Eindrücke aus dem Theater: ,,Ein Bett voller Urzeln“
Ausgabe Nr. 2826
Das chaotisch bunte Schauspiel „Ein Bett voller Urzeln“ von Dave Freeman unter der Regie von Şerban Puiu hatte 2015 an der deutschen Abteilung des Hermannstädter Radu Stanca-Nationaltheaters Premiere gefeiert und wurde am 16. Juli mit einigen neu besetzten Rollen erneut aufgeführt. Die Komödie voller Lügen, Intrigen, Geheimnisse und deren Aufdeckung hatte einige Überraschungen geplant.
Das Bühnenbild von Iulia Gherghescu zeigt das Zimmer eines uralten, halb zerfallenen rumänischen Hotels.
Die Hauptrollen: Ein Kellner und zugleich Reparateur des Hotels und der Hotelmanager, sowie zwei Ehepaare und die heimliche Freundin des einen Ehemannes, eine Varietétänzerin, die sich nun alle, aufgrund eines Kommunikationsfehlers zwischen den Hotelmitarbeitern, jenes Zimmer teilen sollen.
Das heißt: Fünf Leute, zwei Doppelbetten und eine ganze Menge Chaos! Das führt schnell dazu, dass die Protagonisten sich mal im Schrank verstecken oder mit einem Seil aus dem Fenster klettern müssen, um nicht erwischt zu werden.
Und so nimmt das Drama seinen Lauf. Während jede Figur immer weiter in die Geschehnisse verstrickt und tiefer in das Netz aus Lügen hineingezogen wird, bietet sich für das Publikum eine unfassbar ironisch und teilweise fast lächerliche Art der Komödie – ein Humor, den man nicht überall zu sehen bekommt.
Der Titel scheint dabei fast grotesk, denn Urzeln sind nach dem alten Brauch aus Agnetheln gute Geister, die helfen sollen, die bösen zu vertreiben. Viele gute Geister scheint es in diesem Hotel allerdings nicht zu geben, aber die zotteligen Masken und bunten Kostüme, die beim „Urzellauf“, der als eigentlich nur hintergründig stattfindendes Ereignis in der Handlung dennoch immer wieder erwähnt wird, getragen werden, passen nur zu gut in dieses Stück.
Die deutsche Übersetzung von Wolfgang Spier ließ zur Freude Einiger hier und da doch noch Platz für ein wenig Rumänisch.
Das heißt, auch wenn nicht immer alles zu hundert Prozent verständlich war, auch von der absichtlich verwirrenden Handlung her kamen die Witze doch immer an und die rumänischen Zuschauer kamen ebenso auf ihre Kosten wie die deutschen.
Mit dem erfrischenden und für einige im Publikum sicher neuen Umgang mit der Ironie und der komödiantischen Übertreibung hat das Theater doch den Großteil der Zuschauer mit einem Lächeln zurückgelassen, wenn auch ein leicht verwundertes. Aber was wäre Kunst, wäre sie nicht ein bisschen seltsam?
Sicher ist, dass das Stück in allen etwas ausgelöst hat, sei es eben diese Verwunderung, ein einfaches unbeschwertes Lachen, einen Moment der Nachdenklichkeit, auch vielleicht mit dem Fazit einer kleinen Kritik oder die Freude über eine neue Erfahrung.
Maria RUDOLPH