Improvisationsvermögen gezeigt

Teile diesen Artikel

Drei Powerfrauen zum 8. März im DKH vorgestellt

Ausgabe Nr. 2809

 

Christel Ungar-Țopescu, Ortrun Rhein, Astrid Fodor, Kerstin Ursula Jahn, Caroline Fernolend und Ana-Maria Daneș (v. l. n. r.) bestritten den kurzweiligen Nachmittag im Deutschen Kulturzentrum Hermannstadt. Foto: Werner FINK

Zum Internationalen Frauentag, am 8. März lud das Konsulat der Bundesrepublik Deutschland in Zusammenarbeit mit dem Deutschen Kulturzentrum Hermannstadt (DKH), der Hermannstädter evangelischen Kirchengemeinde  A. B. und dem Deutschen Wirtschaftsclub Siebenbürgen (DWS) zur Vorstellung von drei Filmen aus der Reihe „Frauenpower“ von Christel Ungar-Țopescu von der deutschen „Akzente“-Sendung des Rumänischen Fernsehens,  in der Anwesenheit der Protagonistinnen – Hermannstadts Bürgermeisterin Astrid Cora Fodor, Ortrun Rhein, Leiterin des Dr.-Carl-Wolff-Altenheimes und Caroline Fernolend, Geschäftsführerin und Vizepräsidentin des unter der Schirmherrschaft von Prinz Charles gegründeten Mihai-Eminescu-Trusts (MET) ein.

Zuerst wurde der Film über Ortrun Rhein gezeigt. Dann traten beim Beginn des zweiten Films technische Probleme auf. Die Powerdamen zeigten allerdings, dass sie in heiklen Situationen stets über Improvisationsvermögen verfügen. Angeregt durch die TV-Journalistin Christel Ungar-Țopescu und Konsulin Kerstin Ursula Jahn erzählten die drei Protagonistinnen sozusagen frontal über ihre Tätigkeiten, was den Nachmittag vielleicht noch  interessanter und lebhafter machte als er geplant war. Und natürlich durften auch die zahlreichen Anwesenden Fragen an die Damen richten.

„Als ich erfuhr, dass das deutsche Kulturforum östliches Europa im Bundesplatzkino Berlin am 29. Oktober 2022 die drei  Filme aus der Serie ‚Frauenpower‘ von Christel Ungar-Ţopescu zeigt, da war mir sofort klar: Die will ich auch hier in Hermannstadt zeigen“, hatte Konsulin Kerstin Ursula Jahn in ihrer Bergüßung gesagt. Und sie fügte hinzu: „Und zwar am liebsten am 8. März.“ Einer der in Berlin Anwesenden habe laut Konsulin Jahn die von Christel Ungar-Țopescu porträtierten Frauen als „Mutmacherinnen für viele Frauen“ erlebt haben und gemeint, dass Männer ihr Frauenbild durch solche Filme ändern könnten.

Den internationalen Frauentag gebe es nun seit mehr als 100 Jahren, sagte Jahn und seit mehr als einem Jahr habe Deutschland seine erste Außenministerin und diese habe vor Kurzem die Leitlinien der feministischen Außenpolitik vorgestellt. Die Bundesaußenministerin Annalena Baerbock habe am 1. März dazu gesagt:  „Zuhören, jenen eine Stimme geben, die leise sind oder leise gehalten werden und gemeinsam Veränderungen anstoßen“.

Die Filmreihe „Frauenpower“ wurde 2018 angefangen. „Ich hatte mir damals gedacht, zur Zeit sind sehr viele Frauen in Leitungsstellen vor Ort, über die man eigentlich sehr wenig weiß“, meinte Christel Ungar-Țopescu. „Man sieht sie bei der Arbeit, an der Arbeitsstelle, aber man weiß nichts über sie. Was gibt diesen Frauen diese Energie? Was verleiht ihnen die innere Motivation, so zu sein, wie sie sind? Und das haben wir durch diese drei Filme vorgestellt“.

