Die Ökumene funktioniert

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Ausgabe Nr. 2822

Nunmehr zum dritten Mal wurde die Ökumenische Gebetswoche nach dem orthodoxen Pfingstfest gefeiert. Bis zum Jahr 2020 fand sie jeweils Ende Januar statt, aber wegen den pandemiebedingten Einschränkungen wurde sie ab 2021 sicherheitshalber auf den Sommer verlegt; zur Not hätten die Gottesdienste auch unter freiem Himmel stattfinden können, was aber nie der Fall war. Das diesjährige Thema – ausgewählt von den christlichen Kirchen aus Minnesota/USA – war dem Buch des Propheten Jesaja entnommen: „Tut Gutes! Sucht das Recht!“ (Jesaja 1,17).

Beim Abschlussgebet (v. l. n. r.): Mircea Fusaru (orthodox), Ágoston Ferenc (römisch-katholisch), Adrian Dobre (orthodox, Pfr. i. R. – die Seele der Ök. Gebetswoche in Schäßburg), Hans Bruno Fröhlich (evangelisch), Imelda Andrei (reformiert), Ciprian Dărăban (griechisch-katholisch), Claudiu Tofan (orthodox), László-Csaba Jenei (unitarisch).                           
Foto: Privat

Angesichts von Krieg, Verfolgung und Unrecht kann man sich diese Aufforderung des Propheten nicht oft genug sagen lassen. Andererseits sind wir sehr dankbar, dass das interkonfessionelle Zusammensein – welches zugleich ein interethnisches und interkulturelles ist – seit so vielen Jahren in Schäßburg ein fruchtbares und gedeihliches ist. Es ist vielerorts immer noch nicht selbstverständlich, dass ein orthodoxer Pfarrer in einer unitarischen Kirche, oder ein griechisch-katholischer Pfarrer in einer reformierten Kirche in rumänischer Sprache predigt. Andererseits ist es genau so wenig selbstverständlich, dass in einer orthodoxen Kirche in ungarischer oder deutscher Sprache gebetet und der Segen von protestantischen Pfarrern gesprochen wird. Für all das gebührt dem allmächtigen und gnädigen Gott die Ehre, während den Pfarrern, die diese ökumenische Offenheit an den Tag legen, großer Dank gebührt.

Normalerweise ist es eine „Gebets-Oktave“. Da es aber in Schäßburg sechs historische Kirchen gibt, die sich an dieser Gebetswoche bereits seit 26 Jahren beteiligen, wird sie in einer vollen Woche von Montag bis Samstag mit einem täglichen Vespergottesdienst um 17 Uhr begangen. Der Eingangsteil wird nach der Ordnung und in der Sprache der gastgebenden Kirche gefeiert, während nachher einer der Gastpfarrer predigt und die Gebete bzw. der Segen für den jeweiligen Tag von den anderen beteiligten Pfarrern in den drei Sprachen Siebenbürgens – Rumänisch, Ungarisch, Deutsch – gesprochen werden. Eröffnet wurde die Gebetswoche am 5. Juni in der Klosterkirche durch den gastgebenden Pfarrer Dr. Hans Bruno Fröhlich; die Predigt hielt der römisch-katholische Pfarrer Dr. Ágoston Ferenc. Am Dienstag wurde der orthodoxe Vespergottesdienst von den Pfarrern Claudiu Tofan, Mircea Fusaru und Adrian Dobre zelebriert, wobei Stpfr. Fröhlich die Predigt hielt. Die Römisch-Katholische Kirche war am Mittwoch Gastgeberin; in diesem Vespergottesdienst predigte der unitarische Pfr. László-Csaba Jenei. In der Unitarischen Kirche, in der Pfr. Olimpiu Burlea (orth.) predigte, fand der ökumenische Gottesdienst am Donnerstag statt. Der vorletzte Tag war der Griechisch-Katholischen Kirche reserviert, wobei die reformierte Pfarrerin Imelda Andrei die Predigt hielt. Ihren Abschluss fand die Gebetswoche am 10. Juni in der Reformierten Kirche (Predigt: Pfr. Ciprian Dărăban – griech.-kath.).

Die Ökumenische Gebetswoche ist ein geistliches Highlight in Schäßburg und ich hoffe sehr und bitte Gott dafür, dass sie es bleibt.

Hans Bruno FRÖHLICH

Veröffentlicht in Aktuelle Ausgabe, Kirche.