„Wir sind ein starkes Frauenteam”

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Interview mit Ana-Maria Daneş, Leiterin des Deutschen Kulturzentrums Hermannstadt

Ausgabe Nr. 2807

Feierstunde für Ana-Maria Daneş im Freilichtmuseum.            Foto: Privat

Ana-Maria Daneş leitet seit Juni 2022 das Deutsche Kulturzentrum Hermannstadt. Die gebürtige Bukaresterin mit siebenbürgischen Wurzeln sprach mit der HZ-Redakteurin Ruxandra S t ă n e s c u über das Kulturzentrum und die Pläne für dieses Jahr.

Stellen Sie sich bitte kurz vor.

Ich bin in Bukarest geboren, meine Großeltern kommen  aus Kronstadt und aus Fogarasch. Ich habe bisher nur in  Bukarest gearbeitet, bin seit Juni 2022 Leiterin des Deutschen Kulturzentrums Hermannstadt. Von mir persönlich kann ich sagen, dass ich sehr musikalisch bin – ich singe auch im Bachchor. Das ist eine sehr nette Gelegenheit für mich hier in Hermannstadt, das konnte ich in Bukarest gar nicht machen. Ich habe Germanistik studiert und einen Master gemacht mit dem Schwerpunkt Interkulturalität. Deshalb fand ich diese Stelle sehr geeignet,  weil die Deutsch-Rumänische Kulturgesellschaft dahinter steht. Die Interkulturalität kann ich gut verstehen und habe sie auch als Schülerin erlebt, denn diese beiden Kulturen waren in meinem Leben immer verflochten und präsent.

Warum haben Sie sich für Hermannstadt entschieden? War es schwer, Bukarest zu verlassen?

Nein, es war gar nicht schwer. Nach der Pandemiezeit suchen wir alle ein bisschen Ruhe. Es war auch eine persönliche Entscheidung, mein Mann kommt aus Mühlbach, meine Großmutter wohnt in Fogarasch und so sind wir genau in der Mitte und unsere Familien sind in der Nähe. Sicherlich war diese Stelle auch sehr interessant für mich, in Bukarest war ich Lehrkraft und habe mich mit Kulturprojekten für die deutsche Minderheit beschäftigt, hatte aber nicht die Zielgruppe, und Hermannstadt gibt mir die Chance, mich zu entfalten und weitere Projekte umzusetzen.

Welche sind Ihre Schwerpunkte für das Kulturzentrum?

Ich würde gerne viel mehr thematische Workshops anbieten. Ich merke, dass Kinder und Jugendliche sich schwer für langfristige Projekte anmelden, weil sie sicherlich viel zu tun haben. Wir hatten zum Beispiel vorige Woche ein  Projekt zum Thema Märzchen, auch für die Projektwoche „Schule anders” und für die „Grüne Woche” haben wir Angebote.

Was planen Sie für dieses Jahr noch? Zum Beispiel Lesungen, Kinderprojekte?

Lesungen sind im Moment zwar nicht geplant, aber wir bieten zum Beispiel mehrere Kurse an. Wir haben Erfolg mit dem Rumänischkurs, haben da eine Folgegruppe und das freut uns sehr.

Was das Kulturprogramm anbetrifft, werden wir uns an dem Internationalen Theaterfestival beteiligen, mit der Performance „Come As You Are” von Nir de Volff.

Neu ist auch unsere Filmreihe in Partnerschaft mit dem ESTE-Filmfestival. Bis zum Festival zeigen wir alle zwei Monate einen deutschen Film. Zuletzt war dies „Good Bye Lenin” und wir hatten viel junges Publikum, was mich sehr gefreut hat.

Auch Kinderprogramme haben wir, in der Bibliothek gibt es jeden Mittwoch „Lesespaß” für Kinder zwischen 5 und 8 Jahren, wo wir auch Abos anbieten. Für Kinder ab 10 Jahre hatten wir „Deutsch als Fremsprache”-Kurse und die Workshopreihe, die ich selbst mache.

Wie laufen die Sprachkurse?

Gut im Moment, wir haben Kurse sowohl in Präsenz als auch online. Wir haben nicht nur direkte Kunden, sondern auch Firmen. Neu in diesem Modul war auch, dass wir Kurse bis zum C2-Niveau hatten, denn wir hatten einen Kurs für Erzieherinnen, natürlich in Partnerschaft mit dem Goethe-Institut, von dem wir akkreditiert sind. Diese C1- und C2-Kurse sind eher selten.

