,,Ein Traum ist in Erfüllung gegangen”

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Siebenbürgisches Filmmuseum in Klausenburg eröffnet

Ausgabe Nr. 2822

Bei der feierlichen Eröffnung (v. l..n. r.): Dorel Găină, Fotograf und Hochschullehrer an der Universität für Kunst und Design, Ferenc Koós, Toningenieur und Mäzen des Museums, Schauspieler Dorel Vișan, Ioan-Pavel Azap, Journalist und Filmkritiker, Gábor Xantus, Filmemacher, Hochschullehrer und Mitgründer des Museums und Regisseur Tudor Giurgiu, Direktor des Transilvania Film Festival (TIFF).                                        
Fotos: Werner FINK

Am Samstag, dem 10. Juni, wurde das Siebenbürgische Filmmuseum, das von der Stiftung Xantus Foundation initiiert wurde, in Klausenburg im Keller des TIFF-Hauses, Str. Universității 6, eröffnet und ist nun das erste Filmmuseum Rumäniens. Der Zeitpunkt war gut gewählt, weil zwischen dem 9. und 18. Juni auch das TIFF-Filmfestival in Klausenburg stattgefunden hat. Zu den ersten Gästen des Museums zählten u.a. auch der Regisseur Oliver Stone oder der Schauspieler Geoffrey Rush, Oscar-Preisträger, die zugleich auch Gäste des TIFF-Filmfestivals waren. Zu den Ausstellungsgegenständen gehören u. a. 17 Kameras oder Projektionsgeräte, wobei die älteste ein Ernemann-Projektionsgerät aus 1906 und die „modernste“ eine Sony Betacam SP Videokamera ist. Weiterhin ist auch eine Fotoausstellung von Áron Xantus zu sehen, Porträts von Interviewpartnern im Rahmen der Dreharbeiten eines Dokumentarfilmes zum Thema Migration durch Klimawandel.

 

,,10 minute aici si mi-a revenit pofta de a face film” (10 Minuten hier verbracht und es ist mir die Lust zum Filmemachen gekommen), diese Zeilen hinterließ Nae Caranfil im Gästebuch des Museums. ,,A truly impressive / important story being told in this museum, bravo!”, schreibt seinerseits Geoffrey Rush.

Der Grundstein der Ausstellung ist die persönliche Sammlung von den Filmemachern Gábor Xantus und dessen Sohn Áron Xantus. Die Initiative, die persönliche Sammlung in ein Museum umzuwandeln, kam dabei von Áron, der nun die Haupttreibkraft bei der Einrichtung des Museums war.  In einem ersten Schritt wurde im Dezember des letzten Jahres in Partnerschaft mit dem Nationalen Zentrum der Kinematografie (CNC), dem Verband der Filmemacher aus Rumänien (UCIN), dem Siebenbürgischen Museum-Verein  (EME) und dem Bürgermeisteramt und weiteren Freunden in Klausenburg eine Ausstellung im Dachgeschoss des Schneiderturms in Klausenburg eingerichtet. Erst wollte man das Museum im Grigorescu-Viertel einrichten, allerdings, nachdem in weniger als vier Monaten rund 3.000 Menschen die Ausstellung besuchten, hielt man es für geeigneter einen zentral gelegenen Standort zu wählen. Nach einem Gespräch mit Regisseur und TIFF-Direktor Tudor Giurgiu, entschied man sich, den Keller im TIFF-Haus zu mieten. Weiterhin schloss sich auch Ferenc Koós, Toningenieur und nun Mäzen der Ausstellung, dem Vorhaben an.

Die ersten Besucher des Museums bewundern den Meteoriten von László Almásy, der als Vorbild für die Schaffung der Hauptgestalt des Werks ,,The English Patient“  sowie des gleichnamigen Films diente. Im Hintergrund sind Fotos von Áron Xantus zu sehen von Menschen aus einem Dokumentarfilm zum Thema Migration wegen Klimawandel.

