Internationale Germanistentagung in Temeswar
Ausgabe Nr. 2820

Sunhild Galter von der Hermannstädter Germanistik bei ihrem Vortrag.
Vom 18. bis 20. Mai fand in Temeswar eine große internationale Konferenz zum Thema „Deutsche Sprache, Literatur und Kultur im östlichen Europa“ statt. Gastgeber vor Ort waren die Germanistinnen und Germanisten der West-Universität Temeswar, Lehrende und Studierende brachten sich gleichermaßen ein, damit ein reibungsloser Ablauf gesichert sei.
Eingeladen hatten außer dem Fachbereich Germanistik der West-Universität auch das Forschungszentrum Deutsch in Mittel-, Ost-, und Südosteuropa der Universität Regensburg, Insidern als FZ DiMOS bekannt, und das Forschungs- und Kooperationszentrum Mittel-, Ost-, Ostmittel- und Südosteuropa (FORUMOST) der Universität Augsburg.
Da die meisten Teilnehmenden schon am Vortag anreisten, wurde diesen als Einstimmung ein Stadtrundgang durch die Kulturhauptstadt 2023 angeboten. Mit den entsprechenden Erklärungen war das sicher ein sehr interessantes und lehrreiches Unterfangen. Für uns andere, die nur zwischendurch von A nach B durch das Stadtzentrum eilten, waren die Stadtgänge eher ernüchternd.
Aber nun zur Tagung. Bei der von Lehrstuhlleiterin Laura Cheie moderierten Eröffnung sprachen Vizerektorin Cătălina Ancuța seitens der Hochschulleitung und Karla Lupșan seitens der Germanisten Grußworte, der DFDR-Abgeordnete Ovidiu Ganț, die Konsulin der Bundesrepublik Deutschland in Temeswar, Regina Lochner, und der Temeswarer Bürgermeister Dominic Fritz wiesen mehr oder weniger launig auf den Stellenwert des und der Deutschen in der Region hin, denn in diesen Tagen wurde auch das 150. Jubiläum des deutschsprachigen Nikolaus-Lenau-Lyzeums in Temeswar, dasww wegen der Pandemie mehrmals verschoben werden musste, mit einer großen, mehrtägigen Veranstaltung gefeiert. Auch wurde erwähnt, dass diese Schule von zwei nachmaligen Nobelpreisträgern – Herta Müller und Stefan Hell – besucht wurde. Zum Abschluss wies Professor Hermann Scheuringer darauf hin, dass das FZ DiMOS nunmehr zehn Jahre lang tätig ist, in dieser Zeit mehrere große Jahrestagungen veranstaltet, Forschungsbände heraus- und Stipendien vergeben, am Banater Wörterbuch mitgeholfen hat und vieles mehr. Leider würde die bundesdeutsche Kulturpolitik Mittel- und Osteuropa weiterhin wenig beachten.

Professor Hermann Scheuringer.
Die Plenarvorträge kamen von Elisabeth Knipf-Komlósi, Prof. Alfred Wildfeuer und Erwin Josef Țigla. Dazu waren rund hundert Beiträge angemeldet, die in bis zu fünf Sektionen (Literatur, zwei Mal Linguistik, Didaktik, Landeskunde) vorgetragen wurden. Die labyrinthischen Verbindungsgänge zwischen den Veranstaltungsorten wirkten zuweilen verwirrend, aber flugs waren nette Begleiterinnen und Begleiter zur Stelle.
Durch einige sehr kurzfristige Absagen hatten einige Sektionen dann doch ein etwas lockereres Programm. Trotz des dreitägigen vollen Programms waren es kurzweilige Tage, man hörte interessante Vorträge, lernte neue Leute kennen, frischte alte Bekanntschaften wieder auf, konnte etwas von der Kulturhauptstadt sehen, Kultur genießen.
Denn es gab an den Abenden jeweils auch ein Kulturprogramm. Am ersten Abend fand im Adam-Müller-Guttenbrunn-Haus eine Lesung mit der aus dem Banat stammenden und in Deutschland lebenden Autorin Carmen-Francesca Banciu statt. Bei einem anschließenden kleinen Buffet konnten dann noch viele angeregte Gespräche stattfinden.
Am Freitagabend besuchten die Tagungsteilnehmenden die Aufführung von Georg Büchners „Leonce und Lena“ in der Inszenierung des Deutschen Staatstheaters Temeswar.
Es war eine sehr gelungene Veranstaltung, man könnte fast sagen rundum gelungen, wären da nicht die enormen Schwierigkeiten, Temeswar überhaupt zu erreichen, die selbst für Hermannstädter astronomischen Preise und die kalten, gewittrigen Tage im doch ansonsten so sonnigen Banat gewesen.
Sunhild GALTER