In vier Tagen um die Welt

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Ferienmesse Wien hat vom 16. bis 19. März 2023 stattgefunden

Ausgabe Nr. 2810

Urlaubsfeeling pur lautet das Versprechen am Stand der Dominikanischen Republik.                                                                      Foto: RX Austria & Germany

Endlich ist es wieder soweit! Nach jahrelanger, pandemiebedingter Durststrecke öffnet die Wiener Ferienmesse am Donnerstag, 16. März 2023 tatsächlich wieder ihre Tore am Messegelände im Wiener Prater und heißt ihre von Entbehrung geprägte Fangemeinde willkommen. „In vier Tagen um die Welt“ verspricht der Slogan, der den Zeitrahmen dieses Events vorgibt. Selbstverständlich konnten Hardcore-Ferienmessebesucher während Corona ihr Fernweh online im virtuellen Messeraum ein wenig stillen – auch ich habe Ihnen, liebe Leserinnen und Leser darüber berichtet (siehe Hermannstädter Zeitung Ausgabe Nr. 2706/22. Januar 2021: ,,Samen der Reiselust /Online-Reisetag der Ferienmesse Wien 2021″) -, doch jetzt bin ich wieder live dabei: kann mich mit dem Papierticket in der Hand durch das Drehkreuz quetschen, fühle förmlich den heißen Atem des nachfolgenden und drängelnden Besuchers in meinem Nacken, delektiere mich an dem Geräusch hunderter Stimmen, die alle durcheinander quatschen und werde von dem Sog, endlich wieder die (Reise)Welt entdecken zu dürfen, mitgerissen. Herrlich dieses Kribbeln im Bauch inmitten gleichgesinnter Menschen, die gewiss ebenso denken wie Kurt Tucholsky, der da meinte: „Die größte Sehenswürdigkeit, die es gibt, ist die Welt – sieh sie dir an.“

Gesagt, getan! Rein in den Trubel und los geht’s. Ich starte mit den internationalen Destinationen und bewundere gleich zu Beginn das Juwel Islands, die Gletscherlagune Jökulsarlon. Man versichert mir, dass dieser mit Gletschern gefüllte See ein echtes Highlight ist, das ganz oben auf der Liste der Ausflugsziele stehen muss. Glitzernde Eisberge knirschen und stoßen aneinander, während sie sich ihren Weg zum Atlantik bahnen. Ein letzter Blick noch auf das beeindruckendste Naturschauspiel Islands, die Polarlichter und schon bin ich in der Wärme gelandet, dem Unterwasser-Paradies von Malta. In einer der vielen professionellen Tauchschulen animiert man mich zum Apnoetauchen. Dieses Freitauchen – im Gegensatz zum Gerätetauchen hat man hier nur einen Atemzug für den Tauchgang zur Verfügung – erfreut sich immer mehr an Beliebtheit. Geprüfte Tauchlehrer helfen einem durch das Erlernen diverser Entspannungs- und Atemtechniken Ziele zu erreichen, die man für unmöglich halten würde. Mentale Stärke und Selbstvertrauen sind Eckpfeiler dieser Sportart.

Sommer, Sonne, Meer: Kreuzfahrten sind – auch nach Corona – ein Renner. Foto: RX Austria & Germany

Etwas außer Atem und mit erhöhtem Puls begebe ich mich auf eine „grüne“ Spa-Genuss-Flusskreuzfahrt in Europa. Mit dem neuen innovativen Flottentyp E-Motion hat ein großes Schifffahrtsunternehmen seit 2022 seinen ersten Hybrid in Dienst gestellt. Große Batterien ermöglichen es, bereits beim Einlaufen in einen Hafen den Dieselmotor abzuschalten. Aufgrund dieses Technologievorsprungs kommt es zu einer deutlich geringeren Lärmbelästigung als beispielsweise durch einen Lkw. Obendrein wurden die Lüftungsanlagen an Bord so optimiert, dass eine komplette Wärmerückgewinnung möglich ist. Zusätzlich hat man die ganze Flotte mit modernsten Abwasseranlagen ausgestattet, der übriggebliebene Klärschlamm wird im Drei-Wochen-Rhythmus von Spezialunternehmen in großen Häfen entsorgt. Ferner findet das Thema Plastik kaum Raum auf diesen Schiffen, denn es gibt beispielsweise Wasserspender an Bord und jeder Gast hat mittels seiner Nachfüllflasche jederzeit Gelegenheit, frisches Trinkwasser zu zapfen. Ambitioniert und verantwortungsvoll verfährt man mit Food-Waste: es wird das Essen auf den Buffets nicht bis zum letzten Augenblick nachgefüllt, sondern der Nachfrage entsprechend in kleinen Schüsseln angeboten, ganz nach der Devise „less is more“. Man hat die Erfahrung gemacht, dass viele Gäste inzwischen für das Thema Food-Waste sensibilisiert sind.

Drei der ,,Africa’s Big 5″, die als Riesenplüschtiere bei den Ferienmesse-Besucherinnen und -Besuchern Safari-Feeling aufkommen ließen: Löwe, Leopard und Spitzmaulnashorn bzw. Breitmaulnashorn.                                                                                                                                                                                                                                                   Fotos: Ingrid WEISS

Starke Erleichterung macht sich bei mir breit, ich atme tief durch und finde anschließend Zeit für die Seychellen. Wiederum lockt ein Luxushotel, das mit größtmöglicher Rücksicht auf Umwelt und Naturschutz unter Verwendung natürlicher Baustoffe errichtet und in die ursprüngliche Landschaft integriert wurde. Es ist umgeben von drei weißen Stränden mit Sand wie Puderzucker. Ich schließe die Augen, meine Gedanken eilen davon und ich versuche dem Plätschern des Meeres zu lauschen. Wie wäre es mit Inselhopping? Es lockt u. a. die Riesenschildkröte und die unvorstellbar imposante Fauna. Es tut gut zu wissen, dass die Artenvielfalt auf den Seychellen – wie kaum an einem anderen Ort der Welt  – sehr streng beschützt wird.

