Kunst macht sichtbar

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Die Ausstellung ,,Keyserling & Keyserling“ war in Wien

Ausgabe Nr. 2819

Die Malerin Rodica von Keyserling (links) und ihre Tochter, die Bildhauerin Sorina von Keyserling.                                                          Foto: Heinz WEISS

Voll Interesse las ich Mitte März des Jahres in der HZ den Artikel über „Eine der nobelsten Ausstellungen“, die von Thomas Emmerling, Leiter des Michelsberger Kunsthaus 7B in der renommierten Bukarester Galerie Galateca initiiert und kuratiert wurde. Der Artikel schloss mit dem Ausblick: Im Mai soll „Keyserling & Keyserling“ in der Galerie Frank in Wien gezeigt werden. Und genau so war es.

Die Räumlichkeiten der Galerie Frank liegen im Erdgeschoß eines im 14. Jahrhundert erbauten Hauses und bieten u. a. tatsächlich Raum für die Inszenierung exklusiver Kunstwerke. Überdies eröffnet dieses einzigartige Ambiente einen exklusiven Rahmen um Gäste zu empfangen. Und so war es auch am Dienstag, dem 9. Mai 2023. Knapp vor 19 Uhr lief ich die Wiener Kärntnerstraße entlang und ließ dabei die im Herbst des Vorjahres in der ehemaligen Wiener Semmelweis-Frauenklinik stattgefundene Kunstmesse Parallel Vienna in Gedanken Revue passieren. Dort hatte ich die einmalige Chance, der Bildhauerin Sorina von Keyserling beim Arbeiten über die Schulter zu schauen. Möglicherweise erinnern Sie sich noch, liebe Leserinnen und Leser, an das Foto, das den von Frau Keyserling vor Ort aus Ton modellierten Kopf von Thomas Emmerling zeigte.

Apropos, selbstverständlich zeichnete auch hier in Wien Thomas Emmerling verantwortlich für die inspirierende und faszinierende Schau der Kunstwerke von Mutter und Tochter von Keyserling in der Galerie Frank. Beide, Mutter Rodica und Tochter Sorina beschreiben in ihren jeweiligen Bereichen der Malerei und der Bildhauerei in einer figurativen, zeitlos klassischen Sprache, wie sie ihre Welt entdecken und demzufolge das  Wahrgenommene sofort gekonnt und detailliert ausdrücken. Beide Vertreterinnen der jeweiligen Generation machen in ihren Werken den Charakter beziehungsweise die Persönlichkeit ihrer Darstellungen deutlich.

Während Sorina von Keyserling bereits in Deutschland geboren wurde, kam ihre Mutter in Bukarest auf die Welt. Doch bei beiden Künstlerinnen ist die starke Verbundenheit zu Rumänien spürbar. Bei den Arbeiten von Rodica von Keyserling erkennt man noch immer den Einfluss ihres Lehrers Sabin Bălașa, eines rumänischen Surrealisten, bekannt als Freskenmaler, Regisseur und Filmemacher. Wobei sich nun Rodica von Keyserling nicht ausschließlich dem Surrealen zuwendet, denn die von ihr gemalten Stillleben wirken teilweise hyperrealistisch. Sie bespielt meisterhaft die Grenzen zwischen Surrealismus und Hyperrealismus, um mit einem ordentlichen Schuss Humor ihren eigenen Realismus zu artikulieren. Daher sind auch ihre Stillleben nie langweilig – Detailgenauigkeit und klassische Kompositionen sind zusätzlich Charakteristika ihrer Arbeit.

Auch Sorina von Keyserling bringt surrealistische Elemente in ihre Arbeiten ein. Ihr enormes Talent, ihre tiefgreifende Auffassungsgabe und ihr handwerkliches Geschick erlauben der Künstlerin beim Modellieren einen völlig neuen Blickwinkel auf Figuren, Personen und Portraits zu werfen. Denn die von der begnadeten Bildhauerin geschaffenen Portraits und Figuren sind das Resultat oftmals langwieriger und äußerst gründlicher Auseinandersetzung mit der Formensprache ihres Modells. Die Skulpturen sind in Terrakotta, Gips und  Bronze erhältlich. Was ganz besonders besticht, dass sich die Arbeiten dieser Künstlerin sehr wohltuend von dem Trivialen abheben, was heute landläufig als Kunst bezeichnet wird.

Die Stimmung bei der Vernissage ist sehr positiv: beide Künstlerinnen gewähren in persönlichen Gesprächen Einblicke in ihr Schaffen. Als besondere Wertschätzung für Rodica und Sorina von Keyserling sowie für den Initiator der Ausstellung, Thomas Emmerling  haben sich an diesem Abend der Botschafter von Rumänien in Österreich, S.E. Emil Hurezeanu und die österreichische Diplomatin und ehemalige österreichische Botschafterin in Rumänien, Frau Mag. Isabel Rauscher in der Galerie Frank eingefunden. Wiederum ein weiterer und bedeutender Beweis, dass Rumänien und Österreich über alle Grenzen hinweg auch durch ein starkes kulturelles Band freundschaftlich verbunden sind.

Ingrid WEISS

Veröffentlicht in Aktuelle Ausgabe, Kunst.