Ziehen die Leute die Online-Kurse vor, oder doch die in Präsenz?

Immer mehr kommen langsam wieder lieber in Präsenz. Die Anfänger wollen inzwischen auf keinen Fall online lernen, sie verstehen die Wichtigkeit der direkten Kommunikation. Diejenigen, die aber online begonnen haben, wollen auch nicht mehr zurück kommen.  Und das ist auch gut so, denn wir müssen flexibel bleiben und Vieles anbieten.

Sie sprachen über die Ausbildung von Erzieherinnen und Erziehern.

Ja, wir haben auch ein Lehrmittelzentrum hier in der Bibliothek und versuchen, auch Fortbildungen anzubieten. Diese Partnerschaft mit dem Goethe-Institut hilft uns, neue Inhalte darzustellen. Unser Ziel ist, neue Inhalte zu zeigen, die die Lehrkräfte direkt mitnehmen können. Denn am Ende einer Fortbildung muss man „ab der nächsten Woche” bereits Einiges im Unterricht einsetzen können. Wir kämpfen da auch gegen die digitale Müdigkeit und die nachlassende Motivation.

Was planen Sie noch in diesem Jahr?

Am 8. März haben wir ein sehr interessantes Event, zusammen mit dem Deutschen Konsulat in Hermannstadt und der evangelischen Kirchengemeinde. Wir zeigen 3 Filme aus der Reihe „Frauenpower” von Christel Ungar-Ţopescu und das werde ich sicherlich genießen, weil mir das sehr am Herzen liegt. In diesem Bereich sind wir sehr viele Frauen, und es ist gut, dass es so ist, denn wir sind kreativ, wir sind flexibel, wir sind offen und das werden wir sicherlich am 8. März auch feiern.

Mitte September, am Tag der Europäischen Sprachen, feiern wird auch einen Tag der offenen Türen und ich hoffe, es werden auch andere Institutionen mitmachen.

Im Oktober planen wir ein Konzert, ein Projekt der Deutschen Welle in Zusammenarbeit mit dem Goethe-Institut, das „Deine Band” heißt. Diese Band hat jetzt auch einen Namen, „OK, danke, tschüss” und die Band singt Lieder, die gezielt für Deutschlernende geschrieben und komponiert wurden.

Gibt es Probleme mit der Finanzierung der Kulturprogamme?

Ich bleibe optimistisch. Sicherlich gibt es immer wieder Kürzungen und die Kultur leidet in dieser politischen Situation. Wir sind froh, weiterhin eine Finanzierung vom Goethe-Institut zu bekommen. Doch ich kann es  fühlen, dass es Kürzungen gibt, aber wir kämpfen dagegen. Ich finde, wenn die Kulturinstitutionen zusammenhalten und zusammen kämpfen, wird das irgendwann kein Problem mehr sein.

Wie läuft es mit der App, mit der Social Media?

Es läuft sehr gut. Dank der Praktikantinnen, die sehr jung sind und die sozialen Netzwerke besser verstehen, können wir auch gezielt unser Publikum erreichen.

Wie passen sich die Praktikantinnen bzw. die Praktikanten an?

Sehr leicht, weil wir ein sehr kleines Team sind, wir sind auch sehr flexibel. Durch Kulturweit kommen die meisten zu uns.

Wie viele Mitarbeitende und Lehrende sind im Kulturzentrum?

Im Team sind wir zu dritt. Ich kümmere mich auch um die Sprachabteilung, zum Team gehören noch unsere Bibliothekarin Roxana Stoenescu und Iris Ordean, die für die Kulturabteilung zuständig ist. Jede von uns arbeitet an ihren eigenen Projekten, wir unterstützen uns auch gegenseitig. Ich koordiniere als Leiterin die Programme. Dazu kommen auch Praktikantinnen und Praktikanten, zur Zeit sind zwei junge Frauen im Team. Dazu kommt unser Kollegium, das aus 10 bis 12 Lehrerinnen besteht. Wir sind eigentlich ein Frauenteam. Wir haben eine gute Kommunikation, wir treffen uns regelmäßig.

Da möchte ich auch ein großes Dankeschön an mein Team ausrichten. Ich finde, dass wir starke Frauen sind.

Herzlichen Dank.

Veröffentlicht in Aktuelle Ausgabe, Kultur.