,,Keyserling & Keyserling“ in der Galerie Galateca
Ausgabe Nr. 2808
Noch bis zu diesem Wochenende zeigt die Bukarester Galerie Galateca Arbeiten von Rodica von Keyserling (Malerei), und ihrer Tochter Sorina von Keyserling (Skulptur). Die Ausstellung wurde von dem Leiter des Michelsberger Kunsthaus 7B, Thomas Emmerling, initiiert und kuratiert. „Es ist eine der nobelsten Ausstellungen in Bukarest seit langem,“ beschreibt Emmerling das Projekt. „Nicht wegen dem Grafentitel im Namen der Künstlerinnen, sondern weil beide, Mutter Rodica und Tochter Sorina, in ihrer Arbeit der figurativen Kunst die Würde zurück geben“.
Rodica von Keyserling wurde 1945 in Bukarest geboren, ihre Eltern stammten aus Birthälm (damals Kreis Mediasch, heute Kreis Hermannstadt). Heute lebt und arbeitet die Malerin, die für ihre außergewöhnlichen Stillleben bekannt ist, in Kassel. Tochter Sorina wurde 1972 in der Bundesrepublik Deutschland geboren und lebt und arbeitet heute als freischaffende Künstlerin in Berlin.
Das Besondere an der Ausstellung ist nicht nur, dass Mutter und Tochter ihre Arbeiten gemeinsam zeigen, sondern eben auch die Lebensgeschichten, die sich in den rumänischen Vornamen und den deutschen Familiennamen widerspiegeln. Letztlich ist die Familie von Keyserling eine der ältesten deutsch-baltischen Adelsfamilien, aus der zahlreiche Künstler und Diplomaten hervorgegangen sind. Am bekanntesten dürften der Philosoph Hermann Graf von Keyserling (1880-1946) und der Religionsphilosoph Arnold von Keyserling (1922-2005) sein. Die Bildhauerin Sorina von Keyserling stammt in direkter Linie von dem ehemaligen preussischen Außenminister und späteren deutschen Reichskanzler Fürst Otto von Bismarck (1815-1898) ab.
Rodica von Keyserling hatte zunächst in Bukarest Malunterricht bei Sabin Bălașa (1932-2008) genommen, einem der letzten Vertreter des rumänischen Surrealismus. Nachdem ihr mehrfach die Aufnahme an die Kunstakademie verweigert wurde, verließ Rodica das Land und studierte in Wien, später dann bei Manfred Bluth (1926-2002) in Kassel. Bluth gründete den „Künstlersonderbund“ für zeitgenössische figurative Kunst in Berlin. Rodica von Keyserling ist heute noch ein aktives Mitglied dieser Künstlergruppe. Ihre Stillleben und Portraits sind keineswegs langweilig oder verstaubt, eher im Gegenteil, da gibt es Stillleben mit Feuerwerkskörpern oder mit altem Obst. Die Sujets haben etwas Surreales an sich, aber es sind durchaus mögliche Situationen, die immer wieder Einflüsse aus der Heimat zeigen. Rodica von Keyserling arbeitet die Details photorealistisch aus, nützt klassischen Bildaufbau und einen Humor, der an Renè Magritte erinnert. Die Malerin ist unweit der Galerie in einer Seitenstraße des Magheru Boulevards aufgewachsen und zurück gekehrt, um 56 Jahre nach dem sie das Land verlassen hat, gemeinsam mit ihrer Tochter zum ersten Mal in Bukarest auszustellen.
Sorina von Keyserling kam ursprünglich vom Tanz und hat erst spät ihre wahre Berufung, die Bildhauerei für sich entdeckt „wobei ich immer irgendwie wusste, dass es dies ist, was ich tun will“. Sorina von Keyserling bleibt in ihren Figuren und Portraits der realistischen Darstellung treu, die allenfalls mit zeitgenössischen Aspekten bereichert wird, z.B. einem Nachthemd oder einer Frisur. Sorina von Keyserling liebt es, Details zu beobachten, hat dabei eine sehr schnelle und tiefgehende Auffassungsgabe, lässt das eben Erlebte durch die Arme und Hände in den Ton oder Gips fließen. Die Figuren werden meistens in Bronze gegossen, sie zeigt aber auch Arbeiten aus Gips und gebranntem Ton. Sorina von Keyserling hat u.a. das Canaletto Denkmal in der Stadt Pirna gefertigt und die bekannte Sissi-Büste für das Romy Schneider-Museum in Schloss Klein Loitz bei Cottbus. Ausstellungen in London, Wien und Berlin runden das Profil der Bildhauerin ab.
Im Mai soll „Keyserling & Keyserling“ in der Galerie Frank in Wien gezeigt werden.
E. T.