In seinen frühen Jahren, als er mit dem Filmemachen anfing, soll  der Mitgründer des Museums, Gábor Xantus, Zeuge der traurigen Situation gewesen sein, wo Dinge, die zur Filmgeschichte gehörten, weggeworfen wurden, sowohl Geräte, als auch Dokumente oder Filmrollen, ein Umstand, der ihn dazu bewegte, diese zu sammeln.

,,Die ausgestellten Gegenstände, Dokumente, Geräte, dokumentieren die Filmgeschichte von Klausenburg und in einem weiteren Sinne auch die von Siebenbürgen”, sagte Gábor Xantus. Weiterhin sei man offen für jedwelche Initiative, Spende usw. mit der jemand was zu diesem Museum beitragen möchte. Xantus wies darauf hin, dass es keinesfalls einfach sei, in einem Bereich wie dem der Filmgeschichte, wo in den letzten 120 Jahren der Rettung von Geräten und Dingen keine Aufmerksamkeit geschenkt wurde, Museumsgegenstände zu sammeln. „Wir glauben nicht, dass wir dieses Kapitel mit der Eröffnung dieses Museums abgeschlossen haben, im Gegenteil, wir stehen am Anfang eines langen Weges.”, meinte Gábor Xantus. Dank sowohl den „Träumern“, als auch den „Pragmatikern“ sei aber „ein Traum in Erfüllung gegangen“.

,,Ich habe mit fremden Gästen gesprochen, die sich zum ersten Mal in Klausenburg befanden und ich habe mir Rechenschaft gegeben, dass die Menschen leider nicht wissen oder fast nichts von den Anfängen Klausenburgs bezüglich der Filmgeschichte wissen“, sagte Tudor Giurgiu im Rahmen der Eröffnung. „Ich sagte es auch gestern auf der Bühne: Ywischen 1913 und 1923 gab es hier ein seriöses Produktionszentrum. Die Persönlichkeit von Janovics fand ich faszinierend. Ich habe zwar die Kindheit hier verbracht, wusste aber nichts von Janovics. Es war eine große Persönlichkeit, die wie ein Kometenschweif Spuren hinterließ. In Klausenburg ist mit der Zeit eine kinematografische Kultur entstanden und es sind ,cinefili‘, Filmliebhaber, erschienen. Wahrscheinlich wird auch das TIFF ihm im Laufe der Zeit dankbar werden.“

Der jüdischstämmige Theaterdirektor Jenő Janovics (1872-1945), hatte nämlich das Corvin Filmstudio gegründet, wobei in Zusammenarbeit mit der Mannschaft von Pathé Paris mindestens 70 Kunstfilme entstanden sind. Berühmte Namen aus der Filmindustrie wie Michael Curtiz (Kertész Mihály, geboren als Kaminer Manó), der Regisseur des Films ,,Casablanca” der vom American Film Institute  2002 zum besten US-Liebesfilm aller Zeiten gewählt wurde und 2007 zum drittbesten US-Film aller Zeiten oder Alexander Korda (Korda Sándor, geboren Sándor László Kellner), eine der markantesten Persönlichkeiten in der britischen Filmindustrie während den 30er und 40er Jahren sind mit derjenigen Zeit hier verbunden.

Im neu eingerichteten Filmmuseum in Klausenburg ist auch das Arbeitszimmer des Zensors zu sehen.

Das Museum möchte man in einen lebendigen Raum verwandeln, mit Ausstellungen, Filmprojektionen oder Workshops. Schließlich hat Klausenburg drei Filmfakultäten, wobei Studierende oft nicht viel Ahnung haben, was in Klausenburg in dieser Branche in der Vergangenheit los war oder was gegenwärtig hier passiert. „Es gehört auch zum Allgemeinwissen, für Profis ist das ein obligatorischer Stoff“, meinte Gábor Xantus.