Ein Brüllen bringt mich jäh zurück in die Realität. ,,Africa’s Big 5″, das sind die fünf größten Tiere Afrikas (Afrikanischer Elefant, Spitzmaulnashorn bzw. Breitmaulnashorn, Kaffernbüffel, Löwe und Leopard) bringen echtes Safari-Feeling auf die Ferienmesse. Die Auswahl dieser ,,Big 5″ bezog sich bei Großwildjägern nicht nur auf die Körpergröße der Tiere, sondern hauptsächlich auf die Schwierigkeit und Gefahren bei der Jagd auf sie. Aber in der Halle D laden ausschließlich realitätsnahe Tierexponate aus Kunststoff zum interaktiven Spielen ein. Infotafeln mit den wichtigsten Fakten rund um das jeweilige Tier eröffnen den Besuchern neue Perspektiven und man ist fast geneigt, in die wilde Tierwelt Afrikas einzutauchen.  Naja, irgendwie bin ich da schon froh, dass meine beiden kleinen, sehr braven Hündinnen auf mich zu Hause warten – ,,Ingrid’s Small 2″!

Ein Abstecher nach Madagaskar – momentan fällt mir der Liedtext „Wir lagen vor Madagaskar und hatten die Pest an Bord…“ ein – lehrt mich, dass diese Insel ein Hotspot der Biodiversität ist. Es handelt sich dabei um biologische Vielfalt von Leben. Alle Lebewesen, ob Tier oder Pflanze unterscheiden sich individuell und geben diese Einzigartigkeit auch an ihre Nachkommen weiter. Madagaskar hat mehrere Nationalparks und gilt als Geheimtipp für erprobte Afrika-Fans!

Tadschikistan lockt mit Trekkingtouren für Fortgeschrittene, der Mutige entscheidet sich für den Aufstieg zum Basislager des K2 oder für die Marangu Route auf das Dach der Welt, den Kilimanjaro. Humaner dagegen klingen Intensivreisen in den Orient oder Usbekistan, Städtereisen werden zur lässigen Herausforderung für den Kulturfreak, Kreuzfahrten in die Arktis und Antarktis lassen niemanden kalt, Weltumsegelungen ohne CO2-Abdruck sind der letzte Schrei, Fern- und Heimweh nach irgendwo benötigen nur mehr einen Atemzug – mir schwirrt der Kopf.

Daher wende ich mich der Hauptbühne inmitten der Halle C zu. Es finden Bühnenshows und zahlreiche Gewinnspiele statt. Diverse Auftritte von Stargästen laden zum Verweilen ein. Obendrein erfährt man die neuesten Reisetrends nach der Pandemie und erhält nützliche Tipps für den nächsten Urlaub. Zusätzlich kann das interessierte Publikum das Reisekino besuchen. In kurzen Vorträgen gibt es dort Reiseberichte und Inspiration für die nächste eigene Reise.

Bevor ich mich von der Vielfalt an internationalen Reisezielen und Urlaubsaktivitäten in diesen Ländern verabschiede, besuche ich noch das diesjährige Partnerland der heurigen Ferienmesse, nämlich Kroatien. Beinahe ein Heimspiel für mich, da ich schon als Kind gemeinsam mit meiner Familie den Sommerurlaub an der kroatischen Riviera verbringen durfte. Später als Studentin gab es mit Freunden diverse Segelturns, die uns auch die verborgene Schönheit Kroatiens abseits der gängigen Tourismusziele eröffneten. Dabei allgegenwärtig: das klare, dunkelblaue Meerwasser der Adria, das im Hochsommer jede Landratte mit seinem kühlen Nass wohlig umspielt. Die Herzlichkeit der Bevölkerung und deren leckere Kulinarik lassen das Herz jedes Urlaubers höher schlagen. Und, mit ein wenig Glück kann man bei einer Bootstour auch das lustige Treiben der Delfine beobachten – nur fünf bis sechs Autostunden entfernt von Wien.

Ich bummle weiter in die angrenzende Ausstellungshalle. Unter der Maxime „Lust auf Österreich“ präsentieren sich hier die wichtigsten Tourismusregionen des Landes in all ihren Facetten, vom über 130 Meter tiefen und größten Tiroler Achensee mit perfekter Wasserqualität bis zu Bad Tatzmannsdorf, dem bedeutendsten Kurort des Burgenlandes. Wer Österreich kennt und liebt, der weiß aber auch, dass gerade bei uns Liebe durch den Magen geht. Im neu integrierten Gastrobereich gibt es schon auf der Messe einen kleinen Vorgeschmack auf den nächsten Urlaub, mit Spezialitäten aus dem ganzen Land. Für Feinschmecker ist sicher auch die eine oder andere Delikatesse für den Vorratsschrank dabei.

Die mannigfachen Eindrücke haben mich müde und hungrig gemacht. Während ich mir eine Wiener Melange und ein Briochekipferl gönne, lasse ich im Geist meine Urlaubshighlights nochmals Revue passieren, streiche ab oder nehme die eine oder andere Destination in die engere Wahl auf. Wieder muss ich Kurt Tucholsky innerlich beipflichten. Es stimmt tatsächlich, wenn er das Reisen als die Sehnsucht nach dem Leben bezeichnet. Auf der Ferienmesse Wien wird diese Sehnsucht vier Tage lang hautnah spürbar!

Ingrid WEISS

Veröffentlicht in Aktuelle Ausgabe, Tourismus.