Alten Sachen neues Leben verliehen

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Besuch im Laden ,,The Loft” von Amalia Schröder in der Reispergasse

Ausgabe Nr. 2812

Amalia Schröder gibt den Kunden freundlich und gerne Auskunft in ihrem Laden in der Reispergasse.                                                      Foto: Werner FINK

,,The Loft ” (etwa ,,der Dachboden”) ist auf dem Schaufenster des merkwürdigen Ladens zu lesen, der seit Mitte Oktober in der Reispergasse/Str. Avram Iancu Nr. 6 in Hermannstadt geöffnet hat. Und darunter ,,Collective” mit etwas kleineren Buchstaben. ,,Wear clothes that tell a story” (trage Kleider, die eine Geschichte erzählen), ist auf dem anderen Schaufenster zu lesen und auf einem Schild ,,Fashion, Vintage, Ceramic, Art, Local Designers, Chai Latte, Matcha Tea  & Many Things That Make You Happy”. Da fragt man sich gleich, wie passt Mode und Tee und alles andere zusammen? Drinnen erwartet Inhaberin Amalia Schröder die Kunden.

 

,,Was ist das hier genau: ein Café oder ein Laden?” sollen vor allem Ortsansässige fragen. Ausländische Touristen sind hingegen gleich begeistert, sie kennen bereits das Konzept aus anderen Ländern. Das Konzept des Ladens besteht in einer Mischung einer Kaffeeecke und Mode wobei Lokaldesigner unterstützt werden, indem ihre Werke hier präsentiert werden. Weiterhin ist die Idee hinter ,,The Loft“ ,,Vintage”-Qualitätsprodukten, alten Sachen, wieder neues Leben zu verleihen. Jedes Produkt hat seine Geschichte. Das Konzept soll zeigen, dass auch Second Hand etwas Gutes sein kann. Schließlich sollen große Modekonzerne oft sehr billig einkaufen und teuer verkaufen, wobei die eigentlichen Produzenten kaum was verdienen.

So findet man im Laden verschiedene Dinge von Anamaria Șut, dann von RaColaj, einer Gruppe von jungen Leuten, die Collagen zusammenstellen, Kleidungsstücke von Ana Florea, einer Designerin aus Bukarest, die laut Schröder beispielsweise in Berlin mit Erfolg ihre Produkte verkaufe. ,,Es ist interessant, dass rumänische Künstler eigentlich mehr im Ausland bekannt sind als hier”, meinte Schröder.

Ausgestattet ist der Laden u. a. mit einem Teppich, der bei einem Cousin auf dem Dachboden verstaut war, mit erneuerten alten Holzbänken von Old Funiture Transylvania. Aber auch eine Nähmaschine gibt es da, mit deren Hilfe Sachen verändert werden können. Dann gibt es Poemi Keramik, in der u. a. auch der Kaffee serviert wird.

Auch eine Ausstellung des Malers und Dichters Alexander Suca wurde bereits beherbergt, ebenfalls ein Rückkehrer, der rund 40 Jahre im Ausland verbracht hatte.

Amalia Schröder, geborene Barbușiu, ist 1995 mit 17 Jahren nach Deutschland ausgereist. Ihre Mutter hatte in Deutschland geheiratet. Obwohl ihre Familie keine deutschen Wurzeln hat, erinnert sich Amalia daran, dass sie als kleines Kind blonde Locken hatte und versuchte, sich wie ein ,,deutsches Kind“ zu verhalten, um ihrer Großmutter zu gefallen.

Obwohl der Start in Deutschland für Amalia schwierig war, hat sie sich schnell angepasst. Innerhalb eines Jahres fand sie Freunde und konzentrierte sich darauf, die deutsche Sprache zu erlernen. Sie entwickelte  früh eine Leidenschaft für Mode. ,,Ich habe da ziemlich früh meine Zukunft halt in Mode gesucht und gefunden”, sagte Schröder, die in Hermannstadt die Kunstschule besucht hatte. So arbeitete sie 16 Jahre lang für den spanischen Modekonzern Mango, wo sie für Schaufensterdekoration in Deutschland,  Österreich, Italien und in Auslandseinsätzen zuständig war.

2015 startete sie in Deutschland mit zwei Partnern ein Gastronomie-Unternehmen: ,,Schröder’s Café“. 2020, als es wegen der Corona-Pandemie für Unternehmen aus dem Bereich Gastronomie schwierig wurde, stieg sie aus dem Geschäft aus. In dieser Zeit der Umorientierung wurde sie nach Klausenburg eingeladen, den Laden von ,,Sophie Wedding House“ zu verschönern. ,,In Deutschland war noch Corona, in Rumänien war eigentlich kaum was davon zu sehen. Es war für mich ein totaler Schock”, erinnerte sich Schröder. ,,Alle Cafés, alle Restaurants waren offen, die Menschen waren ohne Maske unterwegs”. Das war einer der Punkte, wo sie die Harmonie und die Freude an Rumänien entdeckte.  Als sie bei dieser Gelegenheit Hermannstadt  besuchte, ,,verliebte” sie sich in die Stadt. Auch, weil hier so viel Deutsch gesprochen wird. So entschloss sie sich, nach Rumänien zu kommen und  zu versuchen, hier Fuß zu fassen.

In einem weiteren Projekt, an dem sie im Laufe der Zeit beteiligt war, ging es um die Verschönerung von Second-Hand-Läden des Deutschen Roten Kreuzes in Siegen. ,,Mit geringem Budget haben wir ein super schönes Interieur gemacht von diesem Laden, so dass man nicht das Gefühl hat, man geht da rein und man ist arm, sondern dass es total schön ist, dass jemand in den Second-Hand-Laden geht, dass man wertgeschätzt wird”.

Im letzten Sommer hatte sie übrigens  ein ähnliches Konzept  wie in der Reispergasse elf Tage lang unter dem Namen ,,Pop Art Gallery“, in einer Räumlichkeit der Hermannstädter evangelischen Kirchengemeinde in der Heltauergasse erfolgreich durchgeführt.

Werner FINK

Veröffentlicht in Aktuelle Ausgabe, Wirtschaft.