und zwang ihnen die Institution der Stühle auf, die eine direktere und stärkere Kontrolle der königlichen Autorität über den Königsboden garantierte. Später stattete er die Städte, den Handel und den Bergbau mit königlichen Privilegien aus. Handwerk und Handel blühten, wie alle sächsischen Städte, in der zweiten Hälfte des 14 auf. Erst gegen Ende des 14. Jahrhunderts wird die osmanische Bedrohung an den Grenzen des Landes spürbar.
Für Michelsberg ereigneten sich in diesem Jahrhundert bemerkenswerte Dinge. Im Jahr 1322 bot eine lange, vom König ausgestellte Urkunde der Kerzer Abtei Schutz vor ihren zahlreichen Gegnern. Unter den zehn Besitzungen der Abtei wird auch der ,,mons Sancti Micahelis“ – der Berg St. Michaels – genannt, eine Bezeichnung, welche sich im deutschen Michelsberg wiederfindet. Es sei darauf hingewiesen, dass Michelsberg und seine Bewohner als weltliche Obrigkeit eine kirchliche Einrichtung hatten. Das Patronat über die Dorfkirche gehörte laut einer Urkunde aus dem 13. Jahrhundert der örtlichen Gemeinde. Ein Drittel der Einkünfte der Besitzungen der Abtei gingen an die Hermannstädter Königsrichter, die dafür die Abtei in Schutz nehmen sollten. Bereits im 14. Jahrhundert wurde also Michelsberg in gewisser Hinsicht Hermannstadt untergeordnet.
Fünfzehn Jahre später, im Jahr 1337, wird in den päpstlichen Zehntregistern ein gewisser ,,Nycolaus de monte Michaelis“ erwähnt. Er wird „dominus“ genannt, eine Bezeichnung, die für mehrere Geistliche der Hermannstädter Propstei verwendet wird. Im 14. Jahrhundert erhielten die meisten sächsischen Pfarrer den privilegierten Status eines Plebans. Diese hatten das Recht, über Teile des Zehnten zu verfügen und waren – wie auch Michelsberg auf dem ursprünglichen Siedlungsgebiet – von der Jurisdiktion des Archidiakons und des Bischofs befreit. Diese Pfarrer unterstanden direkt dem Erzbischof von Esztergom. Leider wissen wir nicht, ob der Michelsberger Pfarrer ein Plebanus oder ein niedrigerer Kleriker (sacerdos oder rector ecclesiae) war. In den Zehntregistern wird der kanonische Titel des Klerikers Nicolaus von Michelsberg einfach weggelassen.
Im Jahr 1357 wird in der Sitzung des Hermannstädter Stuhls eine Vereinbarung zwischen den Bewohnern von Heltau und Michelsberg über die Nutzung von Teilen des Hatterts festgehalten. Die Michelsberger müssen den Heltauern jährlich eine Mark und für acht im Umkreis der Burg gelegenen Höfe Silber zahlen. Diejenigen, die am Ende der Hasulgasse Land besaßen, waren verpflichtet, den Heltauern Wachs zu geben. Die Weiden entlang des Hatterts und dem Brombeerstrauche in diesem Gebiet wurden gemeinsam genutzt. Die Vereinbarung wurde mit dem Einverständnis des Abtes von Kerz getroffen.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Michelsberg in diesem interessanten Jahrhundert des ungarischen Königreichs eine Phase der Expansion durchmachte, sowohl demografisch als auch wirtschaftlich, obwohl der Ort immer noch wirtschaftlich schwach war und nur mit 11 Banales zum päpstlichen Schatz beitrug. Zwar zahlt Heltau 88 Banales, aber 11 ist nicht der geringste Betrag, Agnetheln zahlt z.B. nur sieben. Der andere Hinweis auf das Wachstum ist der Hattertstreit. Der Ort dehnt sich vom Tal zu der höher gelegenen Festung aus und dringt in das Gebiet von Heltau ein. Die Urkunden aus diesem Jahrhundert bestätigen, dass der Ort noch immer im Besitz der Zisterzienser-
abtei von Kerz ist. Michelsberg ist ein Leibeigenendorf, welches besser gestellt war als die des Adelsbodens. Alle Besitztümer der weltlichen und kirchlichen Institutionen des Königsbodens führen ein leichteres Leben als die Besitzungen der Adligen, aber das ändert nichts an ihrem rechtlichen Status, Michelsberg bleibt eine Besitzung, mit dem einzigen Unterschied, dass in diesem Jahrhundert Hermannstadt als sein Beschützer auftritt, da die Äbte von Kerz allmählich die Kontrolle über ihre Besitzungen verlieren, teilweise gerade wegen den Burgkapitänen und der Magistrate der Region, die nicht müde werden, den Einfluss der Abtei zurückzudrängen.
András BÁNDI