Edle Klänge tönen durch Hermannstadt

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2. Musikalisch-literarischer Salon im Spiegelsaal des DFDH
Ausgabe Nr. 2824

Der Spiegelsaal war bis auf den letzten Platz besetzt.
Foto: Răzvan NEGRU

Am 9. Juli 2023 wurde zum zweiten Mal  in Hermannstadt der musikalisch-literarische Salon im Rahmen des Carl-Filtsch-Klavier- und Kompositionswettbewerbfestivals aufgeführt. Die eineinhalbstündige Darbietung fand im Spiegelsaal des Demokratischen Forums der Deutschen in Hermannstadt (DFDH) unter dem Motto ,,Chopin und sein Lieblingsschüler Carl Filtsch” vor 120 Zuschauern statt. Unter den zahlreichen Gästen befand sich auch die Deutsche Konsulin Kerstin Ursula Jahn.

Für die musikalischen Abschnitte waren die international-renommierte Pianistin Lea Yoanna Adam aus Paris und die  junge Nachwuchspianistin Irisa Filip aus Konstanza angereist. Mit ihren musischen Fähigkeiten beeindruckten sie nicht nur das Publikum, sondern stellten auch eine Analogie zu den beiden prägenden Musikern dar – während Adam als erfahrene Pianistin die musikalischen Kompositionen Frédéric Chopins übernahm und die talentierte 16-jährige Filip den Part Carl Filtschs spielte, ergab sich die Konstellation aus Lehrer und Lehrling, die der Veranstaltung eine weitere schöne Facette beisteuerte. Die Musik der Pianistinnen wechselte sich stetig mit den von der Schauspielerin Lerida Buchholtzer vorgetragenen  literarischen Texten der Autorin Dagmar Dusil ab, die den Lebenslauf und die besondere Beziehung der beiden Musiker,Frédéric Chopin (1810-1849) und Carl Filtsch (1830-1845), interessant aufbereitete und ihren musikalischen Werdegang skizzierte.

Die vier Protagonistinnen des Abends: Dagmar Dusil, Irisa Filip, Lea Yoanna Adam, und Lerida Buchholtzer (v. l. n. r.)
Foto: Louis GUERMOND

An den Anfang stellte Dagmar Dusil die Frage ,,Was verbindet sie, was unterscheidet sie?“ und die Antwort dazu: ,,Vom Geburtsdatum trennen sie 20 Jahre (1810/1830), vom Todesdatum vier Jahre (1849/1845). Einer wurde 39 Jahre alt, der andere nur 15. Trotz verschiedener Sternzeichen – Chopin wurde im Sternzeichen der Fische, Filtsch im Sternzeichen der Zwillinge geboren, verbindet sie der gemeinsame Aszendent. Bei beiden ist es Jungfrau. Viel Jungfrau-Aszendenten-Kinder lieben Musik aller Variationen, ganz besonders aber solche, die zum Träumen und Fantasieren einladen. Sie beginnen Musik in bildhafte Eindrücke umzuwandeln. Wie zutreffend für Chopin und Filtsch.“

Zutreffend auch, dass in die Vorstellung das Gedicht ,,Berceuse“ von Hermann Hesse integriert wurde, welcher schon einige Texte über Chopin verfasste: Sing mir dein liebes Wiegenlied!/Seit meine Jugend von mir schied,/Mag ich so gern die Weise hören./Komm zu mir, süßer Wunderklang,/Nur du kannst noch die Nacht entlang/Mein ruheloses Herz betören.//Leg mir aufs Haar die schmale Hand/Und laß von unsrem Heimatland,/Von totem Ruhm und Glück uns träumen./Gleich einem Stern, der einsam zieht,/Soll flackerhell dein Märchenlied/Die Nächte meiner Schwermut säumen.//Und stelle mir zu Häupten doch/Den Rosenstrauß! Er duftet noch/Und träumt sich heimwärts wehbeklommen./Ich bin ja auch so welk und schwank,/Gebrochen und am Heimweh krank,/Und kann nicht mehr nach Hause kommen.

In der Gesamtkomposition des Abends erlebte das Publikum eine perfekte Synergie aus Musik und Text, die eine imposante Wirkung erzielte. Eine entscheidende Peripetie stellt das Impromptu von Filtsch dar – ein Versuch der Versöhnung mit einer Welt des Kampfes, da Filtsch von seinem Naturell im Wesentlichen für eine Welt der Liebe geschaffen ist. Der Salon schafft durch seinen Facettenreichtum viele Metaebenen, die ein anspruchsvolles Gesamtwerk erzeugen. Im Anschluss gab es für die zahlreich erschienenen Gäste ein kaltes Buffet mitsamt Getränke. Martin Müller vom Hermania-Restaurant, dem einstigen Sitz der Philharmonie, lieferte das Buffet mit Erzeugnissen aus dem Lebensmittelladen Albota. Der Salon wird von nun an mit unterschiedlichen Themen im Zuge des Carl Filtsch Wettbewerbsfestivals  jährlich in Hermannstadt aufgeführt.

Robert MILITZ

Veröffentlicht in Aktuelle Ausgabe, Musik.