Synagoge in der Salzgasse machte bei der ,,Langen Nacht der Museen“ mit
Ausgabe Nr. 2817
,,Endlich kann man die Synagoge besuchen“, ,,Ich war noch nie hier“ – solche und ähnliche Sätze waren in der Menschenschlange zu hören, die sich schon vor 18 Uhr am Samstag vor der Synagoge in der Salzgasse/Constituției gebildet hatte, die erstmalig im Rahmen der ,,Langen Nacht der Museen“ ihre Tore für Besucherinnen und Besucher geöffnet hatte. Möglich wurde dies durch eine Partnerschaft zwischen der Jüdischen Gemeinde Hermannstadt und dem Brukenthalmuseum, dessen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sechs Schautafeln erarbeitet hatten über die Geschichte der jüdischen Gemeinde in Hermannstadt.
Die Schautafeln in der Synagoge allein konnten nicht genug Auskunft geben. Bewundernswerterweise stellte sich seitens der Hermannstädter Jüdischen Gemeinde freiwillig die in Hermannstadt geborene Adriana Moscicki, die nach 30 Jahren in Israel mit ihrer Familie in ihre Geburtsstadt zurückgekehrt ist, zur Verfügung, um den unzähligen Interessierten die Synagoge und die damit verbundenen Traditionen vorzustellen.
Insgesamt 7000 Menschen nahmen die Möglichkeit wahr, die Synagoge zu besichtigen, das Brukenthalmuseum gab bekannt, es seien 12.000 gewesen. Wie dem auch sei, schon allein die Aussage, dass die Synagoge nicht zu besuchen ist, stimmt so nicht. Schließlich gab es immer wieder diese Möglichkeit im Rahmen des Internationalen Theaterfestivals oder bei unterschiedlichen Anlässen, so z. B. zum 120. Einweihungsjubiläum im September 2019. Die Synagoge ist nach Anmeldung im Gemeindehaus, das sich auf dem Gelände der Synagoge befindet, zu besuchen. Das Sekretariat ist jeweils von Montag bis Freitag zwischen 9 und 12 Uhr besetzt und ist unter 0269-21.69.04 telefonisch zu erreichen.
Die vor kurzem neu gewählte neue Leitung der Jüdischen Gemeinde, mit dem Gemeindevorsitzenden Tiberiu Baruch an der Spitze, bemüht sich gemeinsam mit Vertretern der Föderation der Jüdischen Gemeinden in Rumänien, die Synagoge zu restaurieren. An der Synagoge gibt es noch viel zu tun und die kleine Gemeinde ist auf Hilfe angewiesen. Vielleicht sollte man solche Tage der Offenen Türen regelmäßig veranstalten, denn viele (auch alteingesessene) Hermannstädterinnen und Hermannstädter haben noch nie einen Fuß in dieses geschmackvolle und solide Gotteshaus gesetzt, was man auch am vergangenen Samstag erleben konnte.
Was die Geschichte der jüdischen Gemeinde in Hermannstadt betrifft, ist im Kapitel ,,Volksfremde Bürger“ in dem dritten Band des Buches ,,Vom alten Hermannstadt“ von Emil Sigerus (Verlag Krafft & Drotleff A. G., Hermannstadt, 1928) vermerkt: ,,Erst seit dem Ausgleich 1867 entstand eine größere Judengemeinde in Hermannstadt“. In der ebenfalls von Emil Sigerus verfassten ,,Chronik der Stadt Hermannstadt“ wird im Jahre 1855 vermerkt: ,,1.7. Im Lazarett wird der erste jüdische Friedhof angelegt“. Und im Jahr 1921 kann man lesen: ,,Die Volkszählung ergibt 32.748 Bewohner der Stadt, darunter 18.218 Deutsche, 8.553 Romänen, 4.291 Ungarn, 1.310 Juden und 376 Andere“.
Heute zählt die jüdische Gemeinde in Hermannstadt (zu der auch Mediasch gehört) in Hermannstadt 50 und in Mediasch zehn Mitglieder.
Beatrice UNGAR