Wünschenswert: Eine Art kleines Festival

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Zur Ausstellung über Ciprian Porumbescu auf dem Großen Ring

Ausgabe Nr. 2813

Die dem Komponisten Ciprian Porumbescu gewidmete Wanderausstellung vor dem Brukenthalpalais ist noch bis zum 30. April d. J. zu besichtigen.                                                                                                              Foto: Beatrice UNGAR

Seit gut zwei Wochen sieht man auf dem Großen Ring und vor dem Brukenthalmuseum, genauer: vor dem Brukenthalpalais eine Reihe von Tafeln mit Bildern und Texten. Die Tafeln widmen sich dem rumänischen Komponisten Ciprian Porumbescu. Sie beschreiben mit Bildern und Texten sein Leben, das viel zu kurz war – schliesslich erreichte er nicht das 30. Lebensjahr. Er wurde 1853 geboren, also vor 170 Jahren. Dies ist der unmittelbare Anlass dafür, auf Porumbescu, der für Rumänien viel bedeutete und noch bedeutet, verstärkt aufmerksam zu machen. Die Initiative zur Ausstellung entstand in der Heimat Porumbescus, in Suceava, wo in Zusammenarbeit mit dem Brukenthalmuseum die nun eröffnete Ausstellung vorbereitet wurde. Sie wird nach Hermannstadt  noch weitere Städte in Rumänien besuchen, darunter Klausenburg, Kronstadt, die diesjährige europäische Kulturhauptstadt Temeswar und schließlich auch Bukarest.

Ciprian Porumbescu wurde in Schepit, einem Dorf in der Bukowina geboren, als Sohn eines orthodoxen Priesters. Nach der Schule in Suceava studierte er Theologie und Musik in Czernowitz. Musik hatte ihn von früh an begleitet, darin unterstützt von einer Lehrerin im Dorf und einem Pianisten, Schüler von Chopin, der mehrere Jahre lang die Sommer in Schepit verbrachte.

In den Jahren in Czernowitz kämpfte der junge Student engagiert dafür, die rumänische Kultur stärker im Bewusstsein der Menschen zu verankern – schließlich lebte man zu der Zeit unter der Verwaltung der Habsburger, also einer „fremden“ Kultur. Das führte schließlich dazu, dass er und seine Freunde, die sich in einer Organisation namens ,,Arboroasa“ zusammengeschlossen hatten, festgenommen wurden. Porumbescu hatte Glück: Er kam bald durch bedeutende Fürsprecher, unter anderen kein geringerer als Mihai Eminescu, wieder frei. Von 1879 bis 1881 studierte er, dank eines Stipendiums, in Wien Musik, unter anderem bei Anton Bruckner. Zurück in der Heimat wurde er Musiklehrer am rumänischen Gymnasium in Kronstadt. Hier entstand und wurde uraufgeführt die Operette „Crai nou“ (Neumond), die einen durchschlagenden Erfolg hatte. Die erhoffte Karriere konnte sich für den jungen Komponisten jedoch nicht erfüllen, denn 1882 brach bei ihm die Tuberkulose aus. Als Kranker ging er zurück in die Heimat nach Stupca, wo seine Familie inzwischen hingezogen war. Seine Schwester pflegte ihn bis zu seinem Tod 1883, kurz bevor er 30 Jahre als werden sollte.

All diese biografischen Daten sind sehr anschaulich auf den Tafeln vor dem Brukenthalpalais nachzulesen, angereichert durch zahlreiche Bilder des jungen Mannes, seines Vaters, seiner großen Liebe, die er nicht heiraten durfte wegen der unterschiedlichen Religionen. Es sind auch Bilder von Stupca zu sehen, das geliebte Heimatdorf, in dem Porumbescu starb. Von Suceava aus wird das Elternhaus als Denkmal und kleines Museum für den Komponisten bis heute liebevoll betreut.

Über Porumbescus Musik kann bei einer solchen Ausstellung allerdings nur gesprochen werden, zu hören ist nichts. Im rumänischen Bewusstsein ist vor allem die Ballade für Violine und Orchester geblieben, dazu die ehemalige Nationalhymne „Trei culori“. Es gibt von Porumbescu darüber hinaus unzählige Lieder mit Klavierbegleitung, zum Teil auch in deutscher Sprache  (diese sind vor allem in Wien entstanden). Seiner theologischen Ausbildung gemäß hat er zudem zahlreiche Chormusiken für die Kirche hinterlassen, aber es existieren auch Kammermusiken und einige erste Bühnenwerke, wie den schon erwähnten „Crai nou“. Die Musik – wenn sie denn nicht von vornherein als „Hora“ bezeichnet wurde oder sonstwie rumänisch-folkloristisch gemeint war – verrät die kompositorische Begabung, ist stilistisch zeittypisch österreichisch geprägt, es blitzen aber auch dann immer wieder musikalische Wendungen der geliebten heimatlichen Volksmusik auf.

Eine Ausstellung wie auf dem Großen Ring kann viel Aufmerksamkeit bewirken, und tut es auch, wenn man beobachtet, dass immer wieder Menschen vor den Tafeln stehen bleiben und sie gründlich studieren. Darüber hinaus wäre natürlich eine Art kleines Festival wünschenswert, bei dem nicht nur die Ballade, sondern auch andere interessante Werke von Ciprian Porumbescu aus der Vergessenheit geholt werden sollte. Lohnend wäre das allemal.

Elisabeth DECKERS

Veröffentlicht in Aktuelle Ausgabe, Musik.