Loblied auf die Schönheit jeden Tages

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Mihail Sebastians ,,Jocul de-a vacanța“ ist neueste Premiere am TNRS

Ausgabe Nr. 2810

Premiere: Das Stück „Jocul de-a vacanța“ von Mihail Sebastian hatte am 19. März Premiere am Radu Stanca-Nationaltheater. Unser Bild (v. l. n. r.): Szenenfoto mit Mihai Coman, Cendana Trifan, Ștefan Constantin Chelimîndră, Florin Coşuleţ, Codruţa Vasiu und Ada Bicfalvi.        Foto: TNRS/Răzvan NEGRU

In einem Ferienort in den Bergen, weit weg von der Hektik der Stadt, versuchen einige Leute, ihren Urlaub zu genießen. In der Pension Weber treffen Madame Vintilă, Bogoiu, der Major, Corina, Jeff und Ștefan Valeriu aufeinander und  beschließen, sich vom Leben draußen, von der Gesellschaft und von allen Sorgen des Daseins und des Lebens in einer Welt, die vom täglichen Trott beherrscht wird, abzukoppeln. Das Ferienspiel kann beginnen. „Jocul de-a vacanța“ des rumänischen Autors Mihail Sebastian wurde in Premiere am Sonntag, dem 19. März, im großen Theatersaal des Radu Stanca-Nationaltheaters von den Schauspielern der rumänischen Abteilung aufgeführt. Regie führte Florin Coșuleț.

Ștefan Valeriu ist auf der Suche nach einem Erholungsort, an dem alle Gäste den Lärm und die Probleme der Stadt für mindestens einen Monat vergessen können. So wird die Pension Weber, die abgeschieden im Wald liegt, zum idealen Ort für die Erfindung eines Spiels, des „Ferienspiels“. Das klingt für alle anderen Gäste zunächst absurd, denn alle glauben, dass man nicht leben kann, ohne zu wissen, was in der Welt vor sich geht, ohne das Datum und die Uhrzeit eines jeden Tages zu kennen, ohne mit anderen Menschen kommunizieren zu können.

„Kommt dir ein Liegestuhl wie eine Kleinigkeit vor? Es ist der erste Schritt zur Faulheit, es ist der erste Schritt zum Glück. Wenn ich die Zivilisation manchmal schätze, dann deshalb, weil es ihr gelungen ist, ein so freundliches, faules Ding zu erschaffen. Ein Unmensch hätte das nicht entdecken können. Hör mir zu: Er war ein Dichter“, sagt Ștefan in einem Dialog mit Corina.

Im Gegensatz zu Corina, die das Spiel schneller akzeptiert, lässt sich Bogoiu nicht so leicht überzeugen, denn er hängt zu sehr an der Stadt, an den Krawatten, die er immer trug, und an seiner Tafel, auf der er immer den Tag und den Luftdruck notierte, eine Angewohnheit, die zu einer echten Manie geworden war: „Ich kann so nicht leben. Mit diesem Tag, von dem man nicht weiß, wo er beginnt und wo er endet… Jeder Tag fühlt sich an wie ein einziger langer, langer, langer Tag. (…) Man würde ihn am liebsten im Flug erwischen, ihn an der Kehle packen und fragen: Wie heißt du? Ist dein Name Montag? Ist dein Name Dienstag? Sag es!“

Am Ende überzeugt ihn Corina, indem sie ihm sagt, dass er sich als Schiffskapitän betrachten kann, sein lebenslanger Traum könnte durch dieses Spiel in Erfüllung gehen. Bogoiu lässt sich auf das Spiel ein und ist zudem von Corinas neuer Idee begeistert. Alle sechs Gäste verbringen ihre Tage ohne Kontakt zur Außenwelt und sind immer mehr davon überzeugt, dass sie sich an Bord eines Schiffes befinden. Bogoiu, Jeff und Ștefan verlieben sich in Corina, doch als letztere beschließt abzureisen, sind sie am Boden zerstört. Sie hat sich in Stefan verliebt und zieht es deswegen vor, in die Außenwelt zurückzukehren und für Ștefan ein Geheimnis zu bleiben, ein unbekannter Reisender auf dem Deck eines Schiffes.

Ada Bicfalvi und David Cristian überzeugten das Publikum als Corina und Ștefan.  Foto: TNRS/Răzvan NEGRU

Mit Humor bietet uns Mihail Sebastian in diesem Stück, das inzwischen zum klassischen Repertoire des rumänischen Dramas gehört, nicht nur eine bewegende Meditation über die Liebe, sondern auch ein Loblied auf die Schönheit jeden Tages, die wir im chaotischen Treiben des Alltags zu übersehen pflegen.

Sehr überzeugend interpretierten die sieben Schauspieler/innen ihre Rollen: Florin Coşuleţ als Bogoiu, Ada Bicfalvi als Corina, David Cristian als Ștefan, Cendana Trifan als Madame Vintilă, Ștefan Constantin Chelimîndră als Jeff, Mihai Coman als Major und Codruţa Vasiu als Agnes. Auf der geneigten Bühne ist ein künstlicher Rasen und ein kleines Schwimmbecken eingebaut worden, in dem die Schauspieler in Badekleidung gelegentlich herumplantschten. Zwei gelbe Liegestühle vervollständigten das Bühnenbild. Im Hintergrund wurden Naturbilder auf eine Leinwand projiziert, die zur Atmosphäre sehr viel beitrugen. Ein einziges Lied, das sich am Anfang und am Ende des Stücks wiederholte, und zu dem die Schauspieler tanzten, war Amy Macdonalds „This Is The Life“, ein Gute-Laune-Song, der gewiss auch den Zuschauern im Gedächtnis geblieben ist.

Regisseur Florin Coșuleț schrieb folgendes über „Jocul de-a vacanța“: „Wer bin ich? Wer bist du?…Eine romantische Komödie, inspiriert von einer wahren Geschichte, einer Liebesgeschichte voller unmittelbarer Realitäten, die erst dann zugänglich wird, wenn eine der Figuren beschließt, jegliche Kommunikation mit der Außenwelt abzubrechen – das Telefon, die Zeitung, das Radio, den Bus. Diese Figur verbirgt, mit anderen Worten, die Identität des Gästehauses, in dem die wenigen Touristen untergebracht sind, was zu einer Isolation führt, die für die Beteiligten zunächst schwer zu akzeptieren ist. Aber diese erzwungene Abschirmung zwingt die Teilnehmer, sich des Augenblicks, der Gegenwart und der realen Präsenz des anderen bewusst zu werden, wodurch Beziehungen entstehen, die frei von Schablonen, Verstecken und doppelten Verhaltensweisen sind, die für ein soziales Leben, das an Verstellung gewöhnt ist, charakteristisch sind.“

„Jocul de-a vacanța“ wird am Freitag, dem 31. März, um 19 Uhr wieder aufgeführt. Karten können bei der Theateragentur in der Heltauergasse/Str. Nicolae Bălcescu 17 oder online unter https://www.tnrs.ro/program gekauft werden.

Cynthia PINTER

 

Besetzung

Darsteller: Ada Bicfalvi, David Cristian, Cendana Trifan, Ștefan Chelimândră, Mihai Coman, Codruța Vasiu, Florin Coșuleț

Regie: Florin Coșuleț

Kostüme: Cendana Trifan

Projektmanager: Luminița Bîrsan

 

 

 

Veröffentlicht in Aktuelle Ausgabe, Theater.