Ausgabe Nr. 2820
Trauer um Stephan Pelger: Aus aktuellem traurigem Anlass – der 1979 in Kronstadt geborene Modedesigner Stephan Pelger (unser Bild) ist am 8. Juni d. J. in Bukarest gestorben – drucken wir das Interview ab, das in der Hermannstädter Zeitung Nr. 1958 vom 9. Dezember 2005 veröffentlicht worden ist.
Den trauernden Hinterbliebenen und Freunden des Verstorbenen sprechen wir unser herzliches Beileid aus.
Die HZ-Redaktion
Als das Sächsische sexy wurde
Modedesigner Stephan Pelger präsentierte seine Kollektion in Bukarest
Der Abend, an dem das Sächsische sexy wurde, begann mit einer Autofahrt über Baustellen hinweg durch strömenden Regen, und endete an einer etwas abgelegenen Halle. Der Parkplatz sei hinten, sagten die Organisatoren, von da wurde man von zwei mit Regenschirmen ausgestatteten jungen Männern auf den roten Teppich geführt. Es war der 24. November 2005 irgendwo in Otopeni bei Bukarest. Scheinwerfer, riesige Bildschirme, Werbeschilder, laute House-Musik, die in der Magengegend wiederhallte und die Bukarester Szene – all das brach plötzlich über einen herein. Jet Set! So hieß auch die Herbst-Winter-Kollektion des jungen Modeschöpfers Stephan Pelger. Und sie hielt, was sie versprochen hatte: Kleider und Schmuck inspiriert von den Trachten der ,,alten Sachsen“, wie es in der Einladung hieß. Obwohl sehr elegant und gestylt, waren die Trachtenelemente sehr gut erkennbar. Darunter die Bockelnadel, das Heftel, die Falten, die breiten Gürtel und der Pelz.
Mal hochgeschlossen, mal tief eingeschnitten mutete die ganze Präsentation auserwählt klassisch an. In der Mitte, quasi zwischen Tür und Angel trafen sich je zwei Models auf dem U-förmigen Laufsteg, der zwei Säle im selben Raum verband, die zugleich durch eine Wand getrennt waren, wobei das Publikum aus dem einen Raum das Geschehen in dem anderen über den Bildschirm mitverfolgen konnte.
Stephan Pelger ist 1979 in Kronstadt geboren, entstammt einer Pfarrersfamilie, wollte immer schon Modedesigner werden und hat das Fashion Institut in Wien 2001 absolviert. Mit dem Modedesigner sprach Christel Ungar.
Stephan, ich kenne Dich seitdem Du als Halbwüchsiger auch jede kleinste Falte aus dem Hemd deines Vaters herausgebügelt hast. War das der Anfang?
Bestimmt war das ein Anfang.
Die Falten haben Dich wohl auch damals beschäftigt, waren ja auch jetzt, plissiert oder auch nicht, dabei?
Ja, eben aus der siebenbürgisch-sächsischen Tracht inspiriert, aber nur punktuell. Ich wollte das Ganze nicht als Ethnogeschichte aufziehen, sondern nur ein paar Elemente der Tracht neu interpretieren. Zum Beispiel war da ein sehr hoch geschlossenes Kleid, das den Kragen eines Männerkirchenmantels anders wiedergeben sollte. Das heißt, der Kragen war diesmal verkehrt rum aufgesetzt und verdeckte somit das halbe Gesicht. Das schwarze Kleid wirkte dadurch streng aber zugleich sehr weiblich, weil es eng anliegend war.
Oder die Falten bei den Röcken?
Ja, die waren bei den Trachten immer senkrecht und bei mir waren sie waagerecht, also übernommen und umgekehrt. Dadurch kommen sie anders zur Geltung, wirken einfach modern.
Was hatte es mit den riesig großen Glasarmbändern auf sich (siehe Bild oben)?
Sie sollten die allgegenwärtigen Manchetten der Männertracht stilisiert symbolisieren.
Wieso beschäftigt Dich eigentlich die Tracht?
Da ich sie als schöne Erinnerung empfinde. Das Trachtenmachen ist etwas sehr Schweres und zum Teil Vergessenes, deshalb habe ich versucht, stilisierte Elemente der Tracht einzubringen.
Und dann wirkte sie plötzlich sexy. Hattest Du das vermutet?
Ich hatte eine äußerst weibliche Kollektion beabsichtigt, dadurch nicht jungfräulich sondern eher reif, ausgefeilt und provokant.
So hat sie auch auf die über 450 Gäste gewirkt. Was meinten Deine Eltern, die ja auch dabei waren bei deiner ersten großen Modeschau in Rumänien?
Sie waren stolz und haben sie als eine gelungene Reinterpretation empfunden. Als Außenstehende haben sie sich vom ganzen Drum herum begeistern und nicht provozieren lassen.
Zeigst du die Kollektion auch in Deutschland?
Ja. Ende Januar in Düsseldorf und zwei Wochen später in München.
Versprichst Du Dir eine andere Reaktion vom deutschen Publikum?
Ich denke, dass ich durch Qualität und Originalität auch ein sehr anspruchsvolles Publikum überzeugen kann.
Und wann kommst Du zurück? Heißt es so richtig für Dich?
Ja. Es warten viele Projekte auf mich und dann geht es auf Hochtouren weiter.
Vielen Dank für das Gespräch.