,,Seitenweise“-Wettbewerb der ZfA fand diesmal in Großwardein/Oradea statt
Ausgabe Nr. 2816
Als Gastjurorin des „Seitenweise”-Wettbewerbs erlebte HZ-Praktikantin Maja H e n n e m a n n zwei aufregende Tage in Großwardein. Lesen Sie im Folgenden, was sie und ihre Mitreisenden erlebt haben.
Das letzte Mal, dass mein Tag um 6.30 Uhr startete, war zur Schulzeit. Dementsprechend schäle ich mich eher aus dem Bett, als dass ich mich fit fühle. Wobei die Uhrzeit ja zum Anlass passt, schließlich gehe ich zu einer schulischen Veranstaltung: Den ,,Seitenweise“-Wettbewerb der Zentrale für Auslandsschulwesen (ZfA) darf ich als Jurorin in Großwardein begleiten. Dabei haben deutschlernende Schüler und Schülerinnen bis einschließlich zur zehnten Klasse die Möglichkeit, ein deutschsprachiges Buch kreativ aufzuarbeiten. Als Hauptgewinn winkt für die Teilnehmer und Teilnehmerinnen aus Rumänien eine Reise nach Deutschland.
Eine Stunde später steht meine Freundin Theresa Dissen vor der Tür und ich habe einen verpassten Anruf. Ich will sie zurückrufen, Leitung belegt. Irgendwie passen wir uns nicht ab. Ich glaube, sie steht vor der Tür, also schreibe ich ihr, dass ich nach unten komme. Dort angekommen, blicke ich in ein erleichtertes Gesicht. Sie hatte Angst, dass ich verschlafen habe.
Zusammen machen wir uns zu Annette Richter-Judt auf. Annette arbeitet für die ZfA und hatte uns als Jurymitglieder vorgeschlagen. Sie nimmt uns nach Großwardein mit. Bei ihr angekommen, schlürft ihr Mann im Türrahmen genüsslich noch einen Kaffee und wir verladen derweil unser Gepäck im Auto. Zudem werden wir nun von einer deutschen Lehrerin und einer Kandidatin begleitet, die ebenfalls mit an Bord sind.
Nach anfänglichen Bedenken meinerseits darüber, wie sich die vierstündige Fahrt so gestalten wird, lösen sich meine Bedenken in Luft auf, als wir über alles Mögliche die Fahrt über quatschen. Theresa liest neben mir noch das Buch weiter, auf dessen Grundlage wir heute bewerten sollen: ,,Dazwischen wir“ von Julya Rabinowich. Ich staune über Theresas Multi-Tasking, sich am Gespräch immer wieder zu beteiligen, während ihr Kopf scheinbar am Tablet, später auch am physischen Buch, klebt.
In Großwardein vor dem ,,Impero“-Hotel angekommen, bin ich erst einmal ernüchtert. Ich sehe eine Tankstelle mit grünem Farbschema, die sich direkt vor dem Hotel befindet und einen großen Parkplatz, aber sonst ist mein erster Eindruck von Großwardein nicht gerade einladend. Das ändert sich allerdings, als wir unsere Zimmer beziehen und anschließend die Innenstadt besichtigen, die wirklich wundervoll aussieht.
Beim ,,Seitenweise“-Wettbewerb in einem Universitätskomplex angekommen, werden wir mit den zwei weiteren Jurymitgliedern und den Klassen bekannt gemacht. Zudem gibt es Fingerfood und Getränke. Es sind Kinder aus den unterschiedlichsten Regionen vertreten, wie etwa Temeswar, Klausenburg, Sathmar, Hermannstadt und Kronstadt. Bei der Vorstellung der Projekte staune ich über die vielen kreativen Ideen der Kinder. Von musikalischen Beiträgen, Gedichten, Skulpturen, Briefen und Comics, bis hin zu einer Geschichte zwölf Jahre später, ist alles dabei. Die Darstellungen sind so gut, dass es uns als Jury schwer fällt, direkt einen klaren Sieger zu ermitteln. Anhand einer vorher festgelegten Punktetabelle geben wir unsere Punkte und ermitteln am Ende einen rapartigen Song aus Temeswar als Sieger. Denkbar knapp war es trotzdem: Innerhalb der ersten drei Plätze gab es nur einen Punkt Unterschied. Auf dem zweiten Platz landet ein selbstgeschriebener Song über die Vaterfigur des Buches, auf den dritten Platz ein Buchtrailer mit gemaltem Comic.
Nach einem gemeinsamen Gruppenbild geht es für uns erneut in die Innenstadt, für eine kleine Stadtführung. Dank einer Geschichtslehrerin und ihrer Schülerinnen gab es auch einige historische Fakten zu Großwardein zu entdecken. Am Theater endete unsere Führung und meine Gruppe fuhr wieder zurück ins Hotel. Am Abend aßen wir besonders leckeres Sushi in einem Restaurant nahe der Innenstadt und schlürften den ein oder anderen Cocktail auf unseren Erfolg. Weiterhin unterhielten wir uns feuchtfröhlich über den Tag, ehe wir abends müde ins Bett fielen.
Am nächsten Tag begrüßte uns im Hotel ein üppiges Frühstück. Bei diesem fassten wir den Entschluss, uns Großwardein noch einmal genauer anzuschauen. Mein Smartphone wird am Ende sagen, dass wir über neun Kilometer gelaufen sind. Wir machten bei atemberaubenden Kirchen halt, schauten uns die Festung an, kauften leckere Schokolade in einem Schokoladen, besichtigten Parks und hatten eine schöne Zeit miteinander. Zum Abschluss gönnte man sich noch einen Eisbecher bei sonnigem Wetter. Gegen halb 3 traten wir die Rückreise im Auto mit einem durchaus positiven Blick auf Großwardein an.
Ein großes Dankeschön gilt hier Annette Richter-Judt und der ZfA, die diese Reise möglich gemacht haben.
Danke für die zwei tollen Tage!
Maja HENNEMANN