„Ich denke, in solchen Häusern, wo wir tätig sind, bekommen wir zuerst ein Lächeln und können es dann zurückgeben“, sagte Ortrtun Rhein, die nun ein „drei-Generationenprojekt“ (der Dr. Carl Wolff-Verein betreibt unter ihrer Leitung ein Altenheim, ein Erwachsenen- und ein Kinderhospiz) handhaben muss. „Du machst ein Projekt, du freust dich, dass du Unterstützung hast, und irgendwann ist die Unterstützung mental sehr gut da, aber finanziell immer weniger. Und dann wird es auf diesem Gebiet ein Laufen mit heraushängender Zunge und du musst jeden Monat zu Ende denken, du musst jeden Monat von Neuem beginnen.“ In dem  Bundesinnenministerium habe man Gott sei Dank einen Partner, auf den man sich verlassen kann.

Bürgermeisterin Astrid Fodor hatte erst im Nachhinein erfahren, dass ein Film über sie entstanden ist. Die Autorin des Films, Christel Ungar-Topescu stellte fest: „Das kann man wirklich sagen, dass in Momenten, wo keiner mehr weiter machen kann, dass sie – gemeint ist Astrid Fodor – in sich selbst die Ressourcen findet um vom Neuen zu beginnen“,

„Das kann ich Ihnen sagen: man spricht so oft von Beamten.  Meine Mitarbeiter, mein Team, die  bleiben bis 18-19 Uhr am Abend im Amt. Manchmal machen sie nicht einmal Urlaub. Sie  tun es, weil es ihnen gefällt, weil sie sehen, dass sie geschätzt werden und weil sie Erfolg haben“, sagte Bürgermeisterin Astrid Fodor, in deren Amtszeit nun das neue Stadion am Erlenpark gebaut und eröffnet wurde und zum ersten Mal in der Geschichte des Fußballs in Rumänien die Gastgebermannschaft das Eröffnungsspiel gewonnen hatte.

Caroline Fernolend erzählte davon, wie sie es schaffte, im Dorf Deutsch-Weißkirch/Viscri, das nicht einmal auf der Landkarte eingezeichnet war, den Tourismus aufblühen zu lassen.  1996 war sie auf der ersten Tourismusmesse in Bukarest, um Aufsehen zu erregen, in siebenbürgisch-sächsischer Volkstracht erschienen, wobei sie dann vom damaligen Tourismusminister auf Englisch angesprochen wurde. Außerdem zeigte man bei der Erteilung von Genehmigungen zur damaligen Zeit wenig Verständnis für die ländlichen Verhältnisse, obwohl gerade diese von den Touristen geschätzt wurden. „Deshalb bin ich heute so stolz oder glücklich, dass wir endlich begreifen, dass das in Rumänien auf dem Lande unser Reichtum ist“. Erst interessierten sich die französischen Touristen für das Dorf, dann die Engländer. Von dem Mihai Eminescu Trust wurden in 22 Jahren über 1.300 Projekte durchgeführt, darunter auch ganz kleine Projekte wie z. B. ein Badezimmer für eine Familie.

Infolge der Anmutung eines Professors aus Texas, der 1991 das Dorf besuchte, stellte sich Caroline 1992 zur Wahl und versuchte 28 Jahre lang als Gemeinderätin von Bodendorf/Bunești und für vier Jahre im Kreisrat in Kronstadt der Gemeinschaft zu dienen. „Diese vier letzten Jahre in Kronstadt waren  für mich sehr schwer, weil ich das nicht gespürt habe bei meinen Kollegen,  dass man für dieses Vertrauen, dass uns die Menschen schenken, wenn sie uns wählen, eine Pflicht hat, etwas für sie zu tun“, meinte Fernolend.

Christel Ungar- Țopescu hat übrigens noch zwei Filme über starke Frauen gemacht und zwar über Sigrid Haldenwang, die langjährige Leiterin der Wörterbuchstelle und Helga Pitters, die u. a. den Weltgebetstag in Hermannstadt jahrelang geleitet hat.

Ein Fazit: Nun, dass Frauen heutzutage, in Sachen Karierre wenigstens,  dasselbe erreichen können wie Männer und mit Hingabe und Erfolg arbeiten, ist gewiss. Und dennoch schoss es einem beim Auftreten des kleinen technischen Fehlers unwillkürlich durch den Kopf: Ob nicht auch starke Frauen ab und zu die freundliche Unterstützung eines Mannes brauchen? Ein Ziel ist nun, die Filme in Zukunft in einem Kino zu zeigen.

Werner FINK

Veröffentlicht in Aktuelle Ausgabe, Allgemein.