Im Rahmen des Museums ist auch ein „Zensurraum“ zu sehen. Als Xantus beim rumänischen Fernsehen arbeitete, musste man sich zu der Zeit darauf gefasst machen, dass der Zensor, möglicherweise auf Dinge aufmerksam wurde, die potentiell gegen die sozialistische Ordnung und dem geliebten „Conducător“ (Führer) gerichtet waren. „Wir waren die Untertanen dieser Menschen, die nicht nur über das Schicksal der Schöpfungen entschieden sondern auch über das Schicksal der Schöpfer“, errinnerte sich Xantus. Viele der Personen die auf die schwarze Liste kamen, seien ausgewandert, so auch Iosif Demian, der nach der Produktion von „O lacrimă de fată“ (1980) und  „Baloane de curcubeu“ (1982) in Sydney landete, weil er hier keine Möglichkeiten mehr hatte weiterzumachen.

Die Szene sei  ein bisschen übertrieben, aber die Symbolik sei da. „Dieser Zensor war, generisch gemeint, der allmächtige Herr in der Zeit, wo ich als Filmemacher tätig war“, erinnert sich Xantus. Es kam des Öfteren vor, dass fertige Filme neu geschnitten werden mussten. So musste er auch eine wegen den gegebenen Wetterbedingungen im Apuseni-Gebirge, dramatisch wirkende Szene weggelassen. Das passte damals nicht mit der sozialistischen Aufbruchstimmung zusammen.

Außerdem konnte er bis 1990 in der beruflichen Rangordnung nich vorankommen. Obwohl er als Kameramann arbeitete, Regie führte und die mit den meisten Preisen ausgezeichnete Person war, belegte er den Posten eines technischen Assistenten und wetteiferte was die Höhe des Gehalts betraf, mit der Putzfrau. Die geringe finanziellen Einnahmen spielten für ihn aber keine Rolle. „Ich machte das aus Leidenschaft. Und mache das bis heute“, sagte Xantus. „Ich wollte nichts anderes im Leben machen, als Film. Und habe auch nichts anderes gemacht, mit einem kleinen Umweg über einen Universitätslehrstuhl“.

Im Museum ist übrigens auch ein kleiner Meteorit zu sehen. László Almásy, Saharaforscher und auf deutscher Seite tätiger Abwehroffizier während des Zweiten Weltkrieges, hatte als Basis zur Schaffung der Hauptgestalt im Roman Namens ,,The English Patient“  des kanadischen Autors Michael Ondaatje gedient. Auf Basis des Romans entstand 1996 der gleichnamige Film. Almásy fand Meteoriten im Sand und einer der Meteoriten, die er mitnahm, ist nun im Besitz des Museums.

Im Rahmen des Museums ist auch eine Fotoausstellung von Áron Xantus zu sehen zum Thema ,,A World on the Move. Climate driven migration. Colliding worlds” (Eine Welt in Bewegung. Durch Klimawandel ausgelöste Migration. Kollidierende Welten), die im Rahmen der Dreharbeiten zu einem Dokumentarfilm entstanden. Gefilmt wurde dabei in mehr als 20 Ländern und auf sieben Kontinenten, wobei in der Ausstellung Fotos der Interviewpartner zu sehen sind. Der Erlös aus demVerkauf der Fotos dient der Weiterführung des Filmprojekts und Weiterentwicklung des Filmmuseums. Der Fine Art Prints Katalog ist über die Seite www.aronxantus.com zu erreichen. Ein Ziel ist, in Zukunft auch Fotos von anderen Autoren auszustellen.

Bei der Eröffnung dabei waren Koós Ferenc, der Mäzen des Museums, der Schauspieler Dorel Vișan,  der Journalist und Filmkritiker Ioan-Pavel Azap, Mitgründer Gábor Xantus und Regisseur und TIFF-Direktor Tudor Giurgiu. Das Museum funktioniert unter der Ägide der Xantus Foundation. Infos gibt es unter www.xantus.org

Werner FINK

Veröffentlicht in Aktuelle Ausgabe, Film.