Eine linguistische Mediendiskursanalyse
Ausgabe Nr. 2821

Clara Herdeanu: Sprache – Macht – Revolution. Die Revolution vom Dezember 1989 in deutschsprachigen Zeitungen Rumäniens. Universitätsverlag Winter Heidelberg, 2014, 646 Seiten, ISBN: 978-3-8253-6381-9.
Die Dissertation von Clara Herdeanu, veröffentlicht im Universitätsverlag Winter Heidelberg unter dem Titel ,,Sprache-Macht-Revolution” befasst sich mit dem linguistischen Wandel deutschsprachiger Zeitungen in Rumänien während der Revolution 1989. Dabei wird der Gebrauch der Sprache didaktisch, kulturell und politisch analysiert und als Referenz der Zeitgeschichte aufgearbeitet. Von Fragen der terminologischen Richtigkeit der revolutionären Ereignisse in Rumänien bis zu der Neuorganisierung der Presse bis 2009 werden ausführlich und detailliert die Printmedien im Kontext der gesellschaftspolitischen Lage beleuchtet.
,,Sprache war und ist nirgends und zu keiner Zeit ein unpolitisches Gehege”. Dieses Zitat der Nobelpreisträgerin Herta Müller stellt eine passende Ouvertüre des Buches dar und setzt den Sprachgebrauch als ein essentielles Instrument politischer Macht auf ein hohes Podest. Demokratisierungsprozesse können durch Einschränkungen der Pressefreiheit und Zensur entscheidend gesteuert werden. Massenmedien beeinflussen maßgeblich das Weltbild der Bürger – diese Relevanz wird im Buch deutlich dargestellt. Neben der zeitgeschichtlichen Entwicklung Rumäniens und der Herausstellung der einzelnen wissenschaftlich untersuchten Zeitungen, werden auch die Rumäniendeutschen regional differenziert.
Im Fokus des Buches stehen die Ereignisse des Jahres 1989, die in einer ,,linguistischen Mediendiskursanalyse” genau thematisiert werden. Dabei werden alle Zeitungstexte des Jahres vor, während und nach der Umbruchsituation diskursiv herausgearbeitet. Diesbezüglich werden alle erdenklichen Facetten der Sprache analysiert und in ein Verhältnis zueinander gesetzt. Vor allem der direkte Vergleich vor und nach der Revolution zeigt sowohl inhaltlich als auch sprachlich einen deutlichen Unterschied, womit der starke politische Einfluss des Diktators Ceaușescu während seiner Herrschaft sichtbar wird.
Rumänien wird vor der Revolution durch die Medien und politischen Autoritäten zunehmend emotionalisiert – verstärkt durch den Terminus ,,Vaterland”, wodurch die Propaganda des damaligen politischen Systems aufgezeigt wird: Alle Beschlüsse und Entscheidungen geschehen aus Liebe zum eigenen Land und jeder, der sich gegen dieses System stemmt, stellt sich automatisch gegen Rumänien und die Bevölkerung Rumäniens.
Auch wird durch die Herausarbeitung der in den Zeitungen verwendeten Fotografien die Wirkung der Texte im Unterbewusstsein während des Lesens aufgezeigt.
,,Sprache-Macht-Revolution” stellt den Leser sehr ausführlich und präzise die Tricks, Fallen und die Wirkung des Geschriebenen dar. Es zeigt eine neue Perspektive und somit auch einen bislang unbekannten Blick hinter die Kulissen des politischen Systems und der Revolution Rumäniens und weiß durch den Facettenreichtum der wissenschaftlichen Untersuchungen und die Liebe zum Detail zu begeistern.
Robert MILITZ