Faschingsmusik in der evangelischen Stadtpfarrkirche
Ausgabe Nr. 2806
Orgel- und Vogelpfeifen sowie Tschinellen und bunte Krepppapierschleifen versetzten am Freitag und am Samstag der Vorwoche die in der Ferula der Hermannstädter evangelischen Stadtpfarrkirche Anwesenden in Faschingslaune.
Ein Kontrastprogramm zu den üblichen musikalischen Angeboten in der evangelischen Stadtpfarrkirche war das schon, was sich die Stadtkantorin Brita Falch-Leutert und der Musikwart Jürg Leutert hatten einfallen lassen, um diese Faschingslaune zu verbreiten. Bei der halbstündigen Mittagsmusik am Freitag und bei der Abendmusik am Samstag griff Jürg Leutert schon mal zu Tschinellen – z. B. bei der ,,Sonata per Organo“ von Vincenzo Bellini – um seine Gattin beim Orgelspiel zu begleiten, oder trällerte auf tönernen Vogelpfeifen ebenfalls zur Begleitung des einem anonymen Siebenbürger von 1810 zugeschriebenen ,,Thema mit 5 Variationen“. Brita Falch-Leutert spielte dann alein auf der Samuel Mätz-Orgel (1811) aus Martinsberg 5 Tänze aus dem Toggenburg (1850) und am Samstag ließen beide Musiker an der Mätz-Orgel und an der Johannes Hahnorgel (1748) den ,,Hochzeitsmarsch der Trolle“. Zuletzt durften auch die Anwesenden mitsingen beim ,,La paz del Senor“, zu dem Brita Falch-Leutert ein von ihr komponiertes ,,Postludium Latinum“ zum Besten gab.
Zwei eher ungewöhnliche Veranstaltungen. Wie Stadtpfarrer Kilian Dörr am Samstagabend sagte, habe es früher sogar ,,Karnevalsgottesdienste“ gegeben, in denen die Anwesenden sich über die ,,Prediger“ lustig machten, indem sie diese mit Tierlauten aller Art ausbuhten. Karneval sei eine Zeit, in der es weder oben noch unten, weder groß noch klein, jung oder alt gebe sondern alle seien gleich und hätten Spaß, erläuterte Stadtpfarrer Dörr. Beatrice UNGAR