Das Holz ist die Inspiration

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Gespräch mit den Künstlern Oana und Remus Cipariu über ihre Unikate aus Holz

Ausgabe Nr. 2808

Remus und Oana Cipariu nebst einigen ihrer Produkte. Foto: Cynthia PINTER

Wenn ein Hobby zur Leidenschaft und zum Beruf wird, dann sieht man das besonders an dem Resultat. Bei „ROC Art“ gibt es nur Unikate aus Holz, die mit viel Liebe und Geschick hergestellt wurden. Hinter dem Namen stecken zwei Künstler, das Ehepaar Oana und Remus Cipariu, die seit 2017 Lampen und Dekorationsobjekte, aber auch Schmuck und Accessoires aus recyceltem Holz in ihrer Werkstatt in Orlat bei Hermannstadt herstellen. Mit Oana und Remi sprach HZ-Redakteurin Cynthia P i n t e r über ihre bisherige Arbeit und weitere Zukunftsprojekte:

 Wie hat eure Leidenschaft für Holzarbeit begonnen?

Oana Cipariu (O. C.): Wir haben beide hier an der Lucian Blaga-Universität Restaurierung und Konservierung studiert, wo wir uns auch kennengelernt haben. Ich hab schon 2005 während des Studiums bei einer Firma für Möbelrestaurierung Praktikum gemacht, was mir sehr gut gefallen hat. Nach dem Studium habe ich ebenda 10 Jahre lang Stilmöbel restauriert. Da hat meine Leidenschaft für die Arbeit mit Holz begonnen.

Remus Cipariu (R. C.): Bei mir war es ein wenig anders, mein Fachbereich war Steinrestaurierung und ich habe auch anfangs mehrere Steinreliefs an den Torbögen in der Oberstadt Hermannstadts restauriert. Unter anderem hab ich am Steinportal des Weidner-Hauses auf dem Großen Ring Nummer 16 gearbeitet.

Remus Cipariu beim Bearbeiten einer Baumscheibe mit einer Oberfräse in seiner Werkstatt in Orlat. Foto: Cynthia PINTER

Dein Vater, der bekannte, 2020 verstorbene Volksmusikinterpret Sergiu Cipariu, hat doch auch hobbymäßig Zymbale gebaut. Hast du damals mitgeholfen, Remi?

R. C.: Ja, da haben wir alle mitgeholfen, die ganze Familie. Das begann damit, dass mein Vater ein altes ungarisches Zymbal gekauft hatte, ein Bohak, das wir zusammen restauriert haben. Später haben wir eine verbesserte Variante dieses Zymbals aus Ahornholz von Null aufgebaut. Danach folgten mehrere Zymbale, die letzten zwei sind nach dem Tod meines Vaters entstanden. Mein Bruder Romulus, der Zymbal-Spieler ist, hat natürlich mitgebaut und alle auch getestet und bespielt.

O. C.: Aber das Zymbalbauen war ein Zwischenprojekt und galt nicht als Inspiration für das, was wir heute produzieren.

R. C.: Das stimmt. Mein Großvater väterlicherseits war Tischler und mein Vater hat die Holzarbeit schon von Kind auf geliebt. Doch er hat es nie beruflich gelernt. Später, als er mit der Familie nach Orlat gezogen ist, hat er sich eine Tischlerwerkstatt hinten im Hof eingerichtet, wo er immer wieder gewerkelt hat. Als wir nach dem Studium auch nach Orlat gezogen sind, hatten wir bei der Einrichtung des Hauses eine weiße kahle Wand im Wohnzimmer, die wir verschönern wollten. Dann kam Oana die Idee sie mit Holzrondellen zu dekorieren. So hat alles begonnen.

Oana Cipariu beim Bestreichen des Holzes einer Lampe mit einem Mittel gegen Wurmstich. Foto: Cynthia PINTER

O. C.: Etwa zur gleichen Zeit, das war 2017, sind zwei Freundinnen in ein neues Haus gezogen. Sie hatten in ihrer alten Wohnung das Panorama von Hermannstadt mit den drei Türmen von Hermannstadt, dem Ratturm, dem Turm der evangelischen und der katholischen Kirche auf einer Wand gemalt. Wir wollten das, was sie dort auf der Wand hatten, auf Holz wiedergeben. Das haben wir auch geschafft und ihnen zum Umzug geschenkt. Das Kunstwerk hängt bei ihnen im Haus und war unser Anreiz, Unikate aus Holz herzustellen. Zuerst waren es nur Geschenke für Freunde, wie zum Beispiel den „Baum des Lebens“ aus Holzrondellen. Alles aus recyceltem Material.

Wie seid ihr auf die Idee gekommen Lampen aus Holz herzustellen?

R. C.: Das kam deswegen, weil ich das gedämmte Licht sehr mag, ich hasse es geblendet zu werden. Zuerst haben wir Lampen für uns hergestellt. Das waren Hänge- und Stehlampen aber auch Nachttischlampen.

O. C.: Und dann haben Freunde die Lampen gesehen und wollten auch welche haben für sich, aber auch zum Verschenken. Es kamen die Bestellungen: Ich muss zu einem Geburtstag, machst du mir nicht auch so eine Lampe?, fragten sie immer.

R. C.: Zum Glück hatten wir schon alle Werkzeuge dafür von meinem Vater geerbt. Kreissäge, Abricht- und Dickenhobel waren schon vorhanden.

O. C.: Ja, dann haben wir zwei alte Tischlerbänke gefunden und restauriert. Die benutzen wir seitdem auch. Mein Bruder ist übrigens gelernter Elektriker und hat Remi beigebracht, wie man die Lampen am besten anschließt. Das muss nämlich auch gelernt sein.

Was ist schwer am Bau einer Lampe?

R. C.: Es ist schwierig, drei oder vier Glühbirnen an denselben Schutzschalter anzuschließen oder zum Beispiel zwei Glühbirnen an einen Stromkreis und zwei Glühbirnen an einen anderen Stromkreis anzuschließen. Bei einer Nachttischlampe ist es schwierig, den Stromkabel so im Holz einzubauen, dass er nicht sichtbar ist, von der Glühbirne, die meistens oberhalb des Holzstativs ist, bis unten zum Schalter. Das hab ich alles durch Übung herausgefunden.

Woher beschafft ihr das Holz für die Lampen und die Dekorationsgegenstände?

O. C.: Wir arbeiten ausschließlich mit altem Holz, darum sind auch alle Dinge, die wir herstellen, Unikate. Es gibt kein Stück Holz, das einem anderen ähnelt. Das Holz kommt von den verrücktesten Orten. Es gibt bei uns keinen Waldspaziergang, ohne dass Remi ein schönes Stück Holz am Wegesrand findet und mitnimmt, manchmal auch Baumwurzeln. Oft haben wir mit dem Holz auch Ameisen und andere Insekten noch mitgebracht. Sogar unsere Kinder wissen Bescheid. Im Sommerurlaub kamen sie vom Strand mit Ästen angerannt, denn die braucht der Papa bestimmt.

R. C.: Auch wenn wir zum Grillen bei Freunden eingeladen sind, schau ich nach, was sie da ins Feuer werfen. Ich finde immer ein schön geformtes Stück Holz, das zu Schade zum Verbrennen ist.

Mit welchem Holz arbeitet ihr am liebsten?

R. C.: Mit gestocktem Buchenholz. Das Holz wird durch äußere Einflüsse und den Befall von Pilzen angegriffen und zersetzt. Daraus resultiert eine Maserung und Verfärbung des Holzes, was aus jedem Stück ein Unikat werden lässt. Ich arbeite aber auch sehr gerne mit Nuss-, Weiden- oder Eschenholz. Aber alle Holzarten haben ihre eigene Schönheit.

Womit behandelt ihr das Holz?

O. C.: Wir bestreichen das Holz nur mit einem Mittel gegen Wurmstich und danach je nach Produktart mit Leinöl, Kokosöl oder Bienenwachs.

Welcher ist euer Arbeitsprozess? Woher nehmt ihr die Inspiration?

O. C.: Das Holz ist die Inspiration. Wenn Remi sich das Holz ansieht, kann er sich schon vorstellen, was daraus wird: eine Lampe oder ein Dekorationsartikel. Für ihn ist es nicht bloß ein Stück Holz, das im Graben am Wegesrand liegt.

Und mit dem Holz verbunden haben wir auch andere Materialien, wie zum Beispiel besondere Flaschen, die wir geschnitten und zu einem Lampenschirm umfunktioniert haben. Das gab ein ganz besonderes Licht, vor allem wenn die Flasche aus mattem Glas bestand.

Wann habt ihr begonnen, eure Produkte zu verkaufen?

O. C.: Das war während der Pandemie. Wir wurden immer öfter gefragt, wo man unsere Ware kaufen kann. Also haben wir begonnen bei verschiedenen Märkten in Hermannstadt unsere Produkte anzubieten. Und weil man Lampen wegen der Größe schwer an Ständen verkaufen kann, haben wir begonnen kleine Dekorationsartikel herzustellen. Zum Beispiel hatten wir Holz-Osterhasen für den Ostermarkt am Huetplatz letztes Jahr geschnitzt. Unter anderem hatten wir einen Stand beim Handmade-Markt „Creative Buzz“, aber auch beim Festival „Focus in the Park“.

Woran arbeitet ihr gerade?

O. C.: Für den 1. März hatten wir mehrere Bestellungen für Märzchen aus Holz. Eines unserer Zukunftsprojekte ist es Kupfer und Messing mit Holz zu kombinieren. Mehr möchten wir nicht verraten. Jetzt arbeite ich an Schmuck aus Kupfer mit Halbedelsteinen, das sind Ohrringe, Anhänger oder Ringe mit Kupferfassung. Dieses Jahr möchten wir übrigens auch außerhalb von Hermannstadt an Handmade-Märkten teilnehmen.

Wo kann man eure Produkte sehen?

O. C.: Zur Zeit nur online auf Facebook: https://www.facebook.com/rocartwood oder Instagram: rocart_wood, aber bald wieder auf den Märkten in Hermannstadt und Umgebung.

Herzlichen Dank für das Gespräch! 

 

ROC Art

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Tel.: 0741-